Streit um hohe Jagdsteuer für Schweizer Jäger (Foto: SWR)

Schweizer Jäger zahlen mehr

Streit um höhere Jagdsteuer für Schweizer Jäger im deutschen Grenzgebiet

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AUTOR/IN
Petra Jehle

Der Kreis Waldshut versucht mit einer deutlich höheren Jagdsteuer für ausländische Jäger seine inländischen Jäger zu schützen. Der Fall liegt beim Verwaltungsgericht.

Der Südschwarzwald ist bei Jägerinnen und Jägern beliebt. Die Jagdreviere sind begehrt und die Nachfrage ist weitaus höher als das Angebot. Wenn Pachten neu ausgeschrieben werden, bewerben sich auch zahlungskräftige Interessenten aus der Schweizer Nachbarschaft. Doch die kommen oft von weither und das kann vor Ort problematisch werden, wie der langjährige Leiter des Forstreviers Ralf Göhrig aus eigener Erfahrung weiß.

"Früher war die Jagd in Jestetten an Jagdpächter aus der Innerschweiz verpachtet. Die haben einmal im Jahr eine große Jagd gemacht und waren nicht mehr gesehen. Der Zustand des Waldes war katastrophal."

Forst ist auf gute Zusammenarbeit mit Jägern angewiesen

Heute ist nur eine der drei Gemeinde-eigenen Jagdpachten an eine Jagdgesellschaft aus der Schweiz vergeben. Diese Schweizer Jagdgesellschaft kommt aus der Nähe. Sie leben nur wenige Kilometer weiter, sind regelmässig vor Ort, man kennt sich, spricht über Probleme und regelt eventuelle Schäden sofort.

Seit alle Jäger aus der Region kommen, hat sich der Zustand des Jestetter Waldes erheblich verbessert, sagt der Förster, denn das Wild werde regelmässig bejagt und der Bestand werde so kontrolliert. Wildschäden gibt es in inzwischen kaum mehr. Auch die Schäden in der Landwirtschaft, durch Wildschweine in Maisfeldern beispielsweise, sind deutlich zurückgegangen. Er habe in diesem Jahr keinen einzigen Euro an Entschädigung zahlen müssen, sagt der Schweizer Jagdpächter Hans Peter Züllich.

Wenn Wildtiere in Forst oder in der Landwirtschaft Schäden anrichten, müssen die Jagdpächter für diese aufkommen. Auch bei Wildunfällen ist der Jagdpächter dafür zuständig, sich um verletzte oder tote Tiere zu kümmern. Für Kommunen und Förster ist es deshalb ein Vorteil, wenn sie mit ortsansässigen Jagdpächtern zusammenarbeiten können.

Hohe Jagdsteuer soll fremde Jäger abschrecken

Neben der Jagdpacht, erhebt der Landkreis Waldshut als einziger Kreis im Land Baden-Württemberg noch immer eine Jagdsteuer. Finanzielle Gründe hat das nicht, denn pro Jahr liegen die Einnahmen für den Kreis bei 48.000 Euro. Doch der Landkreis Waldshut spricht von einer Steuer mit Lenkungsfunktion. Vor der Einführung der Steuer sei jede Dritte Pacht in den Händen von Schweizer Jägern gewesen, seit der neuen Reglung stagniere ihr Anteil.

Jagdsteuer ein Fall für die Verwaltungsgerichte

"Es ist ungerecht. Wieso soll ein Pächter, der aus Freiburg oder Stuttgart kommt, privilegiert sein - nur weil er Deutscher ist. Und Schweizer, die in der Nähe wohnen, nicht. Wenn es um Schweizer Pächter aus Graubünden oder Bern ginge, darüber könnte man diskutieren."

Wie lange der höhere Steuersatz für ausländische Pächter allerdings noch Bestand hat, ist offen. Ein in Zürich lebender deutscher Jäger hatte vor dem Verwaltungsgericht dagegen geklagt und in erster Instanz recht bekommen. Der Landkreis Waldshut hat Berufung eingelegt. Nun liegt der Fall vor dem Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim. Der hat bis Jahresende ein Urteil angekündigt.

Hans-Peter Züllich will seine Pacht in Jestetten auf jeden Fall verlängern. Auch wenn er als Schweizer mehr Steuern als die Deutschen dafür zahlen muss. Und die Chancen, dass er sein Hobby behalten kann, stehen gut, denn in Jestetten wird die Jagdpacht nicht meistbietend versteigert. In Jestetten bestimmt am Ende der Gemeinderat, wer jagen dort darf.

Die komplette Sendung Dreiland Aktuell sehen Sie ab Minute 4.20

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Petra Jehle