Wegen Felssturzgefahr ist die Albtalstraße im Kreis Waldshut gesperrt. (Foto: SWR, Petra Jehle)

Südschwarzwald

Felsstürze im Südschwarzwald sorgen für Ärger

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Petra Jehle

Wegen Felssturz-Gefahr sind im Landkreis Waldshut derzeit drei Schluchten für den Verkehr gesperrt. Gewerbetreibende in den betroffenen Orten üben Kritik.

Das Wehratal ist seit dem Sommer nicht mehr befahr. Neu ist jetzt auch das Schlüchttal gesperrt, und die Straßensperrung durchs Albtal sorgt seit mehr als sieben Jahren für Unmut.  

Das Wehratal

Im Wehratal war Ende September ein riesiger Felsblock auf die Straße gestürzt. Die Verbindungstraße zwischen Wehr und Todtmoos wurde daraufhin gesperrt und die Felsen gesichert. Im Oktober sollte die Freigabe erfolgen, doch ein Gutachter stellte überraschend weitere Gefahrenstellen fest. Ein 50 Tonnen schwerer Felsbrocken droht auf die Straße zu stürzen, weshalb die Sperrung auf unbestimmte Zeit verlängert werden musste.

Das Schlüchttal

Im Schüchttal zwischen Waldshut-Tiengen und Ühlingen kam es in der letzten Woche zu einem Felssturz. Auch diese Verbindungstrasse wurde deshalb sicherheitshalber gesperrt. Wann die Felsen beseitigt und die Wände der Schlucht gesichert werden können, ist nach Angaben des Landratsamtes Waldshut noch offen.

Das Albtal

Die Albtalstraße liegt verlassen und leer da. Im Vordergrund ist eine Pfütze zu sehen, in der sich das Albtal spiegelt. Die Farbtöne des Bildes sind braun-grau. (Foto: SWR)
Die Sperrung des Albtals dauert nun schon sieben Jahre

Bei der Albtalstraße ist die Wiedereröffnung inzwischen fraglich. Das Albtal, dass von Albruck nach St. Blasien führt, ist seit sieben Jahr wegen Felssturz-Gefahr geschlossen. Die Kosten für eine Sanierung von einem knapp drei Kilometer langen Teilstück werden inzwischen auf bis zu 24 Millionen Euro geschätzt. Die 170 Jahre alte historische Landstraße führt durch ein Naturschutzgebiet mit Europäischer Bedeutung, was die Sanierung besonders aufwendig und schwierig macht. Derzeit werden die Unterlagen für ein Planfeststellungsverfahren erstellt. Eine Bürgerinitiative kämpft seit Jahren für die Öffnung der Straße.

"Der Klimawandel hat einen Einfluss."

Geologe Dominik Ehret im Gespräch mit SWR-Moderator Matthias Schlott:

Die Ursachen

Die Felsstürze in allen drei Tälern folgen demselben Muster, sagt Dominik Ehret vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau im Regierungspräsidium Freiburg. Das Gestein sei grundsätzlich stabil, aber durch externe Einflüsse wie Verwitterungen oder Verwerfungen komme es zu einer Zerlegung des Gesteins. Dann könnten starke Regenschauer, Erschütterungen oder der Wechsel von Frost in der Nacht und Tau am Tag solche Steinschläge auslösen.

Bei den Steinschlägen spielt vor allem Wasser eine große Rolle, weshalb diese vor allem im Frühjahr und Herbst auftreten. Geologe Dominik Ehret erwartet, dass durch den Klimawandel in den Höhenlagen die Felsstürze zunehmen werden, da auch dort im Winter kein Dauerfrost mehr erwartet wird und es immer wieder friert und taut. Hinzu komme immer häufiger Starkregen, was das Risiko von Steinschlägen erhöht.

Der Unmut

"Wir müssen festetellen, dass die Behörden maßlos überfordert sind und aus der Vergangenheit leider nichts lernen.“

Durch die Straßensperrungen müssen Schüler, Pendler, Gewerbetreibende, Anwohner und Touristen weite Umwege in Kauf nehmen. Oftmals führen die Umleitungen durch sehr kleine Ortschaften und Weiler, die für den Durchgangsverkehr nicht gemacht sind. Auch der Tourismus leidet, denn die Landstraßen durch die Schluchten sind besonders schön und werden gerne von Touristen befahren. Sie führen zu beliebten Ausflugszielen im Südschwarzwald. In Wehr und Todtmoos haben 19 Betriebe einen offenen Brief an das Landratsamt Waldshut geschrieben. Sie werfen dem Straßenbauamt vor, die Sanierung immer wieder zu verschleppen und fordern Schutzmaßnahmen durch Zäune und präventive Felssanierung.

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