Hubschrauber fliegt über den Gletscherabbruch am Berg Marmolata in den Dolomiten  (Foto: SWR)

Katastrophe in den Dolomiten

Gletscherabbruch an der Marmolata ist Folge des Klimawandels

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AUTOR/IN
Christoph Leisibach, SRF / Henning Winter, SWR
ONLINEFASSUNG
Monika Buchdunger

In den italienischen Dolomiten ist ein gewaltiges Stück des Marmolata-Gletschers als Lawine aus Eis und Geröll ins Tal gerauscht. Es wurden am vergangenen Sonntag durch Massen aus Geröll, Eis und Schnee mehrere Bergsteiger verschüttet.

Es ist ein schreckliches Unglück, der Gletscherabbruch in den Dolomiten. In Zukunft muss öfters mit solchen Ereignissen gerechnet werden: Fast gleichzeitig gab es andernorts in den Alpen andere Abbrüche. Hochalpine Bergwanderungen werden immer mehr zu einem großen Risiko. Das musste auch die Sektion Lörrach des Deutschen Alpenvereins dieses Jahr erfahren.

Als ein Teil des Marmolata-Gletschers abbricht, herrschen hier oben in 3.000 Meter Höhe ganze 10 Grad plus. Aber nicht nur hier in Italien, sondern natürlich auch in der Schweiz schreitet die Gletscherschmelze rasant voran. So ist Ende Juni ein Teil des Trift-Gletschers im Kanton Bern abgebrochen. Der schneearme Winter und die ungewöhnliche Wärme haben zu dieser hochgefährlichen Situation geführt.

Klimaerwärmung verändert die Gebirge zusehends

Matthias Huss, Professor für Glaziologie, ETH Zürich (Foto: SWR)
Matthias Huss, Professor für Glaziologie, ETH Zürich (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich)

"Die Klimaerwärmung bewirkt, dass sich das Gebirge verändert. Wir haben mehr Steinschlag, wir haben weniger Schneedecke, der Permafrost, der verschwindet, Gletscher ziehen sich zurück, wir haben Geröll, dass lose ist. Grundsätzlich bewirkt die Klimakatastrophe, dass wir eine Destabilisierung vom Gebirge haben."

Wanderungen in hochalpinen Gebieten werden also zunehmend lebensbedrohlich. Das musste auch die Sektion Lörrach des Deutschen Alpenvereins schon erfahren. An die 60 Wanderungen organisiert Ralf Hermann und sein Team jedes Jahr.

Vergangenes Wochenende musste eine Tour zum Fründenhorn abgesagt werden. Ralf Hermann fürchtet sogar, dass im Sommer bald überhaupt keine Hochgebirgstouren mehr möglich sind.

Düstere Zukunft für die klassischen Hochtouren

Ralf Hermann DAV (Deutscher Alpenverein) Sektion Lörrach (Foto: SWR)
Ralf Hermann DAV (Deutscher Alpenverein) Sektion Lörrach

"Langfristig heißt das, dass wir wieder zum Winterbergsteigen übergehen müssen. Früher haben die klassischen Hochtouren im Juli begonnen und gingen bis September. Wenn sie jetzt in die Nordwand des Eigers reinschauen: Im August werden Sie dort praktisch keine Schneefelder mehr sehen."

Nicht nur Gletscherabbrüche stellen eine Gefahr dar, sondern auch Felsabbrüche. Ein Fels über dem Dorf Kandersteg im Berner Oberland etwa, rutscht Jahr für Jahr talwärts. Insgesamt sind 20 Millionen Kubikmeter Fels in Bewegung.

Komplette Sendung vom 10.7.2022 - Dreiland Aktuell ab Minute 4:53

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