Wird extrem kontrovers diskutiert: Das Plakat, das mit besoffenem Gelalle für den Ulmer Weihnachtsmarkt wirbt.

Kontroverse Reaktionen in sozialen Medien

Caritas Suchtberatung sieht Ulmer Weihnachtsmarktplakat "sehr kritisch"

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Rainer Schlenz
Rainer Schlenz

Das Plakat, das mit besoffenem Gelalle für den Ulmer Weihnachtsmarkt wirbt, wird kontrovers diskutiert: Die Suchtberatung der Caritas Ulm-Alb-Donau sieht das Plakat "sehr kritisch".

Lustig, originell oder bedenklich? Die Meinungen über das aktuelle Plakat des Ulmer Weihnachtsmarktes gehen weit auseinander. In den sozialen Medien gibt es hunderte höchst unterschiedliche Kommentare. Eindeutig positioniert sich die Suchtberatung der Caritas.

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Was passiert, wenn Menschen zu viel getrunken haben? Letztendlich kommt es zu emotionalen Überreaktionen, Pöbeleien, Wildpinkeleien. Und das möchte dann niemand mehr!

Seit einigen Tagen hängt das Plakat in der Ulmer Innenstadt. Gelalle als Werbebotschaft für den Weihnachtsmarkt - das regt die Leute auf, andere finden die Diskussion vor allem humorlos.

Auf Instagram hat das Thema viele Kommentare ausgelöst: "Sehr originell und einfach nur lustig. Natürlich nichts für die ganzen Humorlosen in der Gesellschaft", schreibt ein Nutzer. Der Ausspruch, man müsse zum "Lachen in den Keller", macht die Runde. "Manchmal muss man einfach den Humor einschalten und das Leben lockerer sehen", meint ein weiterer Instagram-User.

Caritas: Plakat für Ulmer Weihnachtsmarkt bagatellisiert Problem

Gerade solche Kommentare zeigen eine weitverbreitete Haltung, kritisiert die Suchtbeauftragte der Caritas Ulm-Alb-Donau, Carina Mall: Alkohol werde verharmlost und das Problem bagatellisiert. Dazu trage auch das Plakat des Ulmer Weihnachtsmarktes bei.

Der Inhalt des Plakats könne als "Konsumaufforderung gesehen werden", so Mall. Es geht auf dem Plakat um die Steigerung des Rauschs, also definitiv um mehr als nur einen Glühwein. Der Werbespruch suggeriere, Trinken sei unbedenklich. Der Lifestyle dahinter sei: "ich trinke und lalle mir den Weg nach Hause".

Alkohol ist jedoch "eine legale Droge", sagt die Suchtberaterin, und alles andere als unbedenklich: Ein risikoarmer Konsum von Alkohol endet bei einer Menge von 16 Gramm reinen Alkohols bei Frauen und bei 24 Gramm bei Männern. Ein Becher Glühwein enthalte aber schon 18 Gramm reinen Alkohol.

Drei Glühweinbecher vom Weihnachtsmarkt Ulm vor einem Weihnachtsbaum. Das Plakat zeige einen Ist-Zustand, sagt die Suchtberatung der Caritas. Suchtberaterin, Carina Mall meint: "Die Mehrheit ist wegen des Glühweins auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt und nicht wegen der Handwerkskunst."
Das Plakat zeige einen Ist-Zustand, sagt die Suchtberatung der Caritas. Suchtberaterin Carina Mall meint: "Die Mehrheit ist wegen des Glühweins auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt und nicht wegen der Handwerkskunst." (Symbolbild)

Weihnachtsmarkt-Plakat: Auch kritische Stimmen in den sozialen Medien

"Das Plakat ist für mich ein totales 'no go'", sagt eine Nutzerin, Alkohol sei ein Suchtmittel, "dafür Werbung in Form eines geschmacklosen Spruches zu machen, der lustig sein soll ... geht nicht". "Finds eher peinlich, dass Vollsuff immer noch als lustig empfunden wird", heißt es einem der Kommentare.

Eine weitere Nutzerin schreibt, "Alkohol ist ein Zell- und Nervengift", dessen Konsum verharmlost werde. "Alkoholkonsum ist (leider) derart salonfähig, dass mich so ein Plakat wenig wundert".

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Caritas Suchtberaterin weist auf Konsequenzen hin

Carina Mall weist zudem darauf hin, dass das Plakat zwar lustig gemeint sei, aber die Konsequenzen nicht bedacht würden. "Was passiert, wenn Menschen zu viel getrunken haben? Letztendlich kommt es zu emotionalen Überreaktionen, Pöbeleien, Wildpinkeleien. Und das möchte dann niemand mehr!"

Alkoholkonsum werde häufig als lustig dargestellt, so Carina Mall. "Aber wenn er sich zu einer Erkrankung entwickelt, dann werden die Leute relativ schnell ausgegrenzt."

Der Weihnachtsmarkt auf dem Ulmer Münsterplatz
Weihnachtsmarkt = Glühweinrausch? In Ulm wird die weinselige Werbung für den Weihnachtsmarkt erregt diskutiert.

Caritas: "Genusskonsum" angemessen

Die Caritas-Suchtberaterin will sich jedoch auch nicht in Total-Verboten ergehen: Wir sagen "nicht jedem Weihnachtsmarktbesucher, er solle nichts trinken. Ein Genusskonsum ist für jeden, der sich frei entscheiden kann, auch angemessen".

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