Blätter einer Hanf-Pflanze, die sowohl THC als auch CBD enthalten

Suchthilfestatistik 2021

Suchtberatung wegen Cannabis-Konsum hat in BW deutlich zugenommen

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Wer in Baden-Württemberg mit Cannabis-Problemen zur Suchtberatung kommt, ist oft sehr jung in den Konsum der Droge eingestiegen. Die Beratungsstellen fordern mehr Prävention.

Der Cannabis-Konsum in Baden-Württemberg hat deutlich zugenommen. Das zeigt die Suchthilfestatistik 2021. Die meisten Erstkonsumenten sind Jugendliche: Knapp 95 Prozent sind nicht älter als 19 Jahre, mehr als jeder Dritte ist höchstens 14, so Wolfgang Indlekofer, Therapeutischer Leiter der Suchtklinik Freiolsheim (Landkreis Rastatt).

"Wer [mit Cannabis] einsteigt, steigt früh ein."

Auffällig auch die offensichtlich unterschiedliche Anfälligkeit von Männern und Frauen: 86 Prozent derer, die im vergangenen Jahr wegen Cannabis-Problemen eine Beratungsstelle aufsuchten, waren männlich.

Verschiebung von Alkohol hin zu Cannabis

In den letzten zehn Jahren ist laut Statisitk der Anteil derer, die mit einem Alkoholproblem zur Suchtberatung kamen, deutlich gesunken: 58 Prozent waren es 2011, zehn Jahre später noch 44 Prozent. Der Anteil bei Cannabis stieg dafür im gleichen Zeitraum von 12 auf 20 Prozent. "Wir brauchen bei Cannabis dringend mehr Prävention", sagte die stellvertretende Vorsitzende der Landesstelle für Suchtfragen, Dorothea Aschke. Konzepte seien vorhanden, könnten aber teils wegen Mangel an Personal und Ressourcen nicht umgesetzt werden. Zugleich sprach sie sich für eine legalisierte Abgabe der Droge an Erwachsene aus.

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Immer mehr Menschen nehmen unterschiedliche Drogen

Sorgen bereitet den Experten der Mischkonsum. Immer mehr Menschen konsumierten verschiedene Drogen. "Nur noch fünf Prozent der Patienten in der Suchtklinik sind Monokonsumenten", sagte Wolfgang Indlekofer, Therapeutischer Leiter der Suchtklinik Freiolsheim. Jeder zweite Beratungssuchende habe zugleich psychische Probleme, so Detlef Weiler vom baden-württembergischen Landesverband für Prävention und Rehabilitation. Bei mehr als jedem Dritten gebe es familiäre Probleme. Vom Beginn des Suchtproblems bis zum Aufsuchen einer Beratung vergingen im Schnitt zehn Jahre.

"Man nimmt Drogen nicht, weil es Spaß macht."

Für die Suchthilfestatistik wertet die Landesstelle für Suchtfragen Daten aller 102 Suchtberatungsstellen im Land aus. Knapp 62.000 Menschen haben diese letztes Jahr aufgesucht. Rund 50.000 kamen mehrfach zur Beratung.

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SWR