an Ulrich im Bild: Jan Ulrich Er ist Deutschlands größte Rad-Legende und überführter Doper

„Zwei Minuten“: Die Kolumne zum Wochenende

Kolumne: Rekorde um jeden Preis? Superreiche planen Doping-Spiele

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Marie Gediehn

Milliardäre planen Sport-Event mit Doping: Endlich Schluss mit der Verbotskultur!, fordert Marie Gediehn in ihrer Kolumne.

Enhanced Games, sagt Ihnen das was? War kurz in den Schlagzeilen diese Woche, aber beim Staunen über Macrons Bodentruppen und die Handgranate im Gemüsefach einer RAF-Terroristin konnte man das durchaus überlesen. Also: Enhanced Games (auf Deutsch: erweiterte, verbesserte Spiele) das sollen jährliche internationale Sport-Wettkämpfe sein, veranstaltet von einigen Milliardären und – jetzt kommt es – MIT Doping.

Die Kolumne von Marie Gediehn können Sie hier auch als Audio hören:

Doping endlich ganz offiziell

Wo ist da der Unterscheid zu den jetzigen Olympic Games? Dem übrigen Profisport? Naja, das Doping wäre eben so richtig erlaubt, also ganz offiziell! 100 Meter mit der Kanüle noch im Arm, sozusagen. Möge das beste Labor gewinnen. Werbung von Pharmakonzernen erwünscht. Die Ratiopharm-Zwillinge könnten die Medaillen übergeben, Ex-Sprinter Ben Johnson könnte kommentieren: Vom Dopingsünder zum Dopingexperten.

Marie Gediehn
Eine Kolumne von Marie Gediehn

Aber so weit ist es noch nicht. Die Gründer der Enhanced Games, eine Reihe von Milliardären um einen australischen Unternehmer, müssen die Athleten ja erstmal kaufen, also überzeugen: Die Rede ist von einem Startgeld von 100.000 Dollar und einer Weltrekord-Prämie von einer Million Dollar. Doping nicht um jeden, sondern für einen konkreten Preis. Fünf Sportfelder sind im Gespräch – und man hätte selbst drauf kommen können: Leichtathletik, Kampf-, Kraft- und Wassersport und Gymnastik. Doping-affin, sagt man das so?

Strafen, die keine sind

Die Reaktion: Großer Aufschrei natürlich, sofort, logisch! Doping! Schlimm! Der Präsident des Leichtathletik-Weltverbands Coe hat auch gleich gedroht, wenn jemand dumm genug sei zu glauben, daran teilnehmen zu müssen, dann drohten ihm lange Sperren. Kurz überlegen: Lange Sperren, die drohen doch jetzt auch schon, wenn man sich gedopt erwischen lässt?

Aber auch sonst überall der Tenor: Geht gar nicht, die Gesundheit der Athleten und überhaupt! Mit anderen Worten: Innovationsfeindlichkeit pur. Und auch aus deutscher Sicht schwer nachzuvollziehen, denn die Bundesregierung hat schließlich gerade erst die Drogenpolitik radikal geändert.

Gedopt vor dem Fernseher und im Stadion

Man darf ja jetzt legal kiffen, ein bisschen, und auch ein bisschen Cannabis selbst anbauen und das bisschen auch von A nach B tragen. Warum soll man dann damit keinen Rekord aufstellen dürfen? Oder andersrum: Wenn man selbst relativ bekifft in der Glotze Sport guckt, ist es dann nicht vielleicht ganz verbindend, wenn man weiß, die im Stadion wären auch alle irgendwie nicht mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen oder gar ein Auto zu steuern?

Und auch die FDP müsste doch jubeln: Endlich ein Event, das komplett technologieoffen ist, alles erlaubt, keine Grenzen, weg von der ganzen Verbotskultur. Die Athleten könnten sich so dopen, dass sie von innen leuchten im Dunkeln, manche müssten nach dem Wettkampf vielleicht ins Abklingbecken, mit der Abwärme könnte man…, ach da steckt so viel Potenzial drin.

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