dpa Bildfunk (Foto: dpa Bildfunk, dpa Bildfunk)

Erinnern an die Opfer der NS-Zeit

Veranstaltungen am Holocaust-Gedenktag

Stand
AUTOR/IN
Thomas Scholz

Am internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus gibt es zahlreiche Veranstaltungen von Zwiefalten bis Rexingen. Auch Schüler sind einbezogen.

Am Holocaust-Gedenktag gibt es verschiedene Veranstaltungen in der Region.

Bei zahlreichen Veranstaltungen in der Region wird der Opfer des Holocaust gedacht. In Zwiefalten (Kreis Reutlingen) gedenkt das ZfP (Zentrum für Psychiatrie) Südwürttemberg seiner Rolle im Dritten Reich. Da war die Heilanstalt Zwischenstation für kranke und behinderte Menschen, die in der nahegelegenen Gaskammer von Grafeneck ermordet wurden. Mit einer Gedenkfeier und einem Vortrag im Festsaal des Zwiefalter Konventbaus (ab 10 Uhr) erinnern das ZfP und die Gemeinde Zwiefalten an die Gräueltaten des Nationalsozialismus. Damit die Geschichte auch für die jüngere Generation lebendig bleibt, blickt man gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern zurück, die Teile der Veranstaltung gestalten.

Außenansicht des Zentrums für Psychiatrie in Zwiefalten (Kreis Reutlingen) (Foto: dpa Bildfunk, Daniel Bockwoldt)
Die Heilanstalt Zwiefalten war Durchgangsstation für das Tötungslager Grafeneck (Kreis Reutlingen)

Rexingen: "Dialog"-Konzert in ehemaliger Synagoge

In der ehemaligen Rexinger Synagoge gibt es um 20 Uhr ein "Dialog"- Konzert. Musiker stellen jeweils zwei Musikstücke mit ähnlichem oder gleichem Titel jüdischer und nicht-jüdischer Komponisten gegenüber. Sie sollen nach Angaben der Gedenkstätte an den Holocaust erinnern und zum Nachdenken anregen. Die jüdische Gemeinde von Horb-Rexingen (Kreis Freudenstadt) war bis 1938 eine der größten jüdischen Landgemeinden in Württemberg.

Tübingen: Gedenken an Sinti und Roma

In der St. Petrus Kirche in Tübingen-Lustnau steht der Völkermord an den Sinti und Roma im Vordergrund. Um 18 Uhr beginnt dort eine Gedenkveranstaltung, unter anderem mit einem Vortrag über das Netzwerk Pro Sinti & Roma. Laut der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist die Diskriminierung dieser Volksgruppe bis heute ein Problem. Mit dem Netzwerk Pro Sinti & Roma unterstütze die Diözese seit dem vergangenen Jahr die Flüchtlingshilfe mit Fördergeldern in Höhe von 105.000 Euro. Dabei fördere sie die Beratung und Selbstorganisation von geflüchteten Sinti und Roma.

Holocaust-Gedenken in Hechingen und Hailfingen

Auch in der ehemaligen Synagoge von Hechingen (Zollernalbkreis) wird am Holocaust-Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert.

Synagoge Hechingen nach Reichsprogromnacht (Foto: SWR, Hohenzollerisches Landesmuseum)
Die Hechinger Synagoge nach der Pogromnacht 1938

An der Grenze zwischen den Landkreisen Tübingen und Böblingen liegen die Gemeinden Rottenburg-Hailfingen und Gäufelden-Tailfingen. Dort wurde 1944 von den Nazis ein KZ-Außenlager errichtet. Rund 2.000 Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und Häftlinge aus anderen Konzentrationslagern sollten den nahegelegenen Flugplatz Hailfingen ausbauen.

Rund 200 Menschen starben dort, so der Gedenkstätten-Verein. Für sie gibt es einen ökumenischen Gedenkgottesdienst um 19 Uhr in der Evangelischen Kirche von Gäufelden-Tailfingen. Dabei wird auch eine Bildmeditation zum Thema "Lager Tailfingen" gezeigt.

Erinnerung an jüdische Gemeinde Buttenhausen

Die Stadt Münsingen (Kreis Reutlingen) lädt am Holocaust-Gedenktag zu zwei Veranstaltungen ein. Um 17 Uhr wird in der Ortsmitte von Münsingen-Buttenhausen im Großen Lautertal am "Denkmal für die Deportation" der Zerstörung der jüdischen Gemeinde gedacht. Am Abend gibt es laut Stadtverwaltung noch ein Konzert in der Zehntscheuer. Ab 19.30 Uhr soll dort mit Musik an jüdische Komponisten erinnert werden.

Queeres Gedenken in Reutlingen

Im Reutlinger Kulturzentrum "franz.K" geht es um 18:30 Uhr um das Schicksal von Schwulen und Lesben in der Nazi-Zeit. Mitveranstalter sind christliche Kirchen und die Sozialeinrichtung BruderhausDiakonie.

Ausstellung und Demo "Mössinger Generalstreik"

Mössingen (Kreis Tübingen) war der einzige Ort im Deutschen Reich, der sich 1933 am reichsweit ausgerufenen Generalstreik beteiligt hat, um sich gegen die Machtübernahme der Nationalsozialisten zu wehren. Der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Verband der Verfolgten des Naziregimes VVN und weitere Organisationen haben am Holocaust-Gedenktag zu einer Kundgebung samt Demonstration aufgerufen. Die Auftakt-Kundgebung beginnt um 14 Uhr auf dem Mössinger Rathausplatz, der Demozug zieht durch den Ort und endet um 16 Uhr mit einer Abschluss-Kundgebung.

Mehr über Nazi-Verbrechen und Diskriminierung

Ravensburg

Zahlreiche Veranstaltungen zur Erinnerung an die Opfer Gedenken an Holocaust in Oberschwaben und am Bodensee

Am Freitag ist der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Auch in der Region Bodensee-Oberschwaben fanden deshalb zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Die Mordfabrik Grafeneck auf der Schwäbischen Alb

Schloss Grafeneck auf der Schwäbischen Alb. Hier starben zwischen Januar und Dezember 1940 etwa 11 000 Menschen durch Kohlenmonoxidgas. Grafeneck war damit der erste Ort im nationalsozialistischen Deutschland, an dem Menschen systematisch und „industriell" ermordet wurden.
Die Morde von Grafeneck gehören zu den schrecklichsten Verbrechen der Nationalsozialisten. Die Opfer, meist körperlich oder psychisch beeinträchtigt, stammten aus Krankenanstalten und Heimen im heutigen Baden-Württemberg, in Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Die Morde waren Teil der von den Nationalsozialisten sogenannten „Aktion T4" oder „Euthanasie-Aktion". Sie verdeutlichen die menschenverachtende Politik und Ideologie des NS-Regimes und seiner Verantwortlichen. Diese mordeten, weil sie Nahrungsmittel sparen wollten, Platz für Militärlazarette benötigten und weil sie sich von der Ermordung der Schwachen und Kranken eine Gesundung des „Volkskörpers" versprachen. Die Opfer bezeichneten sie als „lebensunwerte Ballastexistenzen" und „seelenlose Menschenhülsen".
Im Zentrum dieser Dokumentation stehen drei Opfer und deren Hinterbliebene: Emma Dapp, deren Enkel Hans-Ulrich eine Biografie seiner Großmutter geschrieben hat; Martin Bader, dessen Sohn Helmut das Leben des Vaters recherchiert hat; und Dieter Neumaier, der als Kind ermordet wurde und dessen älterer Bruder ihn nie vergessen hat.

Spuren der NS-Zeit SWR

Horb-Rexingen

Mit Austausch und Begegnung Erinnerungsstücke schaffen Holocaust-Gedenken: Jugendguides aus Tübingen und Israel gehen online

Wie vermittelt man Jugendlichen den Holocaust? Mit Begegnung und Austausch, dachte sich der Gedenkstättenverbund aus Horb-Rexingen. Entstanden ist die Website:"Pieces of Memory".

Stand
AUTOR/IN
Thomas Scholz