"Es war so viel los. Es war sehr stressig", berichtet Notfallmedizinerin Hajnalka Toth über den Mittwoch, der früh morgens den gesamten Ostalbkreis in eine einzige Rutschbahn verwandelt hatte. Auch wenn der gefrierende Regen im ganzen Land angekündigt war, überraschte er viele Einwohner. Die Ostalb hat es besonders getroffen. Hajnalka Toth musste Überstunden machen, stand von 7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends in der Notaufnahme des Ostalbklinikums in Aalen.
Es war so viel los. Es war sehr stressig.
Ausgerutscht: Manche wurden richtig schwer verletzt
140 Patienten in der Notaufnahme an einem einzigen Tag, in einem eher kleinen Krankenhaus wie Aalen. Diese Bilanz ziehen die Ärzte am Mittwochabend. 90 davon mussten nach Glatteis-Unfällen chirurgisch behandelt werden. Manche hat es besonders schlimm erwischt. "Ich hatte einen Senior Anfang 80", erinnert sich die Oberärztin, "der war vor seiner Haustür in Aalen ausgerutscht". Der Mann wurde noch von seiner Tochter in die Klinik gefahren. Toth hat ihn sofort in den Computertomographen geschoben, eine Hirnblutung und eine Schädelbasisfraktur festgestellt. "Eine halbe Stunde nach Ankunft lag der Patient auf der Intensivstation."
Viele Unfälle auf spiegelglatten Straßen Glatteis: Mehr als 200 Verletzte im Ostalbkreis in Kliniken behandelt
Gefrierende Nässe hat am frühen Mittwochmorgen zu eisglatten Straßen und Gehwegen geführt, auch zwischen Ostwürttemberg und Oberschwaben. Allein im Ostalbkreis gab es mehr als 200 Verletzte.
Wartezeit in der Notaufnahme bis zu fünf Stunden
Das sind echte Notfälle in der Notaufnahme. Es gibt noch eine weitere Hirnblutung nach einem Glatteis-Sturz. Insgesamt landen fünf Menschen auf der Intensivstation. Die Schwerverletzten sorgen dafür, dass die Leichtverletzten noch länger warten müssen. Manche sitzen bis zu fünf Stunden, bis sie dran sind.
Normalerweise hat nur ein Chirurg in der Notaufnahme Dienst. An diesem Glatteis-Tag müssen auch Internisten wie Toth die Patienten chirurgisch behandeln. Zusätzlich müssen Ärzte und Pflegepersonal aus anderen Stationen des Krankenhauses abgezogen werden, um in der Notaufnahme zu helfen.
Rutschgefahr Glatteis: So schützen Sie sich bei einem Sturz
Bei Blitzeis und Schneefällen laufen die Notaufnahmen jedes Jahr voll mit Menschen, die bei Glatteis-Stürzen verletzt wurden. Am häufigsten sind Knochen- und Gelenkverletzungen. Bei Stürzen auf Kopf, Becken und Hüfte kann es auch lebensbedrohlich werden. Doch wie kann man sich schützen?
Alle möglichen Arten von Knochenbrüchen
Jedes Alter war bei den Patienten vertreten. "Ich hatte ein- und zweijährige Kinder mit Unterschenkelfrakturen bis hin zur 95-jährigen Seniorin, die aufs Knie gefallen war", meint Notfallmedizinerin Toth. Besonders häufig waren Knochenbrüche, an der Hand, am Sprunggelenk, aber auch Rippen- und Wirbelkörperfrakturen.
Obwohl der Tag sehr anstrengend war, zieht die Aalener Ärztin ein positives Fazit: "Die Patienten und Patientinnen hatten viel Verständnis für die langen Wartezeiten und alle Kollegen haben einen tollen Job geleistet."
Ein Glatteis-Opfer nach dem anderen auch in Heidenheim
"Als ich morgens um 6.30 Uhr zum Dienst kam, waren schon die ersten Sturz-Opfer da", erzählt Norbert Pfeufer, der gut 20 Kilometer weiter im benachbarten Landkreis Heidenheim als Chefarzt die Notaufnahme leitet. "Bis zum Mittag ist dann ein Glatteisunfall nach dem anderen gekommen: Fahrradstürze, Fußgänger, Autounfälle, alles mögliche." Auch er berichtet von zahlreichen Knochenbrüchen - am Sprunggelenk, am Ellenbogen. Manche mussten in Heidenheim gleich operiert werden.
Da das Wartezimmer in der Heidenheimer Notaufnahme schnell proppenvoll war, habe man die Begleitpersonen der Unfallopfer nach Hause geschickt. Chefarzt Pfeufer: "Es war kein Platz mehr im Wartezimmer. Da durften nur noch die Begleitpersonen von Kindern und von Pflegebedürftigen bleiben." Zwei Oberärztinnen seien noch eingesprungen, um zusätzlich in der Notaufnahme zu helfen. Dann stauen sich die Patienten in der Radiologie beim Röntgen, und dann im Gipsraum, wo immer nur einer drankommt. "Am Ende des Tages waren wir alle müde", berichtet Pfeufer, "aber zufrieden, denn es hat alles funktioniert."