Hinterräder eines Fahrrads der Marke Canyon werden von einem Mitarbeiter begutachtet (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Thomas Frey)

"Können wir nicht nachvollziehen"

Canyon äußert sich zu Forderungen der IG-Metall

Stand

Die IG Metall forderte den Koblenzer Fahrradhersteller Canyon jüngst auf, seine Mitarbeitenden nach Tarif zu bezahlen. Nach Angaben der Gewerkschaft bekommen diese teilweise zwischen 30 und 40 Prozent weniger Lohn als Angestellte in vergleichbaren Unternehmen. Nun äußert sich das Unternehmen selbst.

"Die Vergleiche und Rechenmodelle, die die IG Metall formuliert, können wir nicht nachvollziehen", heißt es in einem Statement, das dem SWR seit Freitag vorliegt. Das Unternehmen suche "stets einen offenen Austausch mit dem Canyon Team und dem Betriebsrat" und habe sich nun mit der IG Metall zu einem Treffen verabredet. "Auf Basis der Wünsche und Bedürfnisse der Belegschaft sind wir stets bereit, uns weiterzuentwickeln und gemeinsam konkrete Lösungen zu erarbeiten", so der Wortlaut in der Antwort auf eine SWR-Anfrage unmittelbar nach dem Pressegespräch der Gewerkschaft am Mittwoch.

Schon getroffene Maßnahmen ausreichend?

Canyon hebt außerdem hervor, erst im Januar gemeinsam mit dem Betriebsrat ein Konzept zur Entgeltentwicklung in diesem Jahr auf den Weg gebracht zu haben. Zu diesem gehöre ein Inflationsbonus in Höhe von 2.000 Euro, den das Unternehmen im Februar ausbezahlt habe, sowie eine "kollektive Gehaltserhöhung" - über alle Aufgabenbereiche hinweg. Der Schwerpunkt läge auf Erhöhungen für Mitarbeitende in niedrigeren Lohnsegmenten. Das Urlaubs- und Weihnachtsgeld werde um 25 Prozent angehoben.

Wenngleich das Unternehmen selbst betont, die leistungs- und marktgerechte Bezahlung der Mitarbeitenden habe oberste Priorität, schildert Ali Yener von der IG Metall Koblenz, dass viele Canyon-Beschäftigte auf einen Nebenjob angewiesen seien, um über die Runden zu kommen. Das sei nicht hinnehmbar, hieß es beim Pressegespräch, das der Stellungnahme von Canyon voranging.

Das Firmengebäude des Fahrrad-Herstellers Canyon in Koblenz. Die Marke zählt zu den beliebtesten Sporträdern im deutschsprachigen Raum. (Archivfoto) (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Das Firmengebäude des Fahrrad-Herstellers Canyon in Koblenz. Die Marke zählt zu den beliebtesten Sporträdern im deutschsprachigen Raum. (Archivfoto)

Auch Inflation spielt Rolle bei Forderung

Die Gewerkschaft fordert deshalb nach eigenen Angaben mehr Geld, aber auch bessere Arbeitszeiten, wie beispielsweise eine 35- statt einer 40-Stunden-Woche für die Beschäftigten bei Canyon. Grundsätzlich sei man froh über den bedeutenden Arbeitgeber in der Region: Als Canyon-Beschäftigter identifiziere man sich mit dem Unternehmen, freue sich morgens auf die Arbeit und über die Möglichkeit, an einem tollen Produkt zu arbeiten, führt Markus Friedel von der IG Metall aus.

Dennoch werde der Unmut bei den Beschäftigten des beliebten Arbeitgebers größer, denn spätestens, wenn eine Familie zu ernähren sei, reiche "die Freude an der Arbeit nicht mehr aus" - dann sei eine entsprechende Entlohnung fällig. "Und an dem Punkt sind wir jetzt, wo immer mehr Beschäftigte sagen, auch durch die hohe Inflation: 'Ich kann es mir nicht mehr leisten, bei Canyon zu arbeiten.' Und deshalb fahren wir den Prozess."

Verhandlungen sollen noch in diesem Monat starten

Der Fahrradhersteller hat rund um Koblenz den Angaben zufolge mehr als 1.100 Beschäftigte. Ende März soll es erste Sondierungsgespräche zwischen der IG Metall und Canyon geben.

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SWR