Ein Mitarbeiter bereitet einen Teller „Spinatknödel auf Pilzragout mit Feldsalat“ in der neuen Mensa der Universität Hamburg vor. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Christian Charisius)

Oberbürgermeister Horn "höchst irritiert"

Diskussion um Schulessen: Freiburger OB kontert Minister Hauk

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Jan Lehmann
SWR Redakteur Jan Lehmann (Foto: SWR)

Die Entscheidung des Freiburger Gemeinderats zum Schulessen schlägt weiter hohe Wellen. Oberbürgermeister Horn konterte die Kritik von Minister Hauk mit deutlichen Worten.

"Wir sind alle höchst irritiert" - Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) zeigte sich am Freitag verärgert über Kritik aus Stuttgart zur jüngsten Schulessen-Entscheidung des Freiburger Gemeinderats. Peter Hauk (CDU), Minister für Landwirtschaft und Ernährung, hatte gesagt, "wenn ich Elternteil wäre, würde ich gegen einen solchen Beschluss klagen." Der Freiburger Gemeinderat hatte am Dienstag mehrheitlich beschlossen, in städtischen Kitas und Grundschulen aus Kostengründen künftig nur noch ein - vegetarisches - Essen anzubieten.

Man könne Verhalten und Aussage Hauks nicht nachvollziehen, sagte Horn. "Wir reden über einen Gemeinderatsbeschluss von einem demokratisch gewählten Gremium", so der Verwaltungsschef weiter. Es handele sich um eine freiwillige Leistung der Stadt, auf die es keinerlei Anspruch gebe. Er hätte sich gewünscht, "dass man zum Hörer greift und wir das nicht über die Presse erfahren".

"Bei allem Respekt: Das ist kommunale Selbstverwaltung. Und das gilt es zu akzeptieren, auch für einen Minister in Stuttgart."

Unterdessen schlug die Freiburger Entscheidung zum Essen an Grundschulen und Kitas auch am Freitag weiter hohe Wellen. Bundesweit kommentierten Medien das Thema. Besonders im Netz gab es heftige Reaktionen. So schrieb etwa eine wütende Mutter auf Instagram: "Für irgendwelche Denkmäler, die kein Mensch braucht, investiert die Stadt Millionen, aber für unsere Zukunft, bei Kindern wird so krass gespart. Gebt den Kindern ihr Schnitzel zurück!"

"Lieber ein vollwertiges vegetarisches Essen als Billigfleisch aus der Massentierhaltung", meinte eine andere Instagram-Nutzerin. Der aus Freiburg stammende Kabarettist Florian Schroeder sprach auf Facebook dagegen von einer "problematischen Entscheidung":

"Wer vorgibt, zu wissen, was im Namen des Guten der angeblich einzig richtige Weg ist, ebnet dem kleingeistigen Fundamentalismus, nicht der wachen, neugierigen und erwachsenen Mündigkeit, einen Dienst."

Ab dem kommenden Schuljahr gibt es in Freiburg nur noch vegetarische Gerichte in den Schulen.
Für ein Zeitalter, das...Posted by Florian Schroeder on Wednesday, October 19, 2022

Zustimmung kam unterdessen von der Grünen-Fraktion im Stuttgarter Landtag. Ralf Nentwich, der ernährungspolitische Sprecher der Fraktion sieht die Stadt in einer Vorreiterrolle: "Das Freiburger Modell ist ein Vorbild für alle Schulen und Kitas im Land", sagte Nentwich einem Tweet der Grünen-Landtagsfraktion zufolge.

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