Mit rund 500 Interessierten im Publikum war der Saal im Tübinger Sparkassen Carré am Montagabend ausverkauft. Im Publikum saß viel Prominenz, etwa Landes-Innenminister Thomas Strobl (CDU) und der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Helmut Haussmann (FDP) aus Bad Urach. Auf dem Podium führte Moderatorin Bernadette Schoog durch das Programm. An ihrer Seite: Autorin Lisa Federle und Schauspieler Jan Josef Liefers. Er ist ein guter Freund Federles und Mitstreiter bei der Hilfsaktion #bewegteuch.
"Menschen wie Sie bilden den Kitt in dieser Gesellschaft", so hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Tübinger Notärztin Lisa Federle gewürdigt, als sie im Herbst 2020 das Bundesverdienstkreuz erhielt. Schon davor war sie bundesweit bekannt und häufiger zu Gast in Talk-Shows.
Vorreiterin von kostenlosen Corona-Tests
Denn die Haus- und Notärztin setzte früh auf kostenlose Corona-Tests in der Pandemie. Sie organisierte feste und mobile Teststationen in Tübingen, fuhr mit ihrem umgebauten Arztmobil alle Alten- und Pflegeeinrichtungen ab, um so die Schwächsten vor dem gefährlichen Virus zu schützen. Die leidenschaftliche Ärztin setzt sich auch für Flüchtlinge und Obdachlose ein, mobilisiert Mutlose und treibt Kinder und Jugendliche an, sich mehr sportlich zu bewegen.
Früher Verlust des Vaters
Die Kraft und Energie, anderen Mut zu machen, zieht sie aus ihrem eigenen Leben, das nicht immer leicht war. Ganz im Gegenteil: der frühe Tod ihres geliebten Vaters habe sie aus der Bahn geworfen, schreibt sie in ihrer Autobiographie "Auf krummen Wegen geradeaus". Bei ihrer Mutter fand sie keinen Halt. Mit 17 zog sie aus und brach die Schule ab. Sie verliebte sich in einen älteren Mann und bekam mit 18 ihr erstes Kind. 16 Monate später ihr zweites. Als Alleinerziehende mit zwei kleinen Kindern musste sie sich durchkämpfen und die kleine Familie über Wasser halten - als Kellnerin, Wirtin und mit Nachtdiensten.
Auf dem zweiten Bildungsweg zum Abitur
Sie holte das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nach und ließ sich nicht davon abbringen, Medizin zu studieren. Sie schaffte es auch als Mutter von vier Kindern, ihren Traum als Ärztin zu erreichen. In ihrem Buch lässt die 60-Jährige ihr Leben Revue passieren. Sie erzählt Geschichten, die hinter die Kulissen blicken lassen, auch in dunkle Ecken ihres Lebens. Nachts zwischen 11 und 1 Uhr schrieb sie in nur zwei Monaten das Buch: offen, manchmal schonungslos. Mit ihrer Autobiographie will sie anderen Mut machen.