Die Richter am Landgericht Stuttgart haben den Angeklagten nach Geiselnahme und Vergewaltigung einer jungen Frau in Reichenbach an der Fils (Kreis Esslingen) schuldig gesprochen. (Foto: SWR)

Frau verschleppt und vergewaltigt

Nach Geiselnahme in Reichenbach: Täter zu neun Jahren Haft verurteilt

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Am Landgericht Stuttgart ist das Urteil gegen einen Mann gefallen, der in Reichenbach an der Fils eine Frau verschleppt und vergewaltigt hat. Die Strafe fiel deutlich aus.

Wegen Geiselnahme, vierfacher Vergewaltigung, sexueller Nötigung und gefährlicher Körperverletzung hat das Landgericht in Stuttgart den 36-jährigen Angeklagten schuldig gesprochen. Für seine Taten muss der Mann eine neunjährige Freiheitsstrafe verbüßen: Demnach muss er zuerst zwei Jahre und sechs Monate ins Gefängnis und anschließend in eine Erziehungsanstalt. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von neun Jahren und die Unterbringung in einer Erziehungsanstalt gefordert. Verteidigung und Nebenklage hatten keinen konkreten Antrag gestellt.

Geiselnahme in Reichenbach: Angeklagter hatte gestanden

Der Mann hatte bereits im Verlauf des Verfahrens vor dem Landgericht Stuttgart gestanden, eine junge Frau im April 2022 für fast 24 Stunden in eine Gartenhütte verschleppt und dort mehrfach vergewaltigt zu haben. Er hatte zum Prozessauftakt über seinen Anwalt bei dem Opfer um Entschuldigung gebeten und massiven Alkohol- und Drogenkonsum angegeben.

Richter attestiert Täter "skrupellose Selbstbedienungs-Mentalität"

Das hohe Strafmaß begründete der vorsitzende Richter am Landgericht Stuttgart am Freitag damit, dass es sich in diesem Fall um besonders schwere Vergewaltigung handele. Die Entschuldigung des Angeklagten sei zudem keine gewesen, daher habe sie sich nicht zu seinen Gunsten ausgewirkt. Der Richter sprach beim Verurteilten über eine "skrupellose Selbstbedienungs-Mentalität", sich eine junge Frau "in den Warenkorb zu legen", die ihm körperlich unterlegen sei und sich daher nicht wehren könne. Zugute wurde dem Täter gehalten, dass er die Vorwürfe grob eingeräumt habe, was dem Opfer eine noch detailliertere Befragung erspart habe.

Selin E. ist zufrieden mit der Entscheidung des Richters. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Selin E. zeigte sich zuversichtlich, nachdem der Richter das Urteil verkündet hat. Sie wurde von dem Täter in einer Gartenhütte in Reichenbach mehrfach vergewaltigt.

"Ich bin sehr, sehr zufrieden, damit hätte ich nicht gerechnet."

Auch wenn für Selin noch nicht klar ist, was die Zukunft für sie bringen wird, kann sie heute lächeln. "Was die Zeit mit sich bringt, weiß ich nicht, aber fürs erste ist es erledigt", sagte sie dem SWR nach der Urteilsverkündung. Vor allem fällt der Frau ein riesiger Stein vom Herzen, denn auf diesen Moment habe sie schon sehr lange gewartet.

Opfer konnte aus der Gartenhütte in Reichenbach fliehen

Die Staatsanwaltschaft hatte dem Mann vorgeworfen, die zur Tatzeit 23-Jährige abends an einem Feldweg bei Reichenbach an der Fils (Kreis Esslingen) abgepasst, mit einem Messer bedroht und in eine Hütte gebracht zu haben. Bei einer Suchaktion der Polizei hatte sich die Entführte aus einem Fenster der Gartenhütte retten können. Polizisten war es anschließend gelungen, den flüchtenden Mann festnehmen.

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