Diesen Sommer hatten Anwohner in Bollschweil (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) eine größere Gruppe verwilderter Katzen entdeckt. Fast 20 Tiere in teils schlimmem Zustand wurden dort vorgefunden und mussten aufwändig eingefangen und versorgt werden. Bollschweil hat deshalb die Notbremse gezogen. Laut Gemeinderatsbeschluss dürfen Vierbeiner jetzt nur noch kastriert vor die Tür.
Tierschutzverein rettet 17 verwahrloste Katzen
Für Teresa Grießhaber aus Breisach ist das ein kleiner Erfolg. Die Vorsitzende des Breisacher Vereins "Tiere in Not" wurde Ende Juli wegen einer Katzenansammlung nach Bollschweil gerufen. Vor Ort stießen sie und ihre Kolleginnen auf 17 Katzen, neun davon Jungtiere. Einen Monat hat es gedauert, die verwilderten Haustiere einzufangen. Die ausgewachsenen wurden kastriert und wieder frei gelassen, die Katzenbabys in Pflegestellen aufwendig aufgepäppelt.
Verein "Tiere in Not" kümmert sich um verwahrloste Jungkatzen
Von den Jungkatzen sind sieben inzwischen untergekommen. Um zwei kümmert sich Teresa Grieshaber selbst. Sie hat sie "Susi" und "Strolch" getauft. Beide sind wohlauf, sogar Strolch, der an einem Herzfehler leidet. Als sie die Kätzchen im Alter von vier Wochen gefunden hatte, waren sie in einem erbämlichen Zustand. Auch habe es lange gedauert, bis sie zahm geworden seien.
In vielen Gemeinden gibt es wilde Katzenwürfe
Die Tierschützerin berichtet, wie der Verein regelmäßig wegen wilder Katzenwürfe in Scheunen, Kellern oder sonstigen Unterschlüpfen alarmiert werde. Denn es passiere oft, dass die Leute ihre nicht kastrierten Katzen nach draußen lassen. Diese würden sich dann - oft auch unbemerkt - vermehren. Nicht jede Katze bringe ihren Nachwuchs mit nach Hause, nicht selten sei der Wurf an einem unbekannten Ort. In diesem Fall könne sich die Population ungehindert vergrößern. Katzen könnten bis zu vier Mal pro Jahr Junge bekommen.
Katzenretter: Kastration ist Tierschutz
Deshalb setzt sich der Verein dafür ein, dass die Katzenschutzverordnung umgesetzt wird. In Baden-Württemberg sind dafür die Kommunen zuständig. Sie müssen dafür sorgen, dass alle Katzen mit Freigang kastriert, registriert und mit Chips versehen sind. Doch leider setzen bislang nur wenige Gemeinden und Städte die Katzenschutzverordnung um. Teresa Grießhaber ist deshalb mit Gemeinderäten und Rathäusern im Gespräch, versucht, Überzeugungsarbeit zu leisten.
Mehrheit im Bollschweiler Gemeinderat war für Kastration
Bollschweil hat nach der jüngsten Katzenschwemme die Notwendigkeit gesehen. Im Ort selbst habe es kaum Diskussionen gegeben, berichtet Wolfgang Mangold, stellvertretender Bürgermeister der Hexentalgemeinde. Auch im Gemeinderat habe es nur wenige kritische Stimmen gegeben. Er geht davon aus, dass die meisten Katzen im Dorf sowieso schon kastriert sind. Den Sinn der Katzenschutzverordnung sieht er vor allem im Vogelschutz. Denn auch der liebste Stubentiger sei eigentlich ein Raubtier und würde Singvögel jagen.
Neben Bollschweil gilt die Katzenschutzverordnung unter anderem auch in Müllheim, Lahr, Titisee-Neustadt oder Breisach. Die meisten Gemeinden in Südbaden haben sie jedoch noch nicht in Kraft gesetzt. Die Vorsitzende von "Tiere in Not“, Teresa Grieshaber, will weiter dafür kämpfen.