Junge Frau vor Reichstagsgebäude.

Junge Abgeordnete nach zwölf Monaten frustriert

Meinung: Jugend-Mobbing im Bundestag

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Autor/in
Martin Rupps
Martin Rupps

Junge Abgeordnete im Bundestag schieben Frust nach zwölf Monaten im Amt. Jungsein ist ein Zustand und keine Leistung, ruft ihnen Martin Rupps zu.

Jung und im Bundestag – das gilt für so viele Frauen und Männer wie noch nie. 193 der 736 Abgeordneten waren mit Beginn der Wahlperiode unter 40 Jahre jung. 48 von ihnen noch keine 30. Nach einem Jahr im Amt schieben sie Frust, wie die Politikwissenschaftlerin und Journalistin Livia Gerster aus vielen Gesprächen weiß. In ihrem Buch ist der Tenor nachzulesen: Die Alten lassen uns nicht ran. Sie überhäufen uns mit Posten, um uns ruhigzustellen. Wir dachten, wir hätten im Bundestag Macht, aber heute fühlen wir uns ohnmächtig.

Martin Rupps
Die Meinung von Martin Rupps

Ich verstehe das als einen Frontalangriff auf "meine" Generation, die sogenannten Boomer, die vermeintlich das eigene Wohl über das künftiger Generationen stellen. Und dafür an ihren Ämtern im Bundestag kleben. Tatsächlich spielt die demographische Entwicklung den Boomern in die Hände. Immer häufiger werden Bundes- und Landtagswahlen von älteren und alten Menschen entschieden.

Das Interview mit Liva Gerster können Sie hier hören:

Jungsein keine Leistung

Die jungen Abgeordneten machen meines Erachtens den Fehler, ihr Jungsein für eine Leistung zu halten. Tatsächlich ist die Lebenszeit bis 40 ein vorübergehender Zustand, während Leistung auf Talent und noch mehr auf Fleiß beruht. Das mögen Junge von einem Alten nicht gern lesen. Es war aber genau das Rezept der Erfolgreichen unter den Boomern, die bei viel härterer Konkurrenz ihren Weg machen mussten.

Wo blieb die starke Bundestags-Rede junger Abgeordneter im ersten Jahr? Ein spektakuläres Happening auf der Wiese vor dem Reichstag? Oder eine gemeinsame Gesetzesinitiative gegen immer neue Milliardenschulden? Das Parlament braucht nicht einfach Junge, sondern junge Mutige und Wilde.

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