Von Stuttgart nach Damaskus

Serkan Eren im Interview: STELP-Gründer will Hilfsnetzwerk in Syrien aufbauen

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Ein Team der Hilfsorganisation STELP aus Stuttgart ist nach Damaskus gereist, um dort Hilfsgüter zu verteilen und ein psychologisches Hilfsnetzwerk aufzubauen. SWR Aktuell konnte mit ihnen telefonieren.

Seit rund eineinhalb Monaten befindet sich Syrien im Umbruch: Das Assad-Regime wurde von der islamistischen Rebellengruppe HTS gestürzt, die seitdem die Übergangsregierung führt. Erste Syrerinnen und Syrer kehren nun in ihre Heimat zurück. Die Hilfsorganisation STELP aus Stuttgart rund um Gründer Serkan Eren will sie vor Ort unterstützen.

SWR Aktuell: Herr Eren, wo erreiche ich Sie denn momentan?

Serkan Eren: Ich bin in der Nähe von Damaskus.

SWR Aktuell: Was machen Sie da, was erwartet Sie?

Eren: Unser Ziel ist es, hier die Menschen, die aus dem Libanon und aus der Türkei zurückkommen, und die freigekommenen politischen Gefangenen zu versorgen und ihnen den Start in ihr neues Leben zu erleichtern. Außerdem versuchen wir vor allem den Kindern psychologische Betreuung anzubieten.

SWR Aktuell: Der Flug dorthin war schon besonders - was haben Sie erlebt?

Eren: Es war wahnsinnig emotional. Schon am Gate haben viele Menschen geweint und waren aufgeregt. Dann sind wir in den Flieger gestiegen - sie haben gesungen und sich gefreut. Die Stimmung ist kaum in Worte zu fassen. Die Gefühle haben mich übermannt, als die Menschen aus dem Flieger gestiegen sind und den Boden geküsst haben. Ich habe schon viel erlebt, aber das war auf einem anderen Level emotional. Es war der erste Flug, der aus der Türkei nach Syrien ging - seit 13 Jahren.

Serkan und Nael landen in Damaskus

SWR Aktuell: Sie sind nicht alleine unterwegs. Wer begleitet Sie?

Eren: Nael begleitet mich. Er wurde vor 13 Jahren vom Assad-Regime festgenommen und gefoltert. Über einen Gefangenenaustausch hat er es geschafft freizukommen und hat sich nach Deutschland durchgeschlagen. Dann haben wir uns kennengelernt - ich habe ihm eine Wohnung und einen Job besorgt. Und heute haben wir seine Familie in Syrien getroffen. Er hatte es gar nicht mehr für möglich gehalten, seine Familie noch einmal zu sehen. Das waren wahnsinnige Emotionen.

SWR Aktuell: Wie lange bleiben Sie nun vor Ort?

Eren: Wir bleiben, bis wir fertig sind. Wir haben einiges an angemeldetem Bargeld dabei. Damit werden wir Hilfsgüter kaufen und ein Netzwerk von Psychologinnen und Psychologen aufbauen, das wird sicher nicht einfach. Ich denke eine Woche werden wir noch bleiben.

SWR Aktuell: Wie groß ist das Team, mit dem Sie unterwegs sind?

Eren: Wir sind zu zweit mit Nael und einem Foto- und Videografen, der alles festhält.

SWR Aktuell: Was haben Sie heute schon an den Start bringen können?

Eren: Wir waren beim Lebensmittelhändler, haben Diesel gekauft, andere Hilfsgüter wie Decken und warme Kleidung. Hier ist es aktuell sehr kalt.

SWR Aktuell: Ist es momentan gefährlich für Sie und ihr Team, in Syrien unterwegs zu sein?

Eren: Wir haben von der neuen Regierung ein bewaffnetes Team an die Seite gestellt bekommen. Die Überlandfahrten zwischen den Städten sind immer noch sehr gefährlich, dort gibt es noch Kriminelle - es gibt immer noch verschiedene Gruppen in Syrien. Aber es hält sich in Grenzen.

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