Seit nahezu 1.000 Tagen sitzt die Elsässerin Cécile Kohler mit ihrem Partner Jacques Paris im Iran in Haft. Jetzt hat ihre Schwester, Noémie Kohler, Europaabgeordnete gebeten, zusammenzuarbeiten und Druck auf Teheran auszuüben. Und das mit Erfolg: am vergangenen Donnerstag verabschiedete das EU-Parlament in Straßburg eine entsprechende Resolution.
Europaparlament solidarisiert sich mit Kohler
Noémie Kohler wollte die Menschen und Behörden auf EU-Ebene dazu bringen, stärker zusammen zuarbeiten. Zwei Tage lange redeten sie und weitere Unterstützer mit französischen Abgeordneten. "Es ist wichtig, dass sich die europäischen Institutionen in dieser Angelegenheit positionieren und dem Iran ein deutliches Signal senden. Man muss alle zur Verfügung stehenden Kräfte aktivieren um die Befreiung aller Geisel zu erreichen", meint Noémie Kohler.

Am vergangenen Donnerstag war es dann soweit. Das EU-Parlament hat eine Dringlichkeitsresolution verabschiedet. Demnach verurteilt das EU-Parlament die Unterdrückung von Menschenrechten im Iran und die Geiselnahme von EU Bürgerinnen - und bürgern, wie Kohler. Außerdem fordert das Parlament den Europäischen Rat, also das Gremium der Staats- und Regierungschefs der EU, auf aktiv zu werden. Sie fordern die Islamische Revolutionsgarde als terroristische Vereinigung einzustufen, die Sanktionen gegen die Verantwortlicher auszuweiten, UN-Sonderberichterstatter, sowie die iranische Zivilbevölkerung stärker finanziell zu unterstützen.
"Die Haftbedingungen der drei französischen Geiseln müssen nach internationalem Recht als Folter bezeichnet werden", ist Chloé Ridel (Parti socialiste) überzeugt. Sie ist französische Abgeordnete in der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D) und hat sich für die Resolution eingesetzt.
"Es geht wirklich um Leben oder Tod"
Jahrelange Haft für EU-Bürger

Im Mai 2022 waren Cécile Kohler aus Soultz (Département Haut-Rhin) und Jacques Paris in den Urlaub in den Iran geflogen. Dort wurden die beiden Lehrer festgenommen. Der Vorwurf: Spionage. Seitdem sitzen sie im Hochsicherheitstrakt des berüchtigten Evin-Gefänfnisses in Teheran fest. Dem Franzosen Olivier Condoeu erging es ähnlich, auch er ist zu 5 Jahren Haft verurteilt worden. Insgesamt befinden sich 15 europäische Geiseln im Iran in haft. Familie und Freunde berichten, dass es den Gefangenen nicht gut ginge. Eine Petition zu deren Freilassung haben bereits mehr als 50.000 Menschen unterzeichnet.