Fotomontage, Kalenderblatt vom 8. März mit Erdkugel.Auch in und um Ulm wird der Internationale Frauentag am 8.März mit vielfältigen Aktionen gefeiert.

Internationaler Frauentag: Politikerin zu Gast

"Alle Macht den Frauen" - Wie kämpferisch ist Ulm am 8. März?

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Bella Avergon und Anita Schlesak

Weltweit wird am 8. März der Internationale Frauentag gefeiert. In Ulm unter dem kämpferischen Motto "Alle Macht den Frauen - jetzt!" Zu Gast ist Landtagspräsidentin Muhterem Aras.

Das Bündnis der 8. März-Frauengruppen hat als Hauptrednerin die prominente Grünen-Politikerin Muhterem Aras aus Stuttgart eingeladen. Ihr Vortrag beim Frauenfest an der Ulmer Volkshochschule heißt "Politik braucht Beteiligung! Politik braucht Frauen!" Gerade in diesem Wahljahr, wenn am 9. Juni gleichzeitig Europa- und Kommunalwahlen stattfinden, betont die Präsidentin des baden-württembergischen Landtags.

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Motto zum Internationalen Frauentag in Ulm eine Provokation?

Das Motto "Alle Macht den Frauen - jetzt!" sei natürlich provokant, findet Muhterem Aras im Interview mit dem SWR: "Natürlich wollen wir Frauen nicht hundert Prozent der Macht, also Männer entmachten." Es gehe darum, daran zu erinnern, dass das "Versprechen der Gleichberechtigung von Männern und Frauen, die sogar im Grundgesetz verankert ist, immer wieder gebrochen wird."

Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, seien provokante Titel wie jetzt am 8. März in Ulm "durchaus legitim", so die Landtagspräsidentin mit türkischen Wurzeln.

Provokante Titel wie jetzt am 8. März in Ulm sind durchaus legitim

Frauenbüro Ulm: Macht haben und Politik bunter machen

Diana Bayer, Leiterin des Frauenbüros Ulm - Sie koordiniert die Aktionen zum Internationalen Frauentag am 8. März
Mit kämpferischen Parolen: Diana Bayer leitet das Frauenbüro der Stadt und koordiniert das Programm zum Internationalen Frauentag in Ulm

Ist das Ulmer Motto also eine Kampfansage? "Natürlich möchten wir provozieren", erklärt Diana Bayer, die Leiterin des Frauenbüros Ulm, die die Aktionen zum 8. März in der Stadt koordiniert. Vor allem aber möchte sie "das Thema Macht auch in die Köpfe bringen". Denn Macht sei derzeit meist männlich, egal ob in Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft. "Und wir möchten jetzt Macht haben", bekräftigt Bayer, "wir möchten mitgestalten und die Demokratie bunter machen".

Frauen würden nicht per se die bessere Politik machen, ergänzt sie. "Aber wir haben einen ganz anderen Fokus und andere Lebenserfahrung."

Fotomontage, Kalenderblatt vom 8. März mit Aufschrift Internationaler Frauentag
"Alle Macht den Frauen - jetzt!" heißt das Motto zum Internationalen Frauentag in Ulm, "Wie frei ist Weiblichkeit?" heißt es beim Frauenempfang in der Aalener Ostalb-Arena und in Schwäbisch Gmünd lautet das Motto "Frauen gegen Rechtsdruck und sozialen Kahlschlag!".

Ulm "vorbildlich" - die meisten Gemeinderätinnen im Land

Die weibliche Perspektive zeigen am 8. März landesweit Hunderte von Aktionen, Reden, Kundgebungen, so auch in Aalen, Schwäbisch Gmünd oder Blaubeuren.

Dass die prominente Landespolitikerin Muhterem Aras ausgerechnet nach Ulm kommt, liegt auch daran, dass die Stadt in punkto Gemeinderat "vorbildlich" sei. Mit 47,5 Prozent hat das Gremium den größten Frauenanteil in ganz Baden-Württemberg. "Das finde ich toll", sagt Aras, denn es gebe im Land immer noch 22 Gemeinden ohne eine einzige Frau. Und das, obwohl 52 Prozent der Gesellschaft Frauen sind.

"Eine absolute Vorbildfunktion" hat die 58-Jährige wiederum für die Ulmerinnen, die sich seit Jahrzehnten im 8. März-Bündnis engagieren. Die Grünen-Politikerin, die mit zwölf Jahren aus einem anatolischen Dorf nach Deutschland kam, ist Vorbild "für uns deutsche Frauen, aber auch für alle Frauen, die Migrationsgeschichte haben", so Diana Bayer vom städtischen Frauenbüro.

Aras: Schön, wenn der Weltfrauentag gar nicht nötig wäre

"Wenn wir uns vernetzen, dann können wir echt etwas bewegen", weiß die Landtagspräsidentin aus Erfahrung. Es sei wichtig, am internationalen Frauentag, der seit mehr als 100 Jahren begangen wird, weiter zu mobilisieren. Schöner wäre noch, "wenn dieser besondere Tag gar nicht nötig wäre, weil wir die Gleichberechtigung hätten", so das Fazit von Muhterem Aras.

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Bella Avergon und Anita Schlesak