Ein Facharzt arbeitet mit einer elektronischen Patientenakte, die ein E-Rezept zeigt. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

E-Rezept, Online-Sprechstunde, Elektronische Patientenakte

RLP schneidet bei Digitalisierung im Gesundheitswesen schlecht ab

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Denise Thomas
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Online-Sprechstunde, E-Rezept oder die elektronische Patientenakte – was für einige Länder längst Standard ist, läuft in Deutschland nur schleppend. RLP schneidet besonders schlecht ab.

Wäre das nicht schön? Man ist krank, fühlt sich nicht gut und hat keine Energie aus dem Haus zu gehen. Statt sich schlapp in die Hausarztpraxis zu schleppen, kontaktiert man seinen Arzt deswegen via Remote-Sprechstunde und Krankmeldung sowie E-Rezept für notwendige Medikamente erhält man anschließend online. So weit so schön, in Rheinland-Pfalz sieht es in Sachen Digitalität im medizinischen Bereich in der Realität jedoch häufig anders aus.

Bei einer vom Konsortium DigitalRadar Krankenhaus durchgeführten Evaluierung, die vom Bundesgesundheitsministerium beauftragt worden war, erreichten die Krankenhäuser in Deutschland im Durchschnitt rund 33 von 100 möglichen Punkten in Sachen Digitalität. Am besten sieht es dem Bericht zufolge in Krankenhäuser in Berlin, Hamburg und Brandenburg aus, während Bremen, das Saarland und Rheinland-Pfalz am schlechtesten abschnitten. Rheinland-Pfalz erreichte 30 von 100 möglichen Punkten. Besonders gut schnitten in der Studie große Krankenhäuser ab, von denen es in Rheinland-Pfalz nicht so viele gibt.

Das im Oktober 2020 in Kraft getretene Krankenhauszukunftsgesetz sollte diese Missstände ändern. Darin ist festgehalten, dass der Bund drei Milliarden Euro bereitstellt, damit Krankhäuser in Digitalisierung und IT-Sicherheit investieren können. Die Länder geben weitere 1,3 Milliarden Euro dazu. Seit Anfang 2021 stehen diese Gelder theoretisch bereit. Getan hat sich seitdem aber noch nicht viel. Denn: Die bürokratischen Mühlen mahlen langsam.

Erst jetzt könnten Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz Digitalisierungs-Projekte ausschreiben und anfangen, sie umzusetzen, erklärt Ralf Lehnen von der rheinland-pfälzischen Krankenhausgesellschaft. Denn: Nach einem aufwendigen Prüfungsprozess gingen erst Anfang des Jahres die Bewilligungsbescheide heraus. Das Land Rheinland-Pfalz sei damit in der Erteilung der Bescheide dennoch bundesweit Vorreiter gewesen.

200 Millionen Euro für Digitalisierung von Krankenhäusern in RLP

Aus Rheinland-Pfalz haben Lehnen zufolge fast alle Krankenhäuser Gelder aus dem Krankenhauszukunftsfonds beantragt. Insgesamt stehen für das Bundesland demnach 200 Millionen Euro zur Verfügung – 140 Millionen kommen vom Bund und weitere 60 Millionen vom Land. Bis Ende 2025 könnten Gelder aus dem Zukunftsfonds ausgezahlt werden, so Lehnen. Bis dahin ginge die Frist des Gesetzgebers. Da die ersten Gelder jetzt erst fließen würden, sei es schwer den konkreten Stand der Digitalisierung im medizinischen Bereich in Rheinland-Pfalz festzumachen, so Lehnen.

"Die Krankenhäuser haben seit mehreren Jahrzehnten in die Digitalisierung investiert. Viele Prozesse sind auch digitalisiert, aber es geht ja um ein Gesamtkonzept", so Lehnen. Bislang habe es immer an notwendigen finanziellen Mitteln gefehlt. "Jetzt wird mit den 200 Millionen Euro ein enormer Schub mit reingebracht." Digitalisierungsprojekte, die zunächst hintenangestellt wurden, könnten nun umgesetzt werden.

Datensicherheit wird besonders gefördert

Viele Patienten machen sich gerade im Gesundheitswesen Sorgen um die Sicherheit ihrer sensiblen medizinischen Daten. IT-Sicherheit sei deswegen ein "Kernthema", so Lehnen. "IT-Sicherheit wird ganz großgeschrieben." Für jede beantragte und bewilligte Maßnahme müssen demnach 15 Prozent des Fördervolumens für die IT-Sicherheit verwendet werden.

Aktuell müssen sich Patienten in Rheinland-Pfalz jedoch keine Sorgen um den Schutz ihrer Daten in der Online-Welt machen. Denn: "Das noch gern genutzte Gerät zur Datenübermittlung ist in der Medizin das Faxgerät", erklärt Torsten Panholzer, kommissarischer Leiter der Abteilung für Medizinische Informatik an der Universitätsmedizin in Mainz und Koordinator des Projektes DECIDE.

Projekt will Stadt-Land-Gefälle in Medizin ausgleichen

Ziel des DECIDE-Projekts ist es eigenen Angaben zufolge Menschen in den ländlichen Regionen von Rheinland-Pfalz medizinisch besser zu versorgen. Dafür arbeitet die Unimedizin in Mainz zum Beispiel mit regionalen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten zusammen. Bei ihnen mangele es jedoch oft an der Zeit und den Möglichkeiten, einzelne Prozesse zu digitalisieren, so Panholzer. Aber auch viele Patienten schöpfen seiner Einschätzung nach nicht alle ihnen zur Verfügung stehenden digitalen Möglichkeiten aus.

Viele nutzen nicht die elektronische Patientenakte

Zum Beispiel die elektronische Patientenakte, in der medizinische Befunde und Informationen aus vorhergehenden Untersuchungen und Behandlungen über Praxis- und Krankenhausgrenzen hinweg gespeichert werden und die seit dem 1. Januar 2021 alle gesetzlich Versicherten von ihrer Krankenkasse erhalten können, werde nicht so stark genutzt.

In Sachen Digitalität im medizinischen Bereich gibt es in Zukunft in Rheinland-Pfalz noch viel Aufholbedarf. An der Universitätsmedizin Mainz startete deswegen am Mittwoch ein vier Tage langer Kongress über die Digitalisierung im Krankenhaus-Alltag. Dazu werden rund 800 Experten aus dem ganzen Bundesgebiet erwartet. Sie sprechen beispielsweise über den Einsatz von Robotern, Künstlicher Intelligenz oder von Apps im Krankenhausalltag.