Von Militär bis Motorsport

Das ist der Truppenübungsplatz Baumholder

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Jürgen Rademacher
Bild von Jürgen Rademacher, Redakteur im SWR Studio Kaiserslautern (Foto: SWR)
Nadine Lindacher
Bild von Nadine Lindacher, Redakteurin im SWR Studio Kaiserslautern (Foto: SWR)

Immer wieder rückt der Truppenübungsplatz Baumholder in den Mittelpunkt des Interesses - zum Beispiel, wenn dort ukrainische Soldaten an Waffen trainiert werden sollen. Aber was passiert dort eigentlich?

Raketenwerfer auf Truppenübungsplatz Baumholder (Foto: IMAGO, imago / Björn Trotzki)
Auch Raketenwerfer dürfen auf dem Truppenübungsplatz Baumholder schießen.

Baumholder ist einer von 17 Truppenübungsplätzen der Bundeswehr in Deutschland. Und doch ist er etwas besonderes: Er ist der einzige, auf dem Kampfjets taktische Luft-Boden-Manöver üben dürfen - auch mit scharfer Munition und aus mittleren und größeren Höhen.

12.000 Hektar Übungsfläche in Baumholder

Der Platz in Baumholder erstreckt sich sowohl von Nord nach Süd als auch von Ost nach West auf jeweils 15 Kilometern - das Gelände umfasst rund 12.000 Hektar, davon sind über die Hälfte Wald. Die Bundeswehr beschäftigt hier rund 200 Menschen, die mit der Organisation und der Verwaltung des Truppenübungsplatzes beauftragt sind. Insgesamt sieben Einheiten sind hier stationiert, drei davon spezielle Artillerieeinheiten.

Der Truppenübungsplatz Baumholder erstreckt sich auf einer Fläche von rund 12.000 Hektar, die Größe entspricht etwa 17.000 Fußballfeldern.  (Foto: SWR)
Der Truppenübungsplatz Baumholder umfasst eine Fläche von rund 12.000 Hektar, die Größe entspricht etwa 17.000 Fußballfeldern. Bild in Detailansicht öffnen
Oberstleutnant Jan Schmidt, der den Truppenplatz bis Ende September 2022 geleitet hat.  (Foto: SWR)
Oberstleutnant Jan Schmidt, der den Truppenübungsplatz bis Ende September 2022 geleitet hat. Bild in Detailansicht öffnen
Auf dem weitläufigen Gelände sind viele seltene Tierarten, wie beispielsweise der Schwarzstorch, zu Hause. (Foto: SWR)
Auf dem weitläufigen Gelände sind viele seltene Tierarten, wie beispielsweise der Schwarzstorch, zu Hause. Weil das Gelände von Unbefugten nicht betreten werden darf, können die Tiere hier weitgehend ungestört leben und sich fortpflanzen. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Aussichtspunkt auf dem Truppenübungsplatz. Von hier aus koordinieren Soldaten simulierte Angriffe ihrer Kameraden.  (Foto: SWR)
Ein Aussichtspunkt auf dem Truppenübungsplatz. Von hier aus koordinieren Soldaten simulierte Angriffe ihrer Kameraden. Bild in Detailansicht öffnen
Kefersheim ist eine der Ortschaften, die für die Errichtung des Truppenübungsplatzes entsiedelt wurden. In den 1930er und 1970er Jahren wurden insgesamt 14 Dörfer entsiedelt. (Foto: SWR)
Kefersheim ist eine der Ortschaften, die für die Errichtung des Truppenübungsplatzes entsiedelt wurden. In den 1930er und 1970er Jahren wurden insgesamt 14 Dörfer entsiedelt. Von manchen alten Orten sieht man noch die Grundmauern der ehemaligen Gebäude. Bild in Detailansicht öffnen
Auf dem ehemaligen Gelände des Dorfes Kefersheim wurden Häuser aus alten Schiffscontainern aufgebaut. Hier können unter anderem Häuserkämpfe simuliert werden.  (Foto: SWR)
Auf dem ehemaligen Gelände des Dorfes Kefersheim wurden Häuser aus alten Schiffscontainern aufgebaut. Hier können unter anderem Häuserkämpfe simuliert werden. Soldaten können sich so auf ihre Auslandseinsätze vorbereiten. Bild in Detailansicht öffnen
Eine Gruppe Reservisten bei der Ausbildung. In Deutschland kann sich jeder Mensch bis 65 Jahre zum Reservisten ausbilden lassen. (Foto: SWR)
Eine Gruppe Reservisten bei der Ausbildung. In Deutschland kann sich jeder Mensch bis 65 Jahre zum Reservisten ausbilden lassen. Die Ausbildung besteht aus verschiedenen Modulen und Übungseinheiten. Bild in Detailansicht öffnen
Die Reservistengruppe bekommt grundlegendes Wissen vermittelt. In diesem Fall: Überleben in freier Natur.  (Foto: SWR)
Die Reservistengruppe bekommt auf dem Truppenübungsplatz in Baumholder grundlegendes Wissen vermittelt. In diesem Fall: Überleben in freier Natur. Bild in Detailansicht öffnen

Soldaten üben in Baumholder mit Vielzahl von Waffen

Hier trainieren nicht nur Bundeswehrsoldaten, sondern auch Soldaten aus der gesamten NATO und von befreundeten Streitkräften. Insgesamt gibt es in Baumholder 26 Schießbahnen, auf denen Soldaten mit scharfer Munition schießen dürfen. Dazu kommen noch zum Beispiel Handgranaten-Wurfstände und Sprengplätze. Schießmöglichkeiten gibt es für Panzer, Bordmaschinenkanonen, Artillerie, Panzerabwehrwaffen oder Mörser. Hier wird mit Munition von 40 Millimeter bis zu 298 Millimeter geübt.

Panzer auf Truppenübungsplatz Baumholder (Foto: IMAGO, imago / Björn Trotzki)
In Baumholder üben Soldaten aus vielen Ländern den Umgang mit ihren Waffen.

Darüber hinaus gibt es auf dem Truppenübungsplatz Baumholder aber noch weitere, spezielle Einrichtungen: Zum Beispiel einen Ausbildungsparcours, auf dem Soldaten üben, wie man Sprengfallen entdeckt und entschärft. Es gibt eine Schießbahn speziell für Scharfschützen oder auch einen Parcours, auf dem die Soldaten lernen, Fahrzeuge in schwer zugänglichem Gelände zu bewegen. Auch alle gängigen Drohnenmodelle kommen auf dem Gelände zu Übungszwecken zum Einsatz.

Truppenübungsplatz wurde 1937 eingerichtet

Die Geschichte des Truppenübungsplatzes Baumholder geht bis in das Jahr 1937 zurück - damals richtete die Wehrmacht den Platz ein. 14 Dörfer mit rund 5.000 Einwohnern wurden im Laufe der Zeit umgesiedelt, darunter beispielsweise Kefersheim, Oberjeckenbach und Frohnhausen. Die letzte Entsiedelung fand in den 1970er Jahren statt. Im Zweiten Weltkrieg wurden hier bis zu 450 Soldaten der sowjetischen Armee in einem Lager gefangen gehalten.

1945 eroberte die US-Armee den Truppenübungsplatz - sie übergab ihn noch im gleichen Jahr an die Franzosen. Diese betrieben den Platz bis 1960, dann übergaben sie ihn an die Bundeswehr. Im Laufe der Jahre wurde der Platz immer wieder erweitert oder auch verkleinert - je nach Bedarf.

Außergewöhnliche Natur auf dem militärischen Gelände

Was vielen nicht bewusst ist: Der Truppenübungsplatz gehört auch zu einem Naturschutzgebiet. Weil es zum Beispiel keine intensive Landwirtschaft gibt, sind hier Biotope und Rückzugsräume für zum Teil vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten entstanden. Beispiele sind Schwarzstörche, Luchse, Wildkatzen oder auch verschiedene Falterarten.

Rallye auf Truppenübungsplatz Baumholder (Foto: IMAGO, imago / Thomas Frey)
Immer wieder ist der Truppenübungsplatz in Baumholder auch Austragungsort der Deutschland-Rallye.

Normalerweise dürfen Zivilisten den Truppenübungsplatz Baumholder nicht betreten. Eine Ausnahme ist aber die Deutschland-Rallye. Sie findet seit dem Jahr 2000 in der Region statt. Ein wichtiger Bestandteil sind die Wertungsprüfungen auf der Panzerplatte in Baumholder, zu der jährlich tausende Zuschauer kommen.

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