Gewehre, Revolver, Karabiner

Polizei im Elsass sammelt Waffen ein

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A.L. Marie (France 3) / M. Schlott
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Paula Kersten

Bürgerinnen und Bürger konnten an mehreren Sammelstellen im Elsass Waffen abgeben. Nicht alle haben einen Waffenschein. Aber strafrechtliche Konsequenzen muss niemand fürchten.

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Wer im Nachbarland Frankreich gefahrlos Waffen entsorgen will, hatte in der vergangenen Woche landesweit an diversen Sammelstellen Gelegenheit dazu. Sieben gab es allein im Elsass, eine davon im Kommissariat von Straßburg. Sammelaktionen wie diese gibt es in Frankreich regelmäßig, anders als in Deutschland. Dabei gibt es gute Gründe für ein solches Angebot.

Der Karabiner, ein ungeliebtes Erbstück

Menschen wollen Waffen loswerden, die sie von den Vorfahren geerbt oder im Haus gefunden haben. Die Polizei stößt dabei immer wieder auf Kuriositäten, zum Beispiel einen alten, als Portemonnaie getarnten Damen-Revolver. Auch viele klassische Karabiner sind dabei. "Ich hatte ihn einfach nur vor meinen Kindern versteckt", erzählt ein älterer Herr an der Sammelstelle in Straßburg.

Keine strafrechtlichen Konsequenzen für illegalen Waffenbesitz

Bei der Sammelaktion können Privatpersonen ihre Waffen abgeben, ohne strafrechtlich belangt zu werden. Denn für den Besitz einer Waffe verlangt das Gesetz eigentlich einen Waffenschein. "Einige Menschen haben Angst, uns die Waffen zu bringen", erzählt der Straßburger Hauptgefreite Jean Louis Vonthron. "Sie wissen, dass sie diese Waffen eigentlich nicht besitzen dürfen und haben Angst, dass wir ihren guten Willen nicht anerkennen."

Nicht so die Frau in dicker blauer Daunenjacke, die einen kleinen Revolver an der Sammelstelle abgibt: "Ich habe keinen Waffenschein. Ich dachte, wenn ich sie so loswerde, muss ich mir keine Sorgen machen."

Mehr als 2000 Waffen eingesammelt

So wie diese Frau entscheiden sich viele, ihre Waffen im Rahmen der Sammelaktion abzugeben. Innerhalb einer Woche wurden in Straßburg sowie in den Städten Haguenau und Sélestat zusammen mehr als 2.400 Waffen und 55.000 Teile Munition eingesammelt. Das berichtet der französische Fernsehsender France 3 Alsace.

Ein großer Erfolg. Allein in den ersten fünf Tagen der einwöchigen Aktion wurden in Straßburg so viele Waffen abgegeben wie sonst in anderthalb Jahren.

Häusliche Gewalt vorbeugen

Mit der Sammelaktion wollen die Behörden Diebstählen vorbeugen und Unfälle verhindern - aber nicht nur das. Auch die Eskalation häuslicher Gewalt solle durch die Aktion verhindert werden, so Jean-Baptiste Peyrat, Präfekt der Region Bas-Rhin.

"Wenn sich keine Schusswaffe mehr im Haus befindet, besteht auch kein Risiko, dass sie eingesetzt wird."

In Frankreich sollen noch zwei Millionen illegaler Waffen versteckt liegen. Die meisten der eingesammelten Waffen werden zerstört.

Die ganze Sendung SWR Aktuell Baden-Württemberg mit Dreiland Aktuell (ab 4:03) vom 3. Dezember 2022:

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