Fichtenkreuzschnabel Männchen auf winterlichem Nadelgehölz  (Foto: Foto: Nationalparkzentrum Ruhestein )

Streusalz: Falle für Fichtenkreuzschnäbel

"Papageien des Schwarzwalds" werden bei Schneefall überfahren

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Johannes Stier

Sie picken Streusalz auf der Schwarzwaldhochstraße und werden dabei immer wieder überfahren. Die Fichtenkreuzschnäbel im Nordschwarzwald leben gefährlich, wenn Schnee liegt.

Direkt an der B500, nicht weit weg von Ruhestein (Ortenaukreis) erklärt Charly Ebel, Chef-Ranger im Nationalpark Schwarzwald, passiere es immer wieder, dass Fichtenkreuzschnäbel überfahren werden.

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Streusalz picken ist für Vögel lebensgefährlich

Wenn die Landschaft von Schnee bedeckt ist, dann gehen die Vögel auf die Straße und schauen, wenn frisch gestreut ist, nach den Salzkörnchen. Und dann wird's kritisch, erklärt der Fachmann. Beim Picken vergessen sie offensichtlich alles um sich herum und werden immer wieder von Autos erfasst.

Vögel brauchen Mineralien für die Verdauung

Streusalzkristalle picken die Vögel nur, wenn eine geschlossene Schneedecke längere Zeit die Erde bedeckt und sie sonst keine anderen Mineralien finden können. Die brauchen sie für die Verdauung.

Rund hundert Opfer in den letzten Jahren

In diesem Winter wurden bislang nur einzelne tote Tiere auf der Straße gefunden. In den letzten Jahren sind mehr als einhundert Fichtenkreuzschnäbel überfahren worden, berichtet Charly Ebel. Einige Exemplare haben es ausgestopft ins Naturparkzentrum geschafft.

Ausgestopfte Fichtenkreuzschnäbel im Nationalparkzentrum Schwarzwald am Ruhestein  (Foto: SWR, Foto: Johannes Stier )
Ausgestopfte Fichtenkreuzschnäbel im Nationalparkzentrum Schwarzwald am Ruhestein

Das sind tatsächlich alles Verkehrsopfer, die 2019 bei einer längeren Schneelage auf der Straße ums Leben gekommen sind.

Ansonsten mögen die lebenden Artgenossen Fichtensamen am liebsten, aber auch die Körner der Bergkiefer werden mit dem Schnabel, wie mit der Pinzette aus den Zapfen herausgeholt. Grundsätzlich fühlen sie sich im Winter pudelwohl. Mit Schnee und Kälte haben sie keine Probleme, erklärt der Experte.

Charly Ebel, Chef-Ranger Nationalpark Schwarzwald  (Foto: SWR)
Charly Ebel, Chef-Ranger Nationalpark Schwarzwald

"Unsere kleinen Schwarzwaldpapageien" nennt der Experte die Fichtenkreuzschnäbel, weil die Tiere in ihrem roten und grünen Gefieder wie Farbkleckse in den Bäumen wirken. Und es sind auch die einzigen Vögel im Nordschwarzwald, die im Winter brüten, weiß er noch zu berichten:  

Bei denen ist es oft so, dass man den Ruf hört, bevor man sie sieht, ein "glip-glip". Und dann muss man nur in die Baumkronen gucken, ob an Fichtenzapfen etwas hängt, das rumzappelt.

Über eine Million getötete Wildtiere

In Baden-Württemberg werden jährlich über eine Million Wildtiere überfahren, schätzt der Experte. Im Nationalpark versuche man jeden Tag die Tiere zu schützen, erklärt Charly Ebel, da gehöre natürlich auch jeder einzelne Fichtenkreuzschnabel dazu.

Langsamer fahren und aufpassen

Damit möglichst wenige dieser geselligen Vögel, aber auch keine anderen Tiere Verkehrsopfer werden, informiert das Nationalparkzentrum und bittet aufmerksam und rücksichtsvoll unterwegs zu sein.

Man muss immer daran denken: Da könnte jetzt was sitzen. Immer aufmerksam fahren und schnell genug bremsen können, das ist wichtig.

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