Dusslinger schicken letztes Hemd an Kanzler (Foto: SWR, Roland Altenburger)

Ungewöhnliche Protestaktion soll Olaf Scholz erreichen

Dußlinger schicken letztes Hemd an Bundeskanzler

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Katharina Kregel
Katharina Kregel ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen. (Foto: SWR, Jochen Krumpe)

Wer nichts mehr hat, der muss sein letztes Hemd geben. Die Freie Wählervereinigung Dußlingen hat das getan und letzte Hemden in einer Protestaktion ans Kanzleramt geschickt.

Hohe Personalkosten, hohe Steuern, große Nachwuchssorgen: Die Freie Wählervereinigung Dußlingen (Kreis Tübingen) macht sich viele Gedanken um ihre Gemeinde. Und weil sie die Lösung vieler Probleme auf Bundesebene sieht, hat sich die Wählergemeinschaft etwas ausgedacht. Ein friedlicher und gewaltfreier Protest sollte es sein, sagte der Vorsitzende der Liste Klaus Zürn dem SWR.

360 alte Hemden für den Kanzler

Die Idee kam in Dußlingen gut an: Rund 360 Leute haben an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) alte Hemden samt Forderungskatalog per Post verschickt. Und es soll noch viel mehr Hemden-Post im Bundeskanzleramt in Berlin ankommen.

Rund 1.000 weitere Gemeinden in Baden-Württemberg will Zürn aus Dußlingen mit ins Boot holen. Sollte es keine Reaktion von Olaf Scholz geben, will Zürn seine Aktion bundesweit ausdehnen.

Wir riskieren eine Zukunft, in der wir uns möglicherweise selbst die Haare schneiden müssen oder bei einem Heizungs- oder Stromausfall keine Hilfe erhalten.

Der Dußlinger Klaus Zürn steht vor einem Briefkasten. In der Hand hält er einen großen Umschlag, darin sein letztes Hemd. Das schickt er an Bundeskanzler Olaf Scholz per Post geschickt - als Protest gegen die Arbeit der Regierung. Rund 360 andere Dusslinger haben sich an der Aktion beteiligt.  (Foto: Klaus Zürn)
Klaus Zürn vor einem Briefkasten in Dußlingen. Sein letztes Hemd hat er an Bundeskanzler Olaf Scholz per Post geschickt - als Protest gegen die Arbeit der Regierung.

Ansatz der Regierung löst Personalmangel nicht

Ein großes Probleme der Gesellschaft sei der Facharbeitermangel. In solchen Zeiten über kürzere Arbeitszeiten zu diskutieren, wie es Regierung und Gewerkschaften derzeit machen, sei der komplett falsche Ansatz.

Der Mittelstand, die tragende Säule der Staatsstruktur, sei in Gefahr, schreibt die Wählergemeinschaft Dußlingen in dem Brief an den Bundeskanzler. Die Lage sei alarmierend. Langfristig könnte die Entwicklung zu einem "drastischen Mangel an Handwerkern und Dienstleistern führen". Viele Unternehmen fänden keinen geeigneten Nachfolger. Die verbleibenden Betriebe hätten volle Auftragsbücher, seien oft überlastet und könnten nur noch die Stammkundschaft bedienen.