Was ist Kerosin?
Wann und warum lässt ein Flugzeug Kerosin ab?
Wer entscheidet über einen Kerosinablass?
Was passiert, wenn Kerosin abgelassen wird?
Wie viel Kerosin lässt ein Flugzeug ab?
Wie oft wird Kerosin abgelassen?
Wo wird in Deutschland Kerosin abgelassen?
Wie schädlich ist Kerosin für Menschen?
Wie schädlich ist Kerosin für die Umwelt?
Was tut das Land RLP?
Mehrere tausend Flugzeuge sind jeden Tag am Himmel über Deutschland unterwegs. Und immer wieder kommt es vor, dass ein Flugzeug in der Luft Kerosin ablässt. Jeder einzelne Vorgang wird auf der Internetseite des Luftfahrt-Bundesamtes dokumentiert. Verglichen mit mehreren Millionen Flügen pro Jahr, ist die Zahl der Kerosinablässe in Deutschland eher gering.
Dennoch gibt es Kritik daran, zum Beispiel aus Rheinland-Pfalz. Das Bundesland ist nämlich immer wieder von Kerosinablässen betroffen. Somit trifft es auch oft den Pfälzerwald. Er ist das größte zusammenhängende Waldgebiet in Deutschland, ein Großteil davon ist geschütztes Biosphärenreservat. Das genau hier immer wieder von Flugzeugen Kerosin in die Luft gesprüht wird, finden viele Einwohnerinnen und Einwohner nicht gut. Sie sorgen sich um die Gesundheit der Menschen und um die Natur.
Was ist Kerosin?
Kerosin ist ein Kraftstoff, der in der kommerziellen Luftfahrt genutzt wird, um die Turbinen der Flugzeuge anzutreiben. Es handelt sich um ein farbloses, flüssiges Kohlenwasserstoffgemisch.
Genau wie Benzin oder Diesel wird Kerosin aus Erdöl hergestellt. Allerdings ist seine Produktion wesentlich günstiger. Deshalb konnte sich Kerosin in der Luftfahrt mit ihrem großen Treibstoffbedarf als gängiger Kraftstoff durchsetzen.
Dem Kerosin sind Additive, also Zusatzstoffe beigemischt. Die sorgen zum Beispiel dafür, dass es auch bei sehr niedrigen Temperaturen, die in der Höhe herrschen, noch flüssig bleibt. Oder sie verhindern, dass sich Ablagerungen an der Turbine bilden.
Wann und warum lässt ein Flugzeug Kerosin ab?
Nach Angaben des Luftfahrt-Bundesamtes ist ein sogenannter Treibstoffschnellablass eine Notfallmaßnahme, die nur in Ausnahme- oder Notsituationen vorkommt. So lässt ein Flugzeug Kerosin ab, wenn es einen medizinischen Notfall an Bord gibt oder aber ein technisches Problem. Das ist auch nach EU-Recht erlaubt.
Flugzeuge leeren im Notfall ihre Tanks, um Gewicht zu verlieren und notzulanden. Denn die Überschreitung des Landegewichtes kann laut Landesumweltministerium für eine zusätzliche Gefährdung von Menschen und Flugbetriebs in der jeweiligen Notsituation darstellen.
Wer entscheidet über einen Kerosinablass?
Da ein Flugzeug nur im Notfall Kerosin abpumpen darf, entscheidet darüber auch nur die Besatzung des Cockpits, so das Luftfahrt-Bundesamt. "Sie ist unmittelbar verantwortlich für die Unversehrtheit von Passagieren, Crew und Flugzeug." Pilot oder Pilotin müssten die Notlage bewerten und dann entscheiden, wie damit umgegangen wird.
Treibstoffschnellablass: Was passiert dabei?
Nicht jedes Flugzeug ist in der Lage Kerosin abzulassen. Dafür braucht es nämlich einen sogenannten Treibstoffnotablass. Den haben nach Angaben des Luftfahrt-Bundesamtes vor allem Langstreckenflugzeuge. Also Maschinen, die weit fliegen müssen und einen größeren Tank haben. Zum Beispiel der Airbus A380 oder die Boing 747. Teilweise können aber auch kleinere Flugzeuge Kerosin ablassen und auch Militärflugzeuge haben entsprechende Vorrichtungen, vor allem Kampfflugzeuge.
Das Kerosin befindet sich in der Tragfläche eines Flugzeugs. Am Ende der Tragfläche sind dünne Rohre. Aus diesen wird im Notfall Treibstoff gepumpt, so das rheinland-pfälzische Umweltministerium. Das Kerosin werde dann "in feinste Tröpfchen zerstäubt und durch die Turbulenzen hinter dem Luftfahrzeug als Nebel verteilt". Je nachdem, wie viel Kerosin abgelassen wird, kann das laut Experten bis zu 45 Minuten dauern.
Wie viel Treibstoff lässt ein Flugzeug im Notfall ab?
Das ist ganz unterschiedlich und hängt auch davon, wie lange ein Flugzeug schon in der Luft war und dann für einen Notfall früher landen muss. Über Rheinland-Pfalz mit dem Pfälzerwald wurden beispielsweise im Jahr 2021 im Schnitt 19 Tonnen Kerosin abgelassen.
Fuel Dumping: Wie oft passiert das?
Nachzulesen ist das auf der Internetseite des Luftfahrt-Bundesamtes. Dort muss jeder einzelne Kerosinablass am Himmel über Deutschland dokumentiert werden. Im August 2022 waren es zum Beispiel 89 Tonnen Kerosin von einer Passagiermaschine. Der Grund: ein technisches Problem.
Wo wird in Deutschland Kerosin abgelassen?
"Es gibt keine festgelegten Lufträume für Treibstoffablässe", so das Luftfahrt-Bundesamt. Vielmehr sei es eine individuelle Entscheidung in jedem Einzelfall. Notsituation gebe es meist kurz nach dem Start eines Flugzeugs, zum Beispiel technische Probleme. Deshalb werde Kerosin in den meisten Fällen in der Nähe des Startflughafens abgelassen. Das Land Rheinland-Pfalz und damit auch der Pfälzerwald ist nach eigenen Angaben besonders oft davon betroffen, wegen der Nähe zum Frankfurter Flughafen.
Wie schädlich ist Kerosin für Menschen?
Nach Angaben des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums kommt es entscheidend auf die Dosis an. Bei direktem Kontakt - beispielsweise, wenn ein Flugzeug betankt wird - kann der Treibstoff verschiedene Reizungen verursachen.
"Diese Effekte seien jedoch beim Ablassen von Flugbenzin nicht zu erwarten, da die dazu erforderlichen Konzentrationen bei weitem nicht erreicht würden", so die Bundesregierung. Sie bezieht sich bei dieser Aussage auf ein Gutachten des Umweltbundesamtes. Dabei wurde auch untersucht, ob Kerosinablass gesundheitsschädlich ist. Laut Gutachten sind die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit nach derzeitigem Kenntnisstand als unkritisch zu bewerten.
Wie schädlich ist Fuel Dump für die Umwelt?
Beim Gutachten des Umweltbundesamtes wurden auch mögliche Folgen für Boden, Wasser und Luft untersucht. Allerdings gab es dabei keine neuen Messungen. Stattdessen wurden bereits bekannte Daten von Kerosinablässen neu ausgewertet und zwar für mehrere Szenarien. Dabei seien keine kritischen Belastungen festgestellt worden.
Lässt ein Flugzeug im Notfall Kerosin ab, verdunstet der Großteil des Treibstoffs laut Gutachten schon kurz danach oder er wird in kleinsten Teilchen hinter dem Flugzeug verwirbelt. Deshalb erreiche der allergrößte Teil des Kerosins gar nicht den Boden. Das meiste bleibe in der Atmosphäre und werde dann durch die Sonne in Wasser und Kohlendioxid (CO2) umgewandelt.
Rückstände von Kerosin, die doch am Boden ankommen, sind nach Angaben des Umweltbundesamts so gering, dass sie für Mensch und Natur völlig unbedenklich sind. Dennoch empfiehlt das Gutachten, dass Kerosin nicht immer in denselben Lufträumen abgelassen wird, sondern Gebiete abgewechselt werden. Damit sollen vorsorglich mögliche Belastungen auf die Umwelt reduziert werden.
Was tut das Land RLP?
Die Landesregierung von Rheinland-Pfalz hatte sich im September 2018 im Bundesrat dafür eingesetzt, dass ein Kerosinablass innerhalb von 24 Stunden gemeldet werden muss. Diese Initiative wurde damals von der Länderkammer unterstützt. Inzwischen informiert das Luftfahrt-Bundesamt seit Jahren im Internet über Kerosinablässe.
In Rheinland-Pfalz gibt es mehrere Messstationen für Kerosin, obwohl es nach Angaben des Landes dafür keine Verpflichtung gibt. In den möglichen Überflug- und Ablassgebieten – Pfälzerwald, Hunsrück und Westpfalz – sind demnach drei empfindliche Messstationen für Kohlenwasserstoff aktiv. Eine weitere Messstationen soll Anfang 2023 in der Eifel eingerichtet werden. Bislang wurden nach Angaben des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums keine Auffälligkeiten im Zusammenhang mit Kerosin festgestellt.