Nach Vorwurf systematischer Demütigung

Ballettschule Basel stoppt Profi-Ausbildung

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M. Schlott / C. Schmitz
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Paula Kersten

Nach Berichten über mutmaßliche Missstände an der Schule fehlt das Geld für die Fortführung des Schulbetriebs. 33 junge Frauen hatten schwere Vorwürfe erhoben.

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"Du bist zu fett, um zu tanzen"

Oder "Ich kann sehen, wie das Fett aus deiner Strumpfhose hängt": Von Bemerkungen wie diesen berichteten im Oktober 33 Schülerinnen der renommierten Ballettschule am Theater Basel. Sie seien bloßgestellt, gedemütigt und unter Druck gesetzt worden, sagten sie gegenüber der Zeitung "NZZ am Sonntag" und dem Basler Online-Magazin "Bajour".

Sieben von ihnen sind namentlich an die Öffentlichkeit gegangen, darunter Madison Devietti. "Ich weinte regelmäßig und hoffte, man würde uns helfen. Aber niemand setzte sich für uns ein", zitieren sie die "NZZ am Sonntag" und "Bajour".

"Man brach uns, und alle schauten zu."

Tänzerinnen in die Magersucht getrieben

Bis zum aktuellen Paukenschlag galt Basel als sanfte Schwester der "Tanz Akademie Zürich". Dort wurden ähnliche Vorwürfe schon im Sommer laut. Wie in Basel wurden Tänzerinnen systematisch gedemütigt, viele in die Magersucht getrieben. Die Schülerinnen hätten zum Teil bis heute psychische Probleme und seien auf Antidepressiva angewiesen, berichtet die Schweizer Journalistin Barbara Achermann. Sie recherchierte im Sommer zu den Vorfällen in Zürich. Essstörungen seien bei fast allen bis heute ein Thema, Einzelne hätten in die Klinik gemusst.

Ballettschule Basel schließt Profi-Ausbildung

Nach den Vorwürfen hatte der Große Rat der Stadt Basel im November die weitere finanzielle Unterstützung der Ballettschule abgelehnt. Der Schule fehlt nun Geld für die Fortführung des Schulbetriebs, deshalb soll der Profi-Bereich der Ausbildung geschlossen werden.

Wie geht es mit den Tänzerinnen und Tänzern weiter?

Die künftigen Tanzprofis sehen einer ungewissen Zukunft entgegen. Die Tänzerinnen und Tänzer müssten in ganz Europa verteilt werden, denn die ebenfalls umstrittene Schule in Zürich ist voll. In Basel hofft man, dass zumindest die Ballettschule für Kinder fortgeführt werden kann. "Das sind etwa 250 Tänzerinnen und Tänzer im Freizeit, Junior und Hobbybereich - da prüfen wir, ob wir diesen Bereich eigenständig weiterführen können", so Adrienne Develey von der "Ballettschule Theater Basel".

Die Schulleitung der Ballettschule Basel ist nach den Vorfällen freigestellt worden. Jetzt muss die Schweiz über die Ballettausbildung grundsätzlich neu nachdenken.

Die ganze Sendung SWR Aktuell Baden-Württemberg mit Dreiland Aktuell (ab 4:03) vom 3. Dezember 2022:

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