Keine Kurzzeitpflege in Heimen, die die Standards nicht erfüllen (Symbolbild) (Foto: SWR)

VdK kritisiert hohe Eigenanteile

Trotz Kostenbremsen: Pflegeheime in BW werden teurer

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Pflegebedürftige müssen immer mehr für ihre Betreuung im Heim zahlen - besonders viel in Baden-Württemberg. Der Sozialverband VdK fordert ein nachhaltiges Finanzierungskonzept.

Der Sozialverband VdK Deutschland kritisiert die immer höheren Eigenanteile bei der Unterbringung in Pflegeheimen und fordert ein nachhaltiges Finanzierungskonzept für die Pflegeversicherung. "Ein monatlicher Eigenanteil im ersten Jahr von rund 2.500 Euro karikiert den Begriff Versicherung", sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele am Sonntag in Berlin. Die Pflegeversicherung müsse sich zu einer Vollversicherung für alle pflegebedingten Kosten entwickeln.

Eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen (vdek) hatte ergeben, dass die von Pflegebedürftigen in Heimen selbst zu tragenden Zahlungen weiter gestiegen sind - trotz höherer Entlastungszuschläge. Demnach stieg der Eigenanteil im ersten Jahr in einem Heim zum 1. Januar 2024 bundesweit auf durchschnittlich 2.576 Euro pro Monat.

Deutlich höher lag die Zuzahlung in Baden-Württemberg: Hier waren laut vdek im Schnitt 2.907 Euro monatlich aus eigener Tasche fällig. Das sind 134 Euro mehr als Anfang 2023. Nur im Saarland müssen die Pflegebedürftigen aktuell noch mehr zuzahlen.

Pflegeversicherung trägt nur Teil der Kosten

Die Pflegeversicherung trägt nur einen Teil der Kosten. Es gibt immer einen Eigenanteil, den Pflegebedürftige oder die Angehörigen zahlen. Dazu gehören die Kosten für die reine Pflege und Betreuung. Mit Betreuung sind beispielsweise Spielangebote, Singkreise oder Sitzgymnastik gemeint. Dazu kommen dann noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in den Einrichtungen.

Der Kostenanstieg wurde durch höhere Entlastungszuschläge abgebremst. Zum 1. Januar hatte die Ampelkoalition diese Zuschüsse angehoben. Mit dem höchsten Entlastungszuschlag ab dem vierten Jahr im Heim stieg die Zuzahlung nun im Schnitt auf 1.877 Euro im Monat. Das waren 44 Euro mehr als zum 1. Januar 2023, wie die der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden neuen Daten zeigen.

Die höheren Zuschläge bremsen den Kostenanstieg nun stärker ab. Laut der Auswertung stieg aber auch der Eigenanteil nur für die reine Pflege weiter - ohne Zuschläge im Schnitt auf 1.716 Euro im Monat zum 1. Januar. Das waren 270 Euro mehr als Anfang 2023. Hintergrund sind auch höhere Personalkosten für dringend gesuchte Pflegekräfte.

Bentele wirft Regierung Tatenlosigkeit vor

VdK-Präsidentin Bentele kritisierte, durch die Kostenexplosion werde Pflege immer weiter zu einem privaten Risiko - "und die Politik sieht zu und steuert nicht ausreichend dagegen". Die immer weiter ansteigenden Eigenanteile würden unweigerlich wieder auf den Staat zurückfallen, wenn die betroffenen Menschen Sozialhilfe und damit eine steuerfinanzierte Leistung beantragten.

Die Politik sieht zu und steuert nicht ausreichend dagegen.

Deswegen bräuchte es ein nachhaltiges Finanzierungskonzept für die Pflegeversicherung, so Bentele. "Die Pflegeversicherung muss wieder das Ziel haben, die Armut Pflegebedürftiger oder auch eine Unterversorgung zu Hause lebender Pflegebedürftiger zu verhindern. Investitionskosten müssen durch die Bundesländer und Ausbildungskosten durch Steuermittel übernommen werden."

Für die Analyse des Verbands der Ersatzkassen wurden Vergütungsvereinbarungen der Pflegekassen mit Heimen in allen Bundesländern ausgewertet. Die Daten beziehen sich auf Bewohnerinnen und Bewohner mit den Pflegegraden 2 bis 5. Zum vdek gehören unter anderem die Techniker Krankenkasse, die Barmer und die DAK-Gesundheit.

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