Ein Juchtenkäfer klettert einen mit Moos bewachsenen Baum hinauf (Foto: dpa Bildfunk, (c) dpa)

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Stuttgart 21: Bahn schafft neuen Lebensraum für Juchtenkäfer im Schönbuch

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Wegen der S21-Bauarbeiten hat die Bahn im Schönbuch Lebensraum für Juchtenkäfer angelegt. Jedes Jahr begutachten Experten die präparierten Bäume. Ob all das Erfolg hat, ist unklar.

Zur Hochphase des Protestes gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 ging es hoch her um den Juchtenkäfer. Mittlerweile sind sechs, teils über 100 Jahre alte potentielle "Wohnbäume" im Rosensteinpark gefällt. Damit ist möglicher Lebensraum für die streng geschützten Käfer weggefallen. Deshalb wurden im Schönbuch zwischen Waldenbuch und Schönaich (Kreis Böblingen) Bäume im Wald eigens präpariert als Ausgleichsfläche. Diese Bäume stehen neben Bäumen, in denen bereits Juchtenkäfer leben.

Ein Juchtenkäfer auf der Hand: Dieses tote Exemplar wurde im Areal der Ausgeichsfläche gefunden.  (Foto: SWR, Jochen Bruche)
Ein Juchtenkäfer auf der Hand: Dieses tote Exemplar wurde im Areal der Ausgeichsfläche gefunden.

Künstliche Höhlen sind ein Langzeit-Experiment

Jedes Jahr kontrollieren nun Baumkletterer die präparierten Stämme. Sie bohren künstlich geschaffene Hohlräume frei und entfernen verschattendes Astwerk. Zudem versuchen sie, durch das Ausbringen von zerfallenem und zersetztem Holz, sogenannten Mulm, den Wuchs bestimmter Pilze anzuregen. Diese legen wiederum die Grundlage für eine gute Juchtenkäfer-Höhle. Erst nach vielen Jahren, so erklärten die Fachleute vor Ort gegenüber dem SWR, werde sich zeigen, ob die Bemühungen erfolgreich sind. Das Ganze hat also auch experimentellen Charakter.

EU-weit geschützter Lebensraum

Rund 400.000 Euro hatte die Bahn nach eigenen Angaben für das Schaffen des neuen Lebensraums (Habitat) ausgegeben. Die Käfer sind auf abgestorbenes Holz angewiesen. Sie gelten als lebende Anzeiger dafür, dass ein bestimmter, besonders geschützter Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen besteht. Die Käfer sind deshalb EU-weit durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) geschützt.

40 Bäume bieten den Insekten neues Quartier

Die Bahn hatte 2018 auf der Waldfläche von 12,5 Hektar im Schönbuch 40 Bäume ausgemacht: Zwölf Bäume dienten direkt als neue potentielle Standorte für den Käfer, sie haben schon geeignete Nisthöhlen und wurden nur freigeschnitten. Dort konnten seit Beginn der Maßnahmen schon Käfer nachgewiesen werden, die es dort vorher nicht gab. Weitere Bäume wurden als potentielle weitere Besiedelungsorte hergerichtet - etwa durch Einsägen der Rinde. Diese wurden nun begutachtet.

Ausgleichsfläche verbindet zwei bestehende Lebensräume

Einige Bäume blieben unberührt. Auch sie sollen künftig den Tieren ein Quartier bieten und natürlich Höhlen ausbilden. Und weitere Bäume, so die Bahn, dienten als Reserve. All das soll sicherstellen, dass kurz- wie langfristig der neu geschaffene Lebensraum bestehen kann. Die auf Kosten der Bahn präparierte Fläche - ein 800 Meter breiter Korridor - verbindet im übrigen zwei bereits bestehende Verbreitungsgebiete des Käfers.

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