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US-Radbauer plant Innovationszentrum in Freiburg

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Noch gleicht das Innere der alten Lokhalle in Freiburg einer Baustelle. Mitte 2024 sollen hier aber auf zwei Etagen und insgesamt 3.800 Quadratmetern rund 70 Mitarbeitende neue Fahrräder entwickeln – im neuen Innovations-Center des amerikanischen Fahrradbauers Specialized:
„Wir haben in ganz Europa nach einem Standort gesucht, inklusive USA,“
erklärt Fahrradingenieur Peter Denk, der künftige Leiter der geplanten Fahrradschmiede.
„Am Schluss war es unisono: wir wollen nach Freiburg. Denn Freiburg ist weltweit einzigartig, was das Envirement angeht“
Viel Lob also für die Breisgaumetropole, in der die neuesten Entwicklungen dann auch direkt in der Mittagspause auf den unzähligen Mountainbiketrails oder Rennradstrecken rund um Freiburg ausprobiert werden können. Hinzu kommt natürlich die besondere denkmalgeschützte Location. Frank Böttinger, einer der Lokhalleneigentümer, hat das alte Backsteingebäude aufwendig dämmen und auf einen KWF55 Standard bringen lassen:
„Wir heizen mit Nahwärme, wir sind energetisch top, kaum etwas Vergleichbares weit und breit.“
Den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten gehört zur Unternehmenphilosophie von Specilized. Laut Deutschlandchef Peter Denk will der Radhersteller bis 2030 von der Entwicklung bis zur Herstellung und dem Versand klimaneutral werden. Die Hoffnung ist, Fachkräfte zu gewinnen, die ähnlich denken. Der Blick richtet sich auf die Automobilbranche im Land:
„Es gibt viele Leute, die wollen in der Automobilindustrie nicht mehr arbeiten, weil sie sich mit dem Produkt nicht mehr identifizieren können, sodass wir uns erhoffen, den ein oder anderen abzuwerben. Das gibt so ein kleines Entwicklungsparadies für Ingenieure im Fahrradbereich.“
Dieses geplante Fahrrad-Entwicklungsparadies ist auch ganz nach dem Geschmack von Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn. Er ließ es sich nicht nehmen, der Vorstellung persönlich beizuwohnen:
„Specialized ist eine Milliardenfirma, die ihr europäisches Innovationszentrum jetzt nach Freiburg bringt. Das wird ein Schub sein für die gesamte Fahrradbranche unserer Stadt und wir wollen uns ja genau so positionieren.“
Positiv äußert sich auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub. Der Freiburger ADFC-Sprecher Frank Borsch freut sich, dass in Freiburg nicht nur viel Rad gefahren wird, sondern Räder auch entwickelt werden:
„Fahrrad ist ja eine Zukunftstechnologie. Da ist eine große Entwicklung und Dynamik drin. Und dass sich das jetzt in Arbeitsplätzen, Wirtschaft und Forschung, widerspiegelt, die sich in Freiburg ansiedelt, ist eine großartige Sache.“
Die Vorfreude ist also groß. Doch braucht es noch ein bisschen Geduld: Bis die Amerikaner in Freiburg coole Fahrräder austüfteln, dauert es noch eineinhalb Jahre.

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