Insektensterben

Kunstprojekt: MISSING! Trauerfeier für Insekten

Stand
AUTOR/IN
Stefanie Peyk

In der Sonderausstellung MISSING! im Stuttgarter Museum am Löwentor erinnert die Künstlerin Caro Krebietke an bedrohte oder ausgestorbene Käfer- und Schmetterlingsarten - mit einem Trauerzug und Nachrufen.

Ein Trauerzug zieht durch den Stuttgarter Rosensteinpark - vorneweg die Brassband "Crazy Horns". Sie spielt Trauermusik, ähnlich wie auf Jazzbegräbnissen im US-amerikanischen New Orleans. Es folgen dunkel gekleidete Trauergäste. Sie tragen Plakate, die die Verstorbenen in vielfacher Vergrößerung zeigen - fünf Käfer und fünf Schmetterlinge.

Nachrufe auf Käfer und Schmetterlinge

Ein Trauerredner würdigt die Insekten in persönlichen Nachrufen – den farbenfrohen Heide-Laufkäfer, die weiße Geistermotte oder das glänzend schwarze, rotgetupfte Sechsfleck-Widderchen.

Der Schmetterling und die anderen Insekten stehen stellvertretend für tausende Insektenarten, die bei uns selten geworden, verschollen oder ausgestorben sind.

"Ich möchte wachrütteln. Ich möchte, dass dieses Thema nicht nur in den Köpfen ankommt, wenn man irgend einen Zeitungsartikel liest, sondern ich möchte die Herzen erreichen. Wenn ein Angehöriger stirbt, dann ist das schlimm. Und diese Tiere sind einfach unsere Angehörigen."

Darum der Trauerzug, darum die Nachrufe - und daher auch der Titel der Ausstellung: MISSING! - englisch für "fehlend, verschollen, vermisst".

Die Performance aus dem Park ist im Museum in Ausschnitten als Video zu sehen. Die großformatigen Plakate mit den Insekten stehen im Museum auf Ständern, aufgereiht wie in einer stummen Prozession. Texte von Fachleuten des Museums liefern Hintergründe.

Insektensterben - Trauer um Schmetterlinge und Käfer

Jede Art hat ihre eigenen Bedürfnisse, erklärt Hossein Rajaei, Schmetterlingsexperte am Naturkundemuseum Stuttgart, der die Künstlerin fachlich beraten hat.

Das sind die Haupt-Ursachen des Insektensterbens

Für den Fachmann ist klar: Eine wichtige Rolle spielen der Verlust und die Zerstückelung von Lebensräumen, außerdem der Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger. Eingewanderte Arten machen heimischen Insekten Konkurrenz. Dazu kommt der menschengemachte Klimawandel. Besonders Nachtfalter wie der Braune Bär leiden auch unter Lichtverschmutzung. Die Folge: ein dramatischer Rückgang der Vielfalt und Menge der Insekten.

Insekten sind ein unverzichtbarer Teil der Ökosysteme

Sie bestäuben Blütenpflanzen, sie verbreiten Samen, sie zersetzen Aas und Totholz. Schlupfwespen bekämpfen Schadinsekten. Gleichzeitig sind Insekten Nahrung für Spinnen, Fledermäuse und Vögel.

Was wir gegen das Insektensterben tun können.

Wir brauchen eine nachhaltigere Landwirtschaft, sagt der Schmetterlingsexperte. Wer einen Garten hat, dem empfiehlt der Fachmann, seltener zu mähen, weniger Gift zu verwenden und auf einheimische Pflanzen zu setzen. Gebäude sollten nachts nur sparsam beleuchtet werden. Schmetterlingsforscher und Künstlerin wünschen sich, dass wir die verbliebenen Insekten aktiv schützen. Nach der Trauerfeier soll das Leben weitergehen - ein Leben mit Insekten.

Die Sonderausstellung im Stuttgarter Museum am Löwentor läuft vom 10. April bis zum 24. Juli.

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Stefanie Peyk