Kino Arsenal Tübingen (Foto: SWR, Bertram Schwarz)

Kino Arsenal: Filme, Kneipe, Festivals und Stars

Erstes Programmkino von BW schließt - nach fast 50 Jahren

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Bertram Schwarz
Bertram Schwarz ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen. (Foto: SWR, Jochen Krumpe)

ENDE - der Film ist aus. Das legendäre Programmkino Arsenal in Tübingen schließt nach fast 50 Jahren. Es war das erste seiner Art in Baden-Württemberg und hat immer wieder Stars angezogen.

Das Kino Arsenal in Tübingen schließt im fünfzigsten Jahr seines Bestehens. Es war das erste Programmkino Baden-Württembergs und eines der ersten in Deutschland. Also eines der Kinos, die besondere Filme zeigen wie aktuell etwa "Perfect Days" von Wim Wenders. Während zum Vergleich in Mainstream-Kinos "Aquaman" gespielt wird. Ende Februar ist damit Schluss. Entsprechend traurig und enttäuscht ist nicht nur sein Gründer, der Kinomacher Stefan Paul.

1974 Start des Kino Arsenal in Tübingen

Der allererste Film erblickte dank Stefan Paul am 29. November 1974 die Leinwand des Arsenals. Von da an gab es in Tübingen ein Programmkino für unabhängig von Hollywood und den großen Produktionsfirmen hergestellte Filme. So wie sonst nur in Hamburg oder Berlin. Paul gründete sein eigenes Kino und seinen eigenen Verleih aber auch, weil es wohl gar nicht anders ging.

Die normalen Kinos haben unsere Filme alle nicht gespielt. Das war der Aufbruch des jungen deutschen Films. Werner Herzog und Wim Wenders - mit denen haben wir auch heute noch Kontakt.

Kino Arsenal Tübingen: Wim Wenders und Stefan Paul (Foto: Pressestelle, Arsenal Filmverleih GmbH | Foto: Alexander Gonschior)
Stefan Paul mit Wim Wenders (rechts): Derzeit läuft der Oscar-nominierte Film "Perfect Days" von Wenders im Kino Arsenal.

Meisterwerke im Kinosaal

Stefan Pauls erster Film im eigenen Verleih war die anarchistische Komödie "Themroc" mit Michel Piccoli im Jahr 1973. Paul zeigte im Arsenal natürlich auch die Meisterwerke der Lakonie von Jim Jarmusch und Aki und Mika Kaurismäki. Für viele Menschen in Tübingen begann die Beziehung zum Arsenal mit einer Opernsängerin: Ende der 1980er Jahre lief jeden Sonntag um 11 Uhr der romantische Thriller "Diva" im Kino - und das jahrelang. Der Film von Jean-Jacques Beineix war einer der größten Erfolge des Tübinger Programmkinos.

Bald war das Arsenal auch das Festivalkino der immer größer werdenden Französischen Filmtage. Im Arsenal gingen schon Schauspieler wie Ulrich Tukur und Filmregisseure wie Volker Schlöndorff ein und aus. Bis heute ist Stefan Paul der Betreiber des Kinos, dessen Mietvertrag nun ausläuft und nicht verlängert wird.

Kino Arsenal in der Tübinger Innenstadt feierlich nachts bunt angestrahlt und beleuchtet (Foto: SWR, Bertram Schwarz)
Mit dem Arsenal geht fast 50 Jahre Programmkino-Geschichte bald zu Ende.

Hausverkauf bedeutete das Ende

Jahrzehntelang sei das Arsenal ein wichtiger kultureller Treffpunkt in Tübingen gewesen, sagt Paul. Als das Haus, in dem sich das Kino eingemietet hatte, verkauft wurde, habe sich die Stadt nicht genügend eingesetzt, um das Arsenal zu erhalten.

Jetzt stellt man fest, dass das ein herber Verlust für die Altstadt und für die Altstadt-Kulturszene ist.

Jeder Tisch ist besetzt - die Kneipe im Kino Arsenal in Tübingen mit gemütlichen alten Möbeln (Foto: SWR, Bertram Schwarz)
Noch am Leben: die Kinokneipe des Arsenal

Kino mit Kneipe und Glitter

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Kinos war und ist die Kinokneipe mit Glitter, Filmplakaten und abgewetzten Café-Möbeln. Manche Tübingerinnen und Tübinger sind hier seit Jahrzehnten immer wieder Gast. Zum Beispiel Monika Stoss: Sie machte damit ihrem Mann einen Umzug nach Tübingen schmackhaft - nach Jahren in Paris und Berlin. Denn in der schwäbischen Provinz, habe sie zu ihm gesagt, da gäbe es tatsächlich eine Kneipe wie in Berlin.

Sie und viele Filmfans nicht nur in Tübingen und Umgebung trauern schon jetzt um den herben Kulturverlust. Bis einschließlich 26. Februar gibt es noch täglich Filme zu sehen. Dann ist tatsächlich Schluss. ENDE.

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