Bild von Daniel Richter mit verschlungenen flüssigen Farben (Foto: SWR)

Pornografisches, Politisches und Pop

Daniel Richter: Eine-Million-Euro-Kunst in Tübingen

Stand
AUTOR/IN
Sonja Legisa

Er gehört zu bedeutendsten Malern seiner Generation und zu den teuersten Künstlern Deutschlands. Jetzt stellt der ehemalige Punk, Daniel Richter, in der Kunsthalle Tübingen aus.

In der Kunsthalle Tübingen sind jetzt Werke des Künstler-Stars Daniel Richter zu sehen. Sie zählen zu den wichtigsten Beiträgen der Kunst seit der Jahrtausendwende und werden auf der ganzen Welt für sechsstellige Summen gehandelt, manche knacken sogar die eine Million-Marke. Seit 2007 waren seine Bilder in Deutschland nicht mehr in einer Ausstellung zu sehen. Nun zeigt die Kunsthalle Tübingen einen chronologischen Parcours von fünfzig Werken. Daniel Richter hat bisher rund fünfhundert Bilder gemalt.

Bild von Daniel Richter zu sehen: Nackter Frauenkörper und Cowboy (Foto: SWR)
Daniel Richters Bilder haben oft eine politische Botschaft, die er aber nicht eindeutig benennt.

Die Kunst von Daniel Richter ist nicht zu übersehen

Fratzenhaft wirkende Köpfe, entschlossen geführte Striche und Elemente aus Pop-und Street-Art. Daniel Richters Bilder haben viele Gesichter. Seine Werke sind meist großformatig und bunt - "damit sie nicht übersehen werden", so Richter. Seine Bilder erzählen von sozialen Dramen und geschichtlichen Krisen. Als Vorlagen dienen Postkarten, Zeitungsfotos, manchmal auch Pornografisches. Woher er seine Inspiration nimmt? Darauf hat er eine einfache Antwort:

"Ich schaue mir die Welt an, so wie alle anderen auch und das ist meine Inspiration."

Daniel Richter vor einem seiner Bilder (Foto: SWR)
Daniel Richter lebt in Berlin und Wien.

Erste Ausstellung von Daniel Richter seit 16 Jahren

Dieser Ausstellung seien viele Atelierbesuche bei Daniel Richter vorausgegangen, erzählte die Leiterin der Tübinger Kunsthalle, Nicole Fritz, im SWR. Die Direktorin hatten die Werke seit einer Ausstellung in Basel 2006 nicht mehr losgelassen. Seither blieb sie mit Daniel Richter in Kontakt und besuchte immer wieder sein Atelier, um ihn von ihrer Idee zu überzeugen: eine Werkschau in der Tübinger Kunsthalle. Daniel Richter stimmte zu und beide hatten Glück. Denn viele Leihgeber, die Daniel Richters Bilder in der Vergangenheit erworben hatten, waren bereit, ihre Exemplare nach Tübingen zu schicken.

"So einer Ausstellung gehen vier bis fünf Jahre Vorbereitungszeit voraus."

Daniel Richter in der Kunsthalle Tübingen (Foto: Pressestelle, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Jochen Littkemann, Berlin)
Daniel Richter, Another wasted Night, 2020, Öl auf Leinwand, 230 x 180 cm, Privatsammlung Lütjenburg Bild in Detailansicht öffnen
Daniel Richter in der Kunsthalle Tübingen (Foto: Pressestelle, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Jochen Littkemann, Berlin)
Daniel Richter, Europa - Immer Ärger mit der Sogenannten, 1999, Öl, Lack auf Leinwand, 220,00 x 180,00 cm Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland - Sammlung Zeitgenössische Kunst Bild in Detailansicht öffnen
Daniel Richter in der Kunsthalle Tübingen (Foto: Pressestelle, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Jochen Littkemann, Berlin)
Daniel Richter, Kein Gespenst geht um, 2002 Öl auf Leinwand, 292 x 236 cm Kunstmuseum Bonn, Dauerleihgabe Rudolf und Uta Scharpff Stiftung für zeitgenössische Kunst Bild in Detailansicht öffnen
Daniel Richter in der Kunsthalle Tübingen (Foto: Pressestelle, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Jochen Littkemann, Berlin)
Daniel Richter, Army of Traitors, 2011, Öl auf Leinwand, 200 x 300 cm, Privatsammlung Bild in Detailansicht öffnen
Daniel Richter in der Kunsthalle Tübingen (Foto: Pressestelle, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Jochen Littkemann, Berlin)
Daniel Richter, ohne Titel, o. J., Öl auf Leinwand, 230 x 170 cm Bild in Detailansicht öffnen
Daniel Richter in der Kunsthalle Tübingen (Foto: Pressestelle, © Deichtorhallen Hamburg / Sammlung Falckenberg, Foto: Jochen Littkemann, Berlin)
Daniel Richter Phienox, 2000 Öl auf Leinwand, 252 x 368 cm Bild in Detailansicht öffnen

Gabelstapler rollte über Bild von Daniel Richter

Vier Tage lang hat Daniel Richter in der Kunsthalle Tübingen gemeinsam mit Nicole Fritz die Werkschau vorbereitet und die Bilder aufgehängt. Manche habe er seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen, erzählte der Künstler. Spannend sei für ihn zu erfahren, wie sich seine Malerei im Laufe der Jahre verändert habe. Immerhin sei hier kein Werk beim Transport kaputtgegangen. Das habe er einmal bei einer anderen Ausstellung erlebt, als ein Gabelstapler ein Bild zerstörte, erzählt er. Es wurde später jedoch repariert.

Bild von Daniel Richter (Foto: SWR)
Die Gestalten in Daniel Richters Bilder sehen oft aus wie Skelette.

"Ich hoffe, dass die Arbeit dem einen oder anderen auch eine Überlegung oder eine Befriedigung oder irgendwas gibt. Mehr ist ja auch nicht drin, wenn man Kunst macht."

In einem Bild von Daniel Richter sieht man die erste Comicfigur "The yellow Kid" (Foto: SWR)
In einem Bild von Daniel Richter taucht die erste Comicfigur "The Yellow Kid" auf.

Vom Hausbesetzer zum Künstler-Star

Daniel Richter kam erst mit 30 Jahren zur großformatigen, von Graffiti inspirierten Kunst. Der 1962 geborene Maler wuchs in Schleswig-Holstein auf. Nach seinem Umzug nach Hamburg war er in der links-autonomen Szene als Punk und Hausbesetzer unterwegs. In den 80er-Jahren entwarf der Plattencover und Plakate für Bands. Danach studierte er an der Hamburger Hochschule für bildende Künste. Zuerst malte er abstrakt. Nach 2000 wurde seine Arbeit figurativer.

Die Ausstellung "Daniel Richter" ist in der Kunsthalle Tübingen vom 6. Mai bis zum 3. Oktober 2023 zu sehen.

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Sonja Legisa