Jedes Frühjahr brauchen Mofa neue Versicherungskennzeichen, schwäbisch auch Täfele genannt. Deshalb gibt es das Täfelefest. (Foto: SWR, Harry Röhrle)

Kennzeichenwechsel Anlass zu feiern

Große Mofa-Gefühle beim Fest für das "Täfele" in Münsingen

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Thomas Scholz

Mit dem Mofa entschleunigt durch die Landschaft zu rollen, weckt bei Mofa-Fans Erinnerungen an die Jugend. Ein Mofaverleih macht das heute wieder möglich und lud zum "Täfelefest".

Mit 25 km/h über die Schwäbische Alb zu rollen, mit Gleichgesinnten in Mofa-Erinnerungen zu schwelgen und aus dem alljährlichen Wechsel des Versicherungskennzeichens ein Fest zu machen: das hat viele Mofafreunde am dritten Märzwochenende nach Münsingen-Auningen gelockt. Denn dort bietet der Mofa-Verleih "Rad der Zeit" die Möglichkeit, mit Originalmofas aus den 1970er und 80er Jahren durch die Landschaft zu knattern. Und dort wurde das "Täfelefest" gefeiert.

Für Nicht-Schwaben ein Fest mit rätselhaftem Namen

Die Wurzel des vielleicht rätselhaften Namens Täfele-Fest, so erklärt Mofa-Verleiher Veit Senner, liegt im für Mofas vorgeschriebenen Versicherungskennzeichen. Das kleine, rechteckige Schild werde nämlich auf Schwäbisch auch "Schildle" oder eben "Täfele" genannt. Und weil die Mofas im Frühjahr neue Kennzeichen bekommen, hat das Verleih-Team das Täfele-Fest erfunden.

Zum Team gehört auch Katja Spinnler. Eine ihrer Aufgaben ist es, bei den angebotenen Mofatouren über die Schwäbische Alb vorauszufahren, als Tour-Guide. Wenn Mofa-Fans mit ihr reden, dann merken sie schnell, dass auch Katja Sinnler von der Leidenschaft gefesselt ist. Schon als Grundschülerin, erzählt sie, habe sie gewusst: Sobald sie 15 Jahre alt wird, gehört ein Mofa zu ihrem Alltag. Mofa sei als Jugendliche für sie die erste Große Freiheit gewesen, vor allem, um im ländlichen Raum auf Alb von einem Ort zum anderen zu kommen.

Der Krümmer, das Ritzel und Polizeikontrollen

Während die Mofas des Münsinger Verleihs natürlich allesamt der Straßenverkehrsordnung genügen, kommen so manchem Mofa-Fahrer der 1970er-Jahre auch andere Erinnerungen in den Sinn. 25 km/h, das war vielen viel zu wenig. Kaum war das Mofa angeschafft, wurden die langsamen Gefährte frisiert.

Er habe den Auspuff-Krümmer durch einen dickeren ersetzt, erinnert sich ein Mofafan aus Reutlingen. Das habe schon so fünf, sechs Kilometer mehr gebracht. Und dann das Ritzel, lächelt er versonnen. Mit einem kleineren Zahnrad am Hinterreifen habe man die Höchstgeschwindigkeit bis auf 35 oder 40 Km/h erhöhen können. Weshalb die Polizei vom "Freund und Helfer" schnell zum "Feind und Jäger" geworden sei. Denn wer erwischt wurde, musste mit ordentlichen Strafen rechnen - und mit einer Standpauke der Eltern.

Ganz wichtig sei auch das Modell gewesen. Herkules oder Kreidler, vielleicht sogar Zündapp. Automatik oder mit Schaltgetriebe. Den einfachen Helm oder die Variante mit Kinnbügel. Als Jugendlicher hatte man wenig Taschengeld. Darum war es schon was besonderes, wenn man sich links und rechts einen Rückspiegel geleistet hat.

Großes Interesse und romatische Gefühle bei den Besuchern des Täfelefestes in Münsingen-Auingen, die die gesammelten Mofas bestaunen. (Foto: SWR, Harry Röhrle)
Großes Interesse und romatische Mofa-Gefühle bei den Besuchern des Täfelefestes in Münsingen-Auingen.

Das Mofa: Perfekt für Ausflüge

Für die Münsinger Mofa-Profis sind Geschwindigkeitsräusche kein Thema. Gerade das langsame Fahren, sagt Veit Senner, sei ihm wichtig. Das Genießen der Landschaft, wenn Spaziergänger den nostalgischen Mofa-Trupps zuwinken. Für Ausflüge sei das Mofa das perfekte Gerät. Man bekomme einen intensiveren Eindruck von der Landschaft und lege trotzdem beachtliche Entfernungen zurück, zwischen 50 und 70 Kilometern, je nach Fahrzeit.

Von Freudenstadt zum Timmendorfer Strand

Besonders lang wollen die Münsinger Mofa-Enthusiasten im Mai unterwegs sein. Inspiriert vom Film "25km/h" wollen sie auch einmal durch ganz Deutschland knattern. Starten möchten sie filmgerecht an einer Tankstelle auf dem Kniebis bei Freudenstadt. Und nach elf Tagen auf dem Mofasattel möchten sie dann am Timmendorfer Strand in Schleswig-Holstein ankommen. Außerdem möchten sie Schlenker über Berlin einbauen. Im Ostseebad bei Lübeck werden sie dann von den Timmendorfern feierlich empfangen.

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Thomas Scholz