Oberbürgermeister Palmer und Ortsvorsteher Michael Rak vor der ökologischen Waldtoilette bei Tübingen (Foto: SWR, Anna Priese)

Ökologische Waldtoilette hat Entsorgungsproblem

Exkremente aus Öko-Klo im Wald bei Unterjesingen müssen nach Brandenburg

Stand

Eine ökologische Trockentoilette im Wald bei Tübingen soll das wilde Erleichtern im Grünen verhindern. Doch beim Entsorgen stößt die Umweltfreundlichkeit an ihre Grenzen.

Das Problem drückt wortwörtlich viele Menschen, die in der Natur unterwegs sind: Man muss mal und natürlich findet sich in Wald und Flur keine Toilette. Dieses Problem bedrückte auch Michael Rak, den Ortsvorsteher von Tübingen-Unterjesingen, als in den Weinbergen des Ortes der Premium-Spazierwanderweg "Wengertwegle" eingerichtet wurde. Darum ließ er eine Trockentoilette entwickeln, die es beim Wandern und Spazieren erlaubt, das große und kleine Geschäft in einer frei zugänglichen Toilette am Wegesrand zu verrichten.

Reporterin Stephanie Uhlig hat in SWR Aktuell über das Entsorgungsproblem berichtet:

Umweltfreundlichkeit bei Einweihung groß gefeiert

Normalerweise dürfen Toiletten nicht in der freien Natur aufgestellt werden, nur auf Privatflächen. Die speziell entwickelte wasserfreie Waldtoilette allerdings, so erklärten Rak und der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer bei der Einweihung, sei aber zulässig. Doch die Umweltfreundlichkeit endet bei der Entsorgung. Denn die Feststoffe können nicht in den normalen, ortsnahen Kläranlagen verarbeitet werden. Das schafft nur eine Anlage in Brandenburg. Die Folge: Das Unterjesinger Gemisch aus Kot und Sägespänen muss rund 760 Kilometer nach Eberswalde gefahren werden.

Tübingen-Unterjesingen

Öffentliches Klo am Wein-Wanderweg Ökologische Wald-Toilette bei Tübingen eingeweiht

Das bundesweit erste ökologische Wald-Klo ist am Sonntag am Premium-Wanderweg "Wengertwegle" eingeweiht worden. Wanderer können das Trockenklo bei Unterjesingen kostenlos nutzen.

SWR4 BW am Samstagmorgen SWR4 Baden-Württemberg

Kläranlage Tübingen müsste Toiletteninhalt erst verdünnen

In der Tübinger Kläranlage erklärte Fachfrau Kirsten Maier, warum die Entsorgung dort nicht klappt. Was beim großen Geschäft übrig bleibt, ist schlichtweg zu trocken und könnte nicht gepumpt werden, sagte sie. Man müsse die Fäkalien erst verdünnen. Dazu viel Frischwasser zu verwenden, hält auch Cornelius Patzer vom Böblinger Toilettenhersteller "klos to nature" für unsinnig.

Böblinger Toilettenhersteller sucht Lösungen

Das Entsorgungsproblem beschäftigt die Firma nicht nur wegen der Toilette bei Tübingen-Unterjesingen. Denn die Trockentoiletten aus Böblingen kommen vielerorts zum Einsatz, etwa bei Konzertveranstaltungen oder größeren Festen. Um trotz der langen Strecke die Umweltbelastung zu minimieren, werden die Fäkalien aus mehreren Toiletten gesammelt nach Brandenburg gefahren. Eine weiterführende Idee wäre, auch in Baden-Württemberg eine Kläranlage zu bauen, die trockene Reste des "großen Geschäfts" verarbeiten kann.

Stand
AUTOR/IN
SWR