Chef der Bundesnetzagentur

Ist die Gasversorgung jetzt sicher, Klaus Müller?

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AUTOR/IN
Christopher Jähnert

Den zurückliegenden Winter hatten wir keinen Gasmangel. Die Bundesnetzagentur musste nicht vermitteln oder verteilen. Die Frage ist aber: Wie sieht es in einem halben Jahr aus, wenn es wieder kalt wird? Müssen wir weiter sparen?

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Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, appelliert, beim Thema Gasversorgung auch an den nächsten Winter zu denken: "Alle mögen jetzt lieber an Schwimmen gehen, Grillfeste, Fahrradtouren denken. Aber über das Heizverhalten im nächsten Winter nachzudenken, ist jetzt nicht verkehrt", so Müller im SWR Interview der Woche. Es sei jetzt im Sommer leichter an einen Handwerkertermin zu kommen, "um noch mal zu überlegen, wenn ich Hausbesitzer bin, kann oder will ich was an der Heizung, an den Fenstern, an der Fassade tun? Wenn ich Mieter bin: Hat mein Vermieter den hydraulischen Abgleich eigentlich durchgeführt? Also ist meine Heizung wirklich optimal auf meine Wohnung eingestellt? All das lässt sich jetzt vielleicht im Mai, Juni leichter bewerkstelligen."

Wenn der nächste Winter kälter wird, könnte Gas knapp werden, heißt es – trotz guter Speicher-Füllstände und neuer Flüssiggasterminals an Nord- und Ostsee. "Es ist nicht ausgeschlossen, dass es wieder knapp wird. Und darum muss man auch für den schlimmsten Fall Vorsorge treffen." Das gelte aber nicht nur für Deutschland, sondern auch für Länder in Südeuropa, die ebenfalls mit den Folgen des Ukraine-Krieges zu tun haben.

Müller warnt: Fossile Energien werden teurer

Den Plan der Bundesregierung, langfristig alle rein fossil betriebenen Heizungen zu verbieten, hält Müller für richtig – nicht nur aus Klimaschutzgründen. "Wer mit fossilen Energien die nächsten Jahre hinweg heizen möchte, wird merken, dass das bei den laufenden Kosten immer teurer für sie wird", warnt Müller. Er meint damit die Effekte, die durch den Emissionshandel und den CO2-Preis entstehen.

Konsequenzen für schlechte Handynetze

Beim Ausbau der Handynetze zeigt sich Klaus Müller optimistisch, dessen Behörde auch Bußgelder verhängen kann, wenn es zu langsam geht. Die Netzbetreiber würden genau beobachtet, sagt Müller. Man sei in engen Gesprächen: "Wir werden gucken: Sind das selbstverschuldete Gründe, wenn eine der Auflagen nicht erfüllt ist? Oder aber gibt es da womöglich eine Verantwortung bei den Telekommunikationsunternehmen? Und dann werden wir auch klären, welche Konsequenzen das an der Stelle hat."

Reale Konsequenzen hat die Prüfung womöglich für 1&1. Ein Bußgeld in Millionenhöhe steht im Raum, weil das Unternehmen mit dem Ausbau des LTE-Netzes extrem weit hinterherhinkt. "Er ist weit von dem entfernt, was damals zugesagt wurde. (…) Es gibt die klare Erwartung unseres Beirats, in dem Bundestagsabgeordnete und Bundesländer vertreten sind, wenn hier so eklatant die Versorgungsauflagen für die Mobilfunk verfehlt werden, dass das dann auch finanzielle Konsequenzen hat." Aktuell läuft das Verfahren allerdings noch.

Mobilfunk soll schnell besser werden

Insgesamt habe es schon Verbesserungen bei den Handynetzen gegeben, sagt Müller. Das sei auch messbar. Aber es gebe auch einen immer höheren Anspruch: "Was, finde ich, im Jahr 2023 auch total selbstverständlich sein muss. Und wer im europäischen Ausland unterwegs ist, sieht auch, was alles möglich ist." Um weitere Verbesserungen zu erreichen, würden noch in diesem Jahr neue Frequenzen vergeben, mit weiteren Auflagen für die Netzbetreiber. Diese Auflagen sollen, wenn es nach Klaus Müller geht, weniger technisch und abstrakt sein. Vielmehr solle berücksichtigt werden, "was muss wirklich von den Menschen erlebt werden". Wie lange das dauern soll? Unklar. Aber immerhin: "Ich sehe hier keine Zehn-Jahres-Perspektive vor mir. Dafür bin ich ein zu ungeduldiger Mensch", so Klaus Müller im SWR Interview der Woche.

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Christopher Jähnert