Unter dem Dach der Jüdischen Kulturwochen finden in Stuttgart bis zum 20. November 39 Veranstaltungen statt. Verantwortlich dafür ist die Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW). Dieses Jahr steht das Programm im Zeichen von zwei Jubiläen: dem Bau der Neuen Synagoge Stuttgart vor 70 Jahren und der Einwanderung jüdischer Bürger im Jahr 1991 aus verschiedenen Staaten der ehemaligen Sowjetunion.
Das Programm der Jüdischen Kulturwochen setzt sich traditionell aus den Bereichen Kultur, Literatur, Religion, Kulturgeschichte, Film und Musik zusammen. Dieses Jahr lautet das Motto "Was kommt? Die jüdische Gemeinschaft vor neuen Herausforderungen". Dabei spielt auch die aktuelle Fluchtbewegung aus der Ukraine eine Rolle, die jüdische Gemeinschaften in anderer Form schon einmal erlebt haben.
Vor 30 Jahren: Mehrere tausend Kontingentflüchtlinge aufgenommen
Mit dem Zusammenschluss im Jahr 1991 von Russland, Belarus und der Ukraine zu den sogenannten GUS-Staaten begann damals die Auswanderung von religiösen Minderheiten. In den jüdischen Gemeinden von Stuttgart und Ulm haben damals mehrere tausend Menschen Zuflucht gefunden. Die Vorstandssprecherin der IRGW, Barbara Traub, sagte im SWR-Interview, diese Erfahrungen seien in der aktuellen Situation hilfreich. Denn auch jetzt sind jüdische Gemeinden in Württemberg wieder Anlaufpunkt für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.
Was kommt? Die Jüdische Gemeinschaft vor neuen Herausforderungen
Das Motto der diesjährigen Jüdischen Kulturwochen spricht die Folgen von Corona, Ukraine-Krieg, aber auch den wachsenden Antisemitismus an. Im SWR-Interview ging Barbara Traub auch auf den antisemitischen Skandal bei der Kasseler documenta ein. Was dort passiert sei, habe "alle Befürchtungen übertroffen". Man erlebe zur Zeit, dass "unser demokratischer Freiheitsbegriff an seine Grenzen kommt", so Traub. Auch zu dieser Diskussion wollten die 20. Jüdischen Kulturwochen in Stuttgart mit Veranstaltungen und Podien ihren Beitrag leisten.