Ein Kabinettsabend gegen die Schulmisere in Baden-Württemberg - was klingt wie eine nette Minister-Runde bei Kerzenschein und Rotwein, das meint Winfried Kretschmann tatsächlich ernst. Laut Staatsministerium ist ein Kabinettsabend ein in loser Reihenfolge angesetzter Austausch mit Experten zu einem wichtigen Thema, das mehrere Ressorts betrifft. Kann man mal machen, aber nicht erst nach elf Jahren Regierungsverantwortung.
BW während Kretschmanns Regierungszeit immer schlechter im Bildungsbereich
Kretschmann ist seit 2011 Ministerpräsident in Baden-Württemberg und bis heute der einzige Grüne Regierungschef der Republik. In dieser Zeit ist Baden-Württemberg im Bildungsranking immer weiter abgerutscht und die Lese- und Rechenleistungen der Grundschüler sind immer schlechter geworden. Inzwischen schafft nicht mal mehr jeder fünfte Viertklässler im Land die Mindestanforderungen in Lesen und Schreiben.
Tief beunruhigt zeigt sich der grüne Ministerpräsident jetzt über die Ergebnisse einer aktuellen Studie. Ganz so als ob der gelernte Lehrer nicht elf Jahre lang Regierungsverantwortung hatte, auch und gerade für die Schulpolitik. Mal zusammen mit der SPD, mal gemeinsam mit der CDU. Bis heute kann mir keiner nachvollziehbar erklären, warum Grundschullehrer in Baden-Württemberg nach wie vor weniger verdienen als ihre Kollegen aus anderen Schularten. Das macht den Beruf nicht attraktiver, was ein großer Fehler ist, denn auf die Kleinsten kommt es an. Hier werden die Grundlagen für die spätere schulische und berufliche Entwicklung gelegt.

Hoher Migrationsanteil ist nicht neu
Als eine Erklärung für das schlechte Abschneiden der Grundschüler aus Baden-Württemberg nennt Kretschmann den hohen Migrationsanteil in Baden-Württemberg. Den hat das Land dank seiner Wirtschaftskraft allerdings schon lange. Und die Schulpolitik der Landesregierung hätte gerade im Grundschulbereich auch schon lange darauf reagieren können. Hat sie aber nicht - und das könnte sich mittelfristig sogar zu einem Wirtschafts-Nachteil entwickeln, weil qualifizierte Fachkräfte fehlen.
Kretschmann meint zwar, mit der früheren CDU-Kultusministerin herausgefunden zu haben, dass es nicht an Lehrern sondern an Qualität mangelt, doch geändert hat sich bisher nichts. Ganz gleich wie die Bilanz von Winfried Kretschmanns wann auch immer endender Amtszeit aussehen wird - für seine Bildungspolitik wird es schlechte Noten geben. Da helfen auch keine Kabinettsabende mehr.