Am Sonntag bestreitet der SSV Ulm 1846 Fußball sein erstes Heimspiel in der 2. Fußball-Bundesliga nach der Winterpause. Mehr als 15.000 Menschen werden dann wieder im Donaustadion erwartet. Um dieses Stadion gibt es zurzeit mächtig Zoff. Denn die Fußballabteilung würde das Stadion gerne in eine reine Fußball-Arena umbauen. Der Stammverein will es aber weiterhin für Breitensport nutzen.
2009 hat sich die Fußballabteilung des SSV Ulm vom Hauptverein getrennt. Damals war noch nicht absehbar, dass sich die beiden Parteien wegen der Nutzung des Donaustadions irgendwann in die Haare bekommen würden. Die ganzen letzten Jahrzehnte wurde das fast 100 Jahre alte Stadion einvernehmlich gemeinsam genutzt.
Eine Überlassung des Stadions an den Fußball und die damit verbundene Umwandlung in eine reine Fußball-Arena ist aus Sicht des Stammvereins daher strikt abzulehnen.
Die Ulmer Spatzen haben Geschichte geschrieben: Innerhalb von zwei Jahren ist der SSV Ulm 1846 Fußball von der Regionalliga in die 2. Fußball-Bundesliga aufgestiegen. Wie hat der sportliche Erfolg das Leben in der Stadt Ulm verändert? Diese Frage hat sich SWR-Reporterin Leonie Maderstein gestellt und mit den Menschen vor Ort gesprochen:
Ob Fußball oder Leichtathletik: Alle wollen das Donaustadion nutzen
In der 2. Liga angekommen wurden nun aber die Rufe nach einer reinen Fußball-Arena immer lauter. Würden nur die Fußballer über die Nutzung verfügen, könnten auch die Auflagen der Deutschen Fußball Liga (DFL) erfüllt werden, etwa die Überdachung der Stehplätze. Trotz allem: Der Hauptverein hat nach wie vor großes Eigeninteresse am Stadion. Schließlich war es auch immer für die Leichtathleten und die Flächen drumherum für Hockey, Triathlon und Beachvolleyball nutzbar.

Das Statement des Stammvereins ist daher unmissverständlich: "Eine Überlassung des Stadions an den Fußball und die damit verbundene Umwandlung in eine reine Fußball-Arena ist aus Sicht des Stammvereins daher strikt abzulehnen."
Die Sache hat Brisanz. Offenbar auch im Ulmer Rathaus. Der Stadt Ulm gehört das Donaustadion. Deshalb haben sich Vertreter beider Clubs mit Stadträten und der Stadtverwaltung Anfang des Jahres getroffen. Hinterher wieder nur eine schriftliche Stellungnahme: "Die Teilnehmenden vereinbarten [...] Stillschweigen und die Gründung einer interfraktionellen Arbeitsgruppe."

Machbarkeitsstudie für Donaustadion: Sieben Varianten, keine Einigkeit
Grundlage für diese Arbeitsgruppe ist eine Machbarkeitsstudie. Das vertrauliche, knapp 70-seitige nichtöffentliche Papier, das dem SWR vorliegt, zeigt sieben verschiedene Möglichkeiten für die Modernisierung oder den Neubau eines Stadions. Zu allen Varianten sind die beiden Vereine befragt worden. Mal ist der Fußball dagegen, mal der Hauptverein, ein Konsens bislang Fehlanzeige.
Nicht nur die beiden Vereine sind sich uneinig, auch die Stimmungslage unter den Bürgern in der Ulmer Innenstadt ist gemischt, wie eine nicht repräsentative SWR-Umfrage zeigt: "Ich kann das verstehen aus Sicht der Fußballer, dass sie die Nähe zum Zuschauer haben möchten", sagt ein Passant. Andere sagen: "Der SSV Ulm ist viel mehr als nur Fußball" oder "Wenn die dann wieder absteigen, haben wir nachher ein großes Stadion. Das wird dann nicht so toll".

Passend zur Stadion-Diskussion haben die Ulmer Fußballer vor Kurzem eine Studie vorgestellt. Demnach bringt der Zweitligist der Stadt und der Region jährlich mehr als 65 Millionen Euro Umsatz. Der SSV Ulm Fußball erhofft sich von diesen Zahlen Rückenwind auf dem Weg zu einer modernen Fußball-Arena.
Wenn man konstruktiv und offen miteinander umgeht, dann kann für alle Seiten ein Mehrwert rauskommen.
SSV Ulm 1846 Fußball zuversichtlich
Die Lage bleibt spannend. Zumindest reden die Parteien miteinander. Markus Thiele, Geschäftsführer der Fußballabteilung des SSV Ulm, zeigt sich zuversichtlich, dass es doch noch eine Übereinstimmung geben könnte: "Wenn man konstruktiv und offen miteinander umgeht, dann kann für alle Seiten ein Mehrwert rauskommen. Es muss deswegen nicht zwingend einen Verlierer geben."
Bis März will der Gemeinderat beschließen, welche Variante am Ende das Rennen macht. Die Entscheidung wird richtungsweisend für den Fußball, aber auch für den gesamten Sport in Ulm für die nächsten Jahrzehnte.