Sie hat dem ein oder anderen Grundstücksbesitzer schon schlaflose Nächte bereitet: Die Grundsteuerreform. Eigentümer müssen dafür ihre Flurstücksnummern, Quadratmeterzahlen und die dazugehörigen Bodenrichtwerte an das Finanzamt melden. Per Online-Formular. Das überfordert viele Menschen. Im Rathaus in Pliezhausen (Kreis Reutlingen) zum Beispiel suchen viele Bürgerinnen und Bürger Hilfe.
Aus dem SWER-Studio Tübingen Nathalie Waldenspuhl:
Täglich kämen Leute, die den Bodenrichtwert wissen wollen. Vornehmlich ältere Menschen hätten Probleme mit der sogenannten Feststellungserklärung, die man online einreichen muss. Ein Online-Profil erstellen, die ganzen Formulare verstehen und an der richtigen Stelle die richtigen Daten eingeben, das Prozedere sei viel zu kompliziert, so Bürgermeister Christof Dold.
Rathaus kann nur Auskünfte geben
Das Problem: Das Rathaus kann nur Auskünfte geben, etwa wenn es um den Bodenrichtwert einzelner Grundstücke geht. Formulare ausfüllen oder erklären dürfe und könne die Gemeinde gar nicht, so eine Mitarbeiterin. Und dazu fehle auch die Zeit. Oft müssen die Mitarbeiter die Leute wieder wegschicken. Für Menschen, die nicht mit PC oder Internet aufgewachsen sind, sei das sehr belastend. Schließlich seien die Angaben ans Finanzamt verpflichtend, so Bauamtsleiter Stefan Adam.
Offener Brief an das Finanzministerium
Aber auch jüngere Gemeindemitglieder haben Sorge, dass sie die Steuererklärung nicht korrekt ausfüllen. In einem offenen Brief an das Finanzministerium hat Bürgermeister Dold deshalb seinem Ärger Luft gemacht. Es sei ein "Hilferuf aus der kommunalen Praxis", so Dold. Darin schildert er, wie sehr sich die Menschen mit der Grundsteuererklärung abmühen und fordert, dass die Daten einfacher erhoben werden.