Es war die bislang größte Katastrophe im Indischen Ozean: Am 26. Dezember 2004 gegen 8 Uhr Ortszeit brach eine mehr als 30 Meter hohe Tsunami-Welle über die Küsten des Indischen Ozeans. Mehr als 230.000 Menschen kamen ums Leben, darunter viele ausländische Touristinnen und Touristen. Isolde Fries aus Ludwigsburg machte damals gerade Urlaub mit ihrem Mann im thailändischen Phuket.
Als der Tsunami kam: Die Hölle im Paradies
20 Jahre später erinnert sich die 56-jährige Ludwigsburgerin noch genau an den Moment, als das Urlaubsparadies zur Hölle wurde. Mit ihrem Mann saß sie am Zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 beim Frühstück auf der Hotelterrasse. Plötzlich wälzten sich enorme Wassermassen auf das Hotel zu.
Und dann sehe ich diese Riesenwelle und hab' gedacht: Oh Gott! Jetzt schnell, nur noch Rennen.
Ihr Glück: Das Hotel lag direkt an einem Hang, auf den sich Isolde Fries retten konnte. In ihren vergangenen Thailand-Urlauben, erzählt Fries, habe sie immer Hotels direkt am Strand gebucht. 2004 sei das erste Mal gewesen, dass die Unterkunft weiter weg von der Küste gelegen habe. Ein Zufall, der ihr das Leben rettet.
Am 26.12.2004 gab es in Südostasien das drittstärkste jemals aufgezeichnete Erdbeben. Es löste eine Reihe verheerender Tsunamis an den Küsten des Indischen Ozeans aus. Tausende Menschen kamen ums Leben:
Malen gegen das Trauma
Die Katastrophe hat Isolde Fries körperlich unversehrt überlebt. Aber ihre Seele, sagt sie, habe seitdem einen Riss. Mithilfe von Kunst versucht sie in der Zeit nach dem Tsunami, das Trauma zu verarbeiten. Ihr erstes Bild zeigt eine rote Welle der Zerstörung, die alles verschlingt. Für Isolde Fries drückt es den Schmerz und den Verlust aus, die vielen Verletzten und Toten. Wenn sie es sich heute ansieht, kommen ihr noch immer die Tränen.
Das war mein schwerstes Bild, das ich je gemalt habe.
Mit Acrylfarben bringt sie eine Welle nach der anderen auf die Leinwand. Dank einer Traumatherapeutin und mithilfe der Malerei findet Fries wieder Lichtblicke im Leben, die sich auch in ihren Bildern widerspiegeln. "Zwei Jahre nach der Katastrophe konnte ich erstmals wieder schöne Motive malen", erzählt sie.
Heute ist Isolde Fries jeden Tag dankbar, dass sie den Tsunami vor 20 Jahren überlebt hat. Sie versucht seitdem, jeden Moment als Geschenk zu sehen. Mit ihrer Geschichte möchte sie auch anderen Mut machen, sich in schweren Zeiten Hilfe zu holen und das Schöne im Leben wiederzuentdecken.