Wegweiser Notfallpraxis (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

"Nicht genügend Hausärzte"

Notfallpraxis in Buchen bleibt geschlossen

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Friederike Kroitzsch
Friederike Kroitzsch (Foto: SWR)
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Isabel Handrich
Isabel Handrich (Foto: SWR)

Die Notfallpraxis des hausärztlichen Bereitschaftsdienstes in Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis) soll dauerhaft geschlossen bleiben. In der Politik regt sich Widerstand.

Eigentlich sollte sie nur vorübergehend geschlossen bleiben, aber jetzt steht es fest: Die Notfallpraxis des hausärztlichen Bereitschaftsdienstes in Buchen im Neckar-Odenwald-Kreis bleibt dauerhaft geschlossen. Das bestätigte die Kassenärztliche Vereinigung am Dienstag auf SWR-Anfrage.

Politik kritisiert Schließung des Bereitschaftsdienstes

Der baden-württembergische Minister für ländlichen Raum, Peter Hauk (CDU) - selbst gebürtig aus dem Neckar -Odenwald-Kreis - reagierte am Dienstag entsetzt auf die Entscheidung.

Die durch die Kassenärztliche Vereinigung geplante Schließung der Notfallpraxis in Buchen ist die Höhe vom Gipfel.

Eine Schließung verletze nicht nur den Sicherstellungsauftrag einer ärztlichen Notfallversorgung, sondern ließe Menschen in der ländlichen Region hilflos zurück. Hauk habe den Sozialminister als oberste Aufsichtsbehörde der Kassenärztlichen Vereinigung direkt über deren "verachtendes Handeln" informiert. Am Dienstag kündigte er eine Überprüfung an.

Keine Schließungen im benachbarten Bayern

Auch dem Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, Achim Brötel (CDU), stößt die dauerhafte Schließung der hausärztlichen Notfallversorgung in Buchen sauer auf.

Achim Brötel (Foto: SWR)
Landrat Achim Brötel

Im Nachbarland Bayern, so Brötel, schließe die Kassenärztliche Vereinigung seines Wissens nach keine einzige Notfallpraxis - und das, obwohl der Ärztemangel dort sicher auch nicht kleiner sei.

Urteil ändert rechtliche Ausgangslage für Mediziner im Ruhestand

Im vergangenen Oktober hatte es bei der Kassenärztlichen Vereinigung geheißen, ein aktuelles Gerichtsurteil sorge dafür, dass das bisherige System der Bereitschaftspraxen infrage gestellt sei und man erst für Rechtssicherheit sorgen müsse.

Hintergrund ist ein Urteil des Bundessozialgerichts, wonach sogenannte Pool-Ärzte - zum Beispiel Ruheständler - im Notfalldienst nicht automatisch selbstständig und somit sozialversicherungspflichtig sind. 

Kassenärztliche Vereinigung: Nicht genügend Hausärzte

In der Folge wurden einige Notfallpraxen geschlossen, unter anderem in Buchen. Jetzt sagt die Kassenärztliche Vereinigung: Es gibt im Neckar-Odenwald-Kreis nicht genug Hausärzte, die Bereitschaftsdienste zum Beispiel an Wochendenden übernehmen können. Deswegen wird der Buchener Standort für immer geschlossen. Die Notfallpraxis in Mosbach soll dagegen erhalten bleiben, so eine Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung gegenüber dem SWR.

Kliniken befürchten Mehraufwand

Die Neckar-Odenwald-Kliniken rechnen damit, dass sich das endgültige Aus für die Bereitschaftspraxis auch auf den Betrieb in der Notaufnahme des Buchener Krankenhauses auswirken wird: Wer beispielsweise an einem Freitagabend unter schmerzhaftem Husten oder einer Darmgrippe leidet, sei früher in die hausärztliche Bereitschaftspraxis in den Räumen des Buchener Krankenhauses gegangen, sagt Klinik-Geschäftsführer Harald Löffler. "Die Patienten werden auch weiterhin im Krankenhaus aufschlagen und natürlich auch behandelt", so Löffler, und das, obwohl sie weder ein Fall für den Notarzt, noch für eine Krankenhauseinweisung sind. Für das Krankenhaus bedeutet das: Mehr Aufwand bei ohnehin knappem Personal.

Lange Wege zu noch bestehenden Notfall-Praxen

Die Patienten fortzuschicken, damit sie sich an noch bestehende Bereitschaftspraxen in der Region wenden, ist kaum zumutbar, sagt Löffler: Alle diese Praxen sind mindestens 30 Minuten Autofahrt entfernt und mit öffentlichen Verkehrsmitteln insbesondere abends kaum oder gar nicht zu erreichen. Der Geschäftsführer beklagt, dass der Rotstift einmal mehr im ländlichen Raum angesetzt wird, während in besser versorgten Städten die Schließung einer Bereitschaftspraxis von Patienten noch eher verkraftet werden könnte.

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