Insekten schwirren um eine Lichtquelle. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Armin Weigel )

Naturschutz-Programm

Insekten-freundliche Straßenlampen in Heiningen: "Ein ungeheures Potenzial"

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In Heiningen können die Straßenlampen mehr als anderswo: Sie helfen, Insekten zu schützen. Bürgermeister Norbert Aufrecht erklärt im SWR, wie das funktioniert.

Die Gemeinde Heiningen (Kreis Göppingen) hat der so genannten Lichtverschmutzung den Kampf erklärt. Besonders nachts fliegen zum Beispiel Falter Lichtquellen an. Im schlimmsten Fall verenden sie oder verlieren die Orientierung. Mit modernen Straßenlampen will Heiningen das künftig verhindern - und noch mehr tun im Rahmen eines Feldversuchs. "Die heutigen Lampen, die mit LEDs betrieben werden, kann man dimmen", sagt Bürgermeister Norbert Aufrecht (parteilos), "bei wenig Verkehr wird das Licht bei uns heruntergefahren und zwar um mehr als 50 Prozent". Wenn das Insekt dann an der Lampe vorbei fliege und nicht zur Lampe hin, dann habe man gewonnen. Ein weiterer Vorteil: Frühere Leuchtmittel seien heiß geworden – LEDs nicht.

Verkehrsüberwachung mit ausgeklügelter Technik

Aufrecht schildert im SWR-Interview, wie seine Gemeinde bei einer Ortskern-Sanierung auf die Idee gekommen ist und von Ingenieuren aus Stuttgart unterstützt wird. Dabei kommen vielfältige und ausgeklügelte Technologien zum Einsatz: "Tracker, die Bluetooth in vorbeifahrenden Autos registrieren, hochempfindliche Mikrofone, die das Abrollgeräusch der Reifen erfassen, es gibt Kameras, die die Silhouette der Fahrzeuge checken und es gibt Daten von Navigations-Diensten". Laut Norbert Aufrecht wird das alles auf einem Rechner verarbeitet und an die Lampen weitergegeben, die dann entsprechend reagieren. Fußgängerüberwege sind von dieser Regelung allerdings ausgenommen - aus Sicherheitsgründen. Die bleiben immer hell erleuchtet.

Doch das ist noch nicht alles: Auch die Insekten, egal ob Fliegen oder Falter, werden überwacht - mit Spezialkameras. Die Spezies wird mit Hilfe einer Künstlichen Intelligenz bestimmt. "Das liefert später dann Daten, wie viele Insekten, welche und was sie tun, wenn etwa das Licht gedimmt ist", so Aufrecht. Der Bürgermeister hofft, dass das System sich bewährt und Schule macht - möglichst in allen Kommunen: "Heiningen ist eine kleine Gemeinde mit 5.000 Einwohnern. Wir alleine retten nicht die Welt - und auch nicht alle Insekten."

Helles Licht in der Dämmerung über einer deutschen Großstadt. (Foto: dpa Bildfunk, Hauke-Christian Dittrich/dpa )
Besonders in Städten ist nächtliches Licht schädlich für Insekten.

Eine Vision mit ungeheurem Potenzial

Aufrechts Vision: "Wenn man das weiterdenkt, dass es in Baden-Württemberg 1.100 Kommunen gibt - große und kleine - wenn man das auf Deutschland überträgt, alle 16 Bundesländer - oder sogar auf Europa: Stellen Sie sich vor, wie viel Energie da eingespart würde, wie viele Massen von Insekten geschützt werden könnten. Das hat ein ungeheures Potenzial!".  

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SWR