Im Werk in Kirchheimbolanden will BorgWarner weitere 300 Arbeitsplätze abbauen.

Bis Oktober soll Strategie erarbeitet werden

Wie BorgWarner den nächsten Stellenabbau in Kirchheimbolanden umsetzen will

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Sebastian Stollhof
Sebastian Stollhof

Bei BorgWarner in Kirchheimbolanden sollen weniger Arbeitsplätze als zunächst befürchtet abgebaut werden. Der Wandel zur Elektromobilität ist für den Automobilzulieferer eine Herausforderung.

"Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen." Das sagt Andreas Denne, der Werkleiter von BorgWarner in Kirchheimbolanden. Nach monatelangen Verhandlungen hatten Geschäftsführung, Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall einen Kompromiss gefunden. Der Betriebsratsvorsitzende Peter Schmitt berichtet, dass dafür zuletzt eine 17-stündige Verhandlungsrunde notwendig gewesen sei. "Auch wenn weitere Stellen abgebaut werden, ist es positiv, dass wir nun einen Kompromiss haben. Positiv ist auch, dass der Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen vorgenommen werden soll", sagt Schmitt.

Künftig noch 700 Mitarbeitende in Kirchheimbolanden

Bis zum Jahr 2028 soll das Personal demnach auf 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reduziert werden. Im Zuge der im Jahr 2021 gestarteten Standortstrategie "Kibo 4.0" wurden die Mitarbeiterzahlen bereits von 1.611 auf 1.200 reduziert. Dies sei unter anderem mit einem Freiwilligenprogramm und Altersteilzeitmodellen sozialverträglich gelungen. Ende des Jahres 2024 sollen noch rund 1.000 Beschäftigte im Werk des Automobilzulieferers tätig sein, wie Schmitt berichtet. Nach dem Kompromiss sei dann bis Ende 2028 der Abbau von weiteren 300 Stellen geplant.

Kirchheimbolanden

Grundsatzpapier unterzeichnet Kompromiss bei BorgWarner in Kirchheimbolanden - weniger Stellen werden abgebaut

Bei BorgWarner in Kirchheimbolanden gibt es einen Kompromiss: Es sollen weiterhin Stellen gestrichen werden, allerdings nicht in dem Umfang wie zunächst befürchtet.

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Auch diese 300 Stellen sollen auf sozialverträglichen Wegen reduziert werden, wie Schmitt und Werkleiter Denne im Gespräch mit dem SWR sagen. "Wir gehen davon aus, dass wir die Hälfte davon über Altersteilzeit oder rentennahe Jahrgänge abbauen können", so der Betriebsratsvorsitzende.

Aus der Verbrennermotoren macht BorgWarner zu schaffen

Der Grund für den erneuten Stellenabbau liegt nach Angaben von Denne im weitgehenden Aus von Verbrenner-Motoren ab dem Jahr 2035. Demnach dürfen nur noch E-Autos oder Autos, die mit klimafreundlichen synthetischen Kraftstoffen betankt werden, weiter verkauft werden. Das führe zu Umsatzverlusten, weshalb das Unternehmen reagieren müsse. "Die Wertschöpfungskette eines Verbrennerfahrzeugs ist eine komplett andere als bei einem batterielektrischen Fahrzeug. Das hat nicht mehr so viele werthaltige Bauteile", sagt Denne.

Ursprünglich stand sogar der Abbau von mehr als der Hälfte der rund 1.200 Stellen im Raum. Das habe auch deswegen verhindert werden können, weil BorgWarner in Kirchheimbolanden einen größeren Auftrag für den E-Booster - ein elektrisch angetriebener Verdichter - erhalten hat. Dies solle eine Brücke zu neuen Produkten bilden. Das Unternehmen arbeite derzeit an einer Entwicklung, die nichts mit der Automobilindustrie zu tun hat, sondern mit dezentraler Energieerzeugung, berichtet der Werkleiter. Weitere Details hierzu könne er aufgrund des laufenden Entwicklungsprozesses noch nicht nennen.

Mitarbeiter von BorgWarner müssen sich auf Wandel einstellen

Klar sei aber, dass sich Mitarbeitende in solchen Zeiten des Wandels auch umstellen müssten. Hier seien bereits interne Programme aufgestellt worden. Was den neuen Tarifvertrag betrifft, seien hingegen noch so einige Gespräche zu führen. Verschiedene Fachgruppen, die sich um unterschiedliche Themen kümmern, seien gegründet worden. Dabei gehe es auch darum, eine Strategie für die Zukunft zu erstellen. Bis Oktober soll alles erarbeitet sein.

Weiterhin 50 Auszubildende bei BorgWarner in Kibo

Einigkeit herrsche bereits darüber, dass auch in Zukunft rund 50 Auszubildende im Werk in der Donnersberger Kreisstadt tätig sein sollen. Zudem werde an einer sogenannten Ein-Campus-Strategie gearbeitet. Schon länger klar ist, dass ein Borg-Warner-Standort in der Robert-Bosch-Straße in den Hauptbereich in der Marnheimer Straße integriert wird. Dort befindet sich auch ein Entwicklungszentrum. Im Zuge der Verhandlungen für den Tarifvertrag werde sich zeigen, wie es mit dem Logistikzentrum an der Landesstraße 401 weitergehe. Hier ist das Unternehmen Mieter.

"Wir müssen im Prozess nun sehen, wie der Platzbedarf aussieht und was sich alles am Standort in der Marnheimer Straße unterbringen lässt", sagt Denne. Auch wenn die Konzentration auf einen Standort in Kirchheimbolanden für manche Mitarbeitende eine große Umstellung sei, so habe das durchaus auch Vorteile, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Gerade, wenn so manche Mitarbeitende künftig eventuell umgeschult werden müssten.

BorgWarner schließt Standorte in Ketsch und Ludwigsburg

Der Werkleiter zeigt sich zuversichtlich, dass BorgWarner in Kirchheimbolanden der Wandel in eine Zeit mit neuen, anderen Produkten gelingen kann: "Ich bin davon überzeugt, dass wir die richtigen Menschen dafür an an Bord haben." Peter Schmitt zeigt sich froh darüber, dass es in Kirchheimbolanden weitergeht. In Ketsch wurde im vergangenen Jahr ein Standort von BorgWarner geschlossen, in Ludwigsburg soll Ende 2024 die Produktion eingestellt werden. Dort werden Glühkerzen und sogenannte Hochvoltwasserzuheizer gefertigt.

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