Gemüsesuppe (Foto: SWR, Lisa Kuner)

Ehrenamt im Evangelischen Gemeindehaus

Gegen Einsamkeit: Offener Mittagstisch für Schramberger Senioren

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Lisa Kuner

Immer mehr Menschen fühlen sich im Alltag einsam. In Schramberg-Waldmössingen gibt es nun einen Mittagstisch gegen Einsamkeit.

Während der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der älteren Menschen, die sich einsam fühlen, verdoppelt. Zu diesem Ergebnis kommt das Bundesfamilienministerium. Etwa zwölf Prozent der Menschen über 80 Jahren fühlen sich demnach allein. In Schramberg-Waldmössingen (Kreis Rottweil) gibt es darum seit März jeden Donnerstag einen Mittagstisch gegen Einsamkeit.

Eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn des Mittagessens sitzen dort schon die ersten Gäste in dem hellen Saal: Schnell wird klar - es geht hier nicht hauptsächlich ums Essen, sondern viel mehr um die Gemeinschaft. Günter Katz kommt regelmäßig und fasst zusammen, was viele der Senioren hier fühlen. "Allein ist es nicht schön zu essen, man kann sich mit niemand unterhalten", erzählt er, "allein schmeckt's auch nicht so gut."

Unter dem Motto "Wer isst schon gern allein?" kommen jeden Donnerstag rund 30 Personen ins evangelische Gemeindehaus nach Waldmössingen zum Mittagstisch. Über Alter spricht man eigentlich ja nicht aber die jüngste Besucherin an diesem Tag ist um die 50, die älteste stolze 95 Jahre alt. Seniorin Marliese Keller schätzt das gemeinsame Essen: "Dass man am Donnerstag zum Essen ins Gemeindehaus kann, das ist gut. Weil man mit den anderen ins Gespräch kommt. Sonst koche ich jeden Tag allein zuhause."

Strategien gegen Einsamkeit

Allein zu essen - das ist für viele hier ein Problem. Manche haben darum schon ihre eigenen Strategien gefunden, damit umzugehen. Die 89-jährige Brunhilde Kimmich erzählt: "Ich mache mir immer den Fernseher oder das Radio an. Morgens das Radio und mittags den Fernseher. Ich schaue, dass ich um 12 Uhr mittagesse, wenn die Tagesschau kommt. Dann redet wenigstens jemand und es ist nicht so langweilig, wie wenn man nur vor sich hin löffelt."

Offener Mittagstisch für Senioren (Foto: SWR, Lisa Kuner)
Gemeinsam schmeckts besser: Offener Mittagstisch für Senioren in Schramberg-Waldmössingen

Elli Werkmeister ist Vorsitzende des Pflegevereins in Waldmössingen und organisiert den Mittagstisch gegen Einsamkeit. Gerade jetzt, nach über zwei Jahren Pandemie, sei der gemeinsame Mittagstisch wichtig. Einsamkeit ist zum Problem geworden. Elli Werkmeister sagt: "Das hat in den letzten Jahren schon zugenommen, weil wir auch immer mehr ältere Menschen haben. Jetzt, durch Corona, war das noch verschärft. Da haben viele schon sehr drunter gelitten." Sie freut sich darüber, dass ihr Mittagstisch für ein bisschen Abwechslung sorgt.

Essen kommt aus dem Nachbarort

Das Essen wird von einem Restaurant aus dem Nachbarort zubereitet und geliefert, Ehrenamtliche übernehmen den Service. Auf dem Speiseplan stehen an diesem Tag eine Gemüsesuppe und eine Hauptspeise über deren Namen es Unstimmigkeiten gibt: "Kratzete oder G'rührt's…", schlägt eine Dame vor. "In Heiligenbronn sagt mer G'furlets", meint eine andere. Kaiserschmarren würde man wohl auf Hochdeutsch sagen. Wie auch immer - Hauptsache es schmeckt!

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