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15. Mai war Stichtag

Fragen und Antworten: So läuft die Volkszählung 2022 in Baden-Württemberg

Stand

Seit dem 16. Mai läuft die Volkszählung 2022. Dafür werden auch 1,7 Millionen zufällig ausgewählte Menschen in Baden-Württemberg zu ihrer Lebenssituation befragt.

Wie leben die Menschen in Baden-Württemberg - allein oder als Familie? Zur Miete oder im Eigenheim? Und wie und wo arbeiten sie? Diese und andere Fragen soll der diesjährige Zensus beantworten. Für die Politik sind die Ergebnisse Grundlage ihrer Planungen. Außerdem geht es um Geld, denn die Einwohnerzahl ist entscheidend für den Finanzausgleich. Beim diesjährigen Zensus werden zudem Wohnungen und Gebäude gezählt. Der letzte Zensus war 2011.

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Wer wird gezählt?
Wie wird gezählt?
Welche Daten werden erhoben?
Muss man mitmachen?
Wie lange dauert die Befragung?
Wie stehen die Kommunen zum Zensus?
Was sagt der oberste Datenschützer?
Wer zählt?
Wie lange geht die Zählung und wann gibt es Ergebnisse?
Wann ist der nächste Zensus?

Wer wird gezählt?

Nicht alle Bewohner des Landes werden gezählt. Es muss nur eine Stichprobe über ihre Lebensverhältnisse Auskunft geben. In Baden-Württemberg sind das 1,7 Millionen Menschen - das entspricht etwa 15 Prozent, fünf Prozentpunkte über dem Bundesschnitt. Der Grund: Das Land hat relativ viele kleine Gemeinden. Um in allen Gemeinden die gewünschte Qualität der Einwohnerzahlen zu erhalten, müssen in kleinen Orten prozentual mehr Männer und Frauen befragt werden als in Großstädten, erläutert Alexander Grund vom Statistischen Landesamt. Eine Vollerhebung wird allein in einem Sonderbereich angestrebt: Dabei handelt es sich um Gemeinschaftsunterkünfte - vom Studentenwohnheim bis zum Senioren-Stift. Auch Geflüchtete aus der Ukraine werden in dieser Befragung zum Teil mitgezählt.

Für die Wohnungs- und Gebäudezählung werden rund 3,5 Millionen Eigentümer und Verwalter gezielt angeschrieben.

Wie wird gezählt?

Die für die Stichprobe ausgewählten Haushalte erhalten ab Mitte Mai einen Terminvorschlag. Zum vereinbarten Datum kommen die Interviewer persönlich vorbei und stellen Fragen zu Namen, Geschlecht, Familienstand, Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit und Wohnstatus. "Die Erhebungsbeauftragten betreten das Haus oder die Wohnung nur auf ausdrückliche Erlaubnis hin", wie Grund erläutert. Im Anschluss werden die Zugangsdaten für einen Online-Fragebogen mit weiteren Fragen zu Bildung und Beruf übergeben. Für die Statistiker spielt das Online-Verfahren eine immer größere Rolle, auch wegen des Klimaschutzes. Alle Papier-Fragebögen von 2011 hätten übereinandergestapelt den Mount Everest übertroffen. Auf Wunsch kann aber auch der zweite Teil in Papierform ausgefüllt werden.

Die Wohnungs- und Gebäudezählung erfolgt nur online. Die Zugangsdaten kommen per Post.

Welche Daten werden erhoben?

Neben der Einwohnerzahl werden Religionszugehörigkeit, Familienstand, Schul- oder Hochschulabschluss, Berufstätigkeit, Branche des Arbeitgebers und mögliche Nebenjobs erfragt. Ein möglicher Migrationshintergrund wird ebenfalls erhoben. Bei der Gebäude- und Wohnungszählung gibt es drei neue Themen: Nettokaltmiete, Energieträger der Heizung sowie Dauer und Gründe eines Leerstands.

picture alliancedpa | Ira Schaible (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
So sehen die Fragebögen aus.

Muss man mitmachen?

Um eine hohe Genauigkeit der Ergebnisse sicherzustellen, besteht eine gesetzliche Auskunftspflicht. Wer auch nach mehrmaliger Erinnerung die Auskunft verweigert, kann mit Buß- oder Zwangsgeldern belegt werden. Die Höhe bestimmen die Bundesländer.

Wie lange dauert die Befragung?

Der Aufwand für die Bürger ist den Statistikern zufolge gering. Die Befragung vor Ort dauere maximal fünf Minuten. Beim Online-Fragebogen seien es etwa zehn Minuten.

Nach mehr als zehn Jahren gibt es wieder eine Volkszählung in Deutschland.

Wie stehen die Kommunen zum Zensus?

Baden-Württembergs Städtetagsvertreter, Norbert Brugger, hofft, dass es diesmal keine Verwerfungen gibt wie 2011, als Haushaltsstichproben nur in Gemeinden ab 10.000 Einwohnern vorgenommen wurden. Das war von größeren Gemeinden als ungerecht empfunden worden. In vielen Städten wurden Einwohnerzahlen nach unten korrigiert - mit weitreichenden finanziellen Folgen. Denn nach Berechnung des Kommunalverbandes bedeutet ein fehlender Einwohner in der Stichprobe für Kommunen ab 10.000 Einwohnern seitdem durchschnittlich rund 100.000 Euro weniger Zuweisungen aus dem Finanzausgleich.

Was sagt der oberste Datenschützer?

Der Landesdatenschutzbeauftragte Stefan Brink hat nichts auszusetzen. "Der Zensus ist in punkto Datenschutz unproblematisch", meint er. Die Daten werden sofort in die Statistik eingespeist. Ein Personenbezug lasse sich dann nicht mehr herstellen. Die Kampagne werde von ihm und seinen Kollegen eng begleitet. "Wir sehen uns nicht mehr als Opposition zum Staat." Dieser sei auf eine Fülle von Informationen angewiesen, um Fehlentwicklungen zu vermeiden - das habe nicht zuletzt die Pandemie gezeigt.

Wer zählt?

Etwa 12.000 Interviewerinnen und Interviewer sollen in die Haushalte kommen. Die Ehrenamtlichen unterliegen der statistischen Geheimhaltungspflicht. Voraussetzungen für den Job sind Volljährigkeit, Zuverlässigkeit, gute Deutschkenntnisse und Verschwiegenheit. Für ihre Tätigkeit erhalten sie eine Entschädigung von den Stadt- und Landkreisen in Höhe von 800 Euro und mehr. Corona erschwerte die Suche nach den sogenannten Erhebungsbeauftragten in diesem Jahr.

Wie lange geht die Zählung und wann gibt es Ergebnisse?

Mitte August sollen alle Befragungen abgeschlossen sein. Die Bögen sollen dann bis Ende 2023 ausgewertet sein.

Wann ist der nächste Zensus?

Da der Zensus aufgrund der Corona-Pandemie von 2021 auf 2022 verschoben wurde, kommt der nächste Zensus bereits in neun Jahren, also 2031.

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SWR