Endlich Urlaub! Nur, wie und wohin soll man eigentlich fahren? Ohne die schlimme Lage zu verschlimmern? Flugreisen und Kreuzfahrten killen das Klima. Da scheint der Dieseldurst eines Wohnmobils im Vergleich zum 700.000-Liter-Tagesverbrauch eines Karibikkreuzers fast bescheiden. Wäre da nicht diese nonstop wachsende Armada derer, die das auch finden. Zehntausende Neuzulassungen jedes Jahr plus Mietmobile verstopfen verwinkelte Altstadtgassen, kurvige Panoramastraßen und jeden, wirklich jeden noch so versteckten Parkplatz mit Ausblick, der per App zum Stellplatz erklärt und mit der nonstop wachsenden Armada geteilt wird.
Die Kolumne zum Wochenende können Sie sich hier auch anhören:
Chinesen fahren zum Uhren-Shopping in die Schweiz
Ok, nehmen wir die Bahn. In der Schweiz zum Beispiel, da kommt der Zug sogar an, bevor der Urlaub vorbei ist. Aber nicht nach Genf, Zürich oder Luzern, da sind schon zu viele! Gut, liegt vielleicht auch ein bisschen am gezielten Marketing im außereuropäischen Ausland. Aber wer konnte ahnen, dass so viele Reisegruppen aus China zum Uhren-Shopping auf den Luzerner Schwanenplatz kommen?

Völlig überfüllt sind die Evergreens Venedig und Palma
So gesellen sich zu den Evergreens des Overtourism wie Venedig oder Palma neue Hotspots wie Stockholm oder Schaabe auf Rügen, wo der Name demnach nicht Programm ist. Dafür braucht es kein Marketing der Tourismusbehörde. Seit jeder fotogene Urlaubsmoment gepostet, geliked und geteilt wird, gibt es keine Geheimtipps mehr, dafür erstaunliche Dynamiken. Sobald ein Berg, Strand oder Straßenzug zum Social-Media-Liebling oder Schauplatz einer Serie wird, ist es um ihn geschehen.
Und den Urlaubsangebern auf TikTok oder Insta ist es nicht nur egal, zur vorhandenen Masse nahezu identischer Fotos noch ein weiteres nahezu identisches Foto hochzuladen, sondern auch, welche Folgen der ganze Zirkus für Einheimische hat. Die den Tourismus ja auch nicht ganz abschaffen wollen. Nur ein paar weniger wären nett, die bitte mit dem Rad kommen und mit viel Geld, das dann dalassen und den Müll wieder mitnehmen.
Vielleicht mal nicht immer alle Bilder posten
Andere Orte wünschen sich dagegen mehr Zulauf. Und damit ist die Lösung ja klar. Die Touri-Massen müssen nur anders verteilt werden: Nicht auf Teneriffa auch noch die letzte Bucht mit All-inclusive verschandeln oder in Barcelona die letzte bezahlbare Bude als Ferienbleibe verhökern. Sondern den Tourismus in die Breite schicken, wie es Experten formulieren. Mut zum Urlaub in der zweiten Reihe! Und dann bei Social Media einfach mal die Klappe halten, Digital Detox tut voll gut im Urlaub. Wenn das gar nicht geht, zur Abwechslung mal was Ehrliches posten. Zum Beispiel, dass die Mücken diesen Sommer echt nerven - und die vielen anderen Touristen natürlich auch.
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