Eine Mitarbeiterin eines Cateringunternehmens schöpft Sauce auf einen Teller mit Kartoffeln und Schnitzel. (Foto: dpa Bildfunk, Philipp von Ditfurth)

Nach Beschluss des Gemeinderats

Vegetarisches Schulessen für Kinder: Grünen-Fraktion im Landtag sieht Freiburg als Vorbild für ganz BW

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Kinder in Freiburger Kitas und Grundschulen bekommen bald nur noch vegetarische Mittagessen. Die Reaktionen aus der Landespolitik auf den Beschluss fallen sehr unterschiedlich aus.

Der Freiburger Gemeinderat hat beschlossen, dass Kinder in Kitas und Grundschulen ab kommendem Schuljahr nur noch vegetarische Mittagessen bekommen. Diesen Beschluss lobte Ralf Nentwich, der ernährungspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im baden-württembergischen Landtag. Er sieht die Stadt in einer Vorreiterrolle: "Das Freiburger Modell ist ein Vorbild für alle Schulen und Kitas im Land", sagte Nentwich einem Tweet der Grünen-Landtagsfraktion zufolge.

Grüne verweisen auf Empfehlung der DGE

Für eine gesunde und ausgewogene Ernährung brauche es kein Fleisch in der Schulmensa, so der Grünen-Landtagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Backnang (Rems-Murr-Kreis). Sogar die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sehe vor, dass beim Mittagessen in der Schule höchstens einmal pro Woche Fleisch auf den Tisch kommt, argumentierte Nentwich weiter.

#Freiburg beschließt vegetarisches Essen in Grundschulen und Kitas. Dazu unser Sprecher für Ernährung @ralfnentwich: „Das Freiburger Modell ist ein Vorbild für alle Schulen und Kitas im Land. Für eine gesunde und ausgewogene Ernährung braucht es kein Fleisch in der #Schulmensa.“

Außerdem nähmen viele Kinder allein schon mit dem Pausenbrot oder am Wochenende mehr Fleisch und Wurst zu sich, als die Wissenschaft empfehle. Darüber hinaus sei fleischloses Mittagessen an Schulen und Kitas kostengünstiger und schaffe mehr finanziellen Spielraum, um regionale Bio-Lebensmittel zu verwenden, erklärte der Grünen-Ernährungsexperte.

Der Gemeinderat der Stadt Freiburg hat beschlossen, dass Kinder in Grundschulen und Kitas ab kommendem Schuljahr nur noch vegetarische Mittagessen bekommen. Grund für den Beschluss waren nach offiziellen Angaben finanzielle Erfordernisse. In den sozialen Medien wurde der Schritt vielfach als ideologisch begründet kritisiert.

Auch Elternvertreter zeigten sich unzufrieden über den Ratsbeschluss - einerseits, weil dieser Kindern keine Wahlmöglichkeit mehr lasse, andererseits, weil gleichzeitig auch die Preise für das Mittagessen stufenweise erhöht werden sollen.

BW-Agrarministerium distanziert sich

Das baden-württembergische Agrarministerium distanzierte sich deutlich von dem Beschluss und teilte auf Anfrage mit: "Kinder sollen in ihrer Entwicklung die Möglichkeit haben, einen eigenen Geschmack zu entwickeln und sich auszuprobieren. Dazu gehört auch der Verzehr von Fleisch." Verminderte Mengen seien dabei durchaus angebracht, eine ausschließlich vegetarische Ernährung als Vorgabe unterstütze das von Peter Hauk (CDU) geführte Ministerium jedoch ausdrücklich nicht.

SPD fordert kostenlose Essen und freie Entscheidung

Auch die oppositionelle SPD im Landtag von Baden-Württemberg kritisiert den Freiburger Beschluss: Kitas und Grundschulen sollten frei entscheiden können, was bei ihnen auf den Teller kommt, fordert sie. Um einkommensschwache Familien und Alleinerziehende zu entlasten, müsse das Mittagessen an Schulen und Kitas kostenfrei sein, forderte der Bildungsexperte der Fraktion, Daniel Born.

Freiburg verfolgt eine ehrgeizige Nachhaltigkeitspolitik und findet dabei aus eigener Sicht weltweit Beachtung und Anerkennung. Geführt wird die Kommune von Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos).

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