Extremsportlerin Jola Ketterer (Foto: SWR)

Neun Paar Laufschuhe im Gepäck

Frau aus Pforzheim will 5.000 Kilometer durch die USA laufen

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Peter Lauber
Ein Bild von Peter Lauber (Foto: SWR, Patricia Neligan)

Von Los Angeles nach New York in 100 Tagen. Zu Fuß. Jola Ketterer aus Pforzheim möchte 5.000 Kilometer durch die USA laufen. Für einen guten Zweck.

Jola Ketterer aus Pforzheim hat Großes vor: In 100 Tagen möchte sie von New York nach Los Angeles laufen. Das sind 5.000 Kilometer. Die 55-Jährige will sich dabei weitgehend an der berühmten Laufstrecke des ebenfalls in Pforzheim aufgewachsenen Extremsportlers Jonas Deichmann orientieren.

5.000 Kilometer und neun Paar Laufschuhe

Drei Tage vor der Abreise steht Jola Ketterer zu Hause vor einem auf dem Boden ausgebreiteten Durcheinander von T-Shirts, Laufhosen, Joggingschuhen, Kosmetikartikeln und 100 anderen Dingen, die man für eine solche Reise braucht. Drei Koffer müssen gepackt werden, in denen sie alles gleichmäßig verteilt, genauso wie die insgesamt neun Paar Laufschuhe. "Damit auf jeden Fall immer was ankommt", lacht sie.

Es ist diese Art von Bewegung, die mich glücklich macht.

Extremsportlerin Jola Ketterer (Foto: SWR)
Im Gepäck dürfen mehrere paar Laufschuhe nicht fehlen.

Zwei Jahre Vorbereitung

Zwei Jahre lang hat sie sich auf das Projekt vorbereitet, erzählt die gebührtige Polin Jola Ketterer, die auch als selbständige Lauftrainerin arbeitet. Zuletzt sei sie jede Woche 100 bis 150 Kilometer gelaufen, darunter jeweils einmal die 50-Kilometer-Distanz. Dabei fühlt sie sich im Moment gar nicht fit. Und das nicht nur wegen einer Erkältung. "Das ist immer so vor einem Wettkampf", sagt sie. Aber dann geht sie an den Start - und es klappt.

Dass es funktioniert, hat sie schon zahlreiche Male bewiesen. So hat sie etwa schon fünf Mal am sogenannten Trans Alpine Run teilgenommen, der als schwerstes Rennen Europas gilt. Zweimal erzielte sie dabei Platz drei. Jola Ketterer läuft schon seit ihrem 12. Lebensjahr – meist mittlere und lange Distanzen, das sei ihre Stärke. "Meine Familie kennt mich nicht anders. Ich bin schon mit dem Kinderwagen immer gelaufen."

Schon zu Zeiten des Eisernen Vorhangs, als sie noch in Polen lebte, träumte sie von Amerika. Anfang der 90er Jahre kam sie nach Deutschland und fand hier ihre große Liebe. Mit ihrem Laufprojekt kann sie nun ihre zweite große Liebe, das Laufen, mit der Erfüllung ihres Jugendtraums verbinden.

Extremsportlerin Jola Ketterer (Foto: Jola Ketterer)
Jola Ketterer hat schon zahllose Marathons und mehrere Alpenüberquerungen absolviert.

Über Berge, durch Wüsten und gewaltige Weiten

Wie die 5.000-Kilometer-Strecke im Detail aussieht, weiß Jola Ketterer gar nicht so genau. Das sei ihr aber auch nicht wichtig. Sie will sich überraschen lassen von dem, was sie unterwegs sieht und erlebt.

Nach dem Start im kalifornischen Frühling wird es über Las Vegas Richtung Pueblo in Colorado gehen. Von dort führt die Strecke fast schnurgerade über Kansas City, St. Louis und Indianapolis nach New York. Es geht über Berge, durch Wüsten und durch gewaltige Weiten. Manchmal auch über hunderte von Kilometern durch monotone Agrarlandschaften. Sechs bis sieben Stunden, Tag für Tag. Nicht nur physisch, auch mental eine riesige Herausforderung.

Man hat viel Zeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen und jegliche Art von Problemen zu bearbeiten und zu lösen.

Zwei Dinge dürfen also nicht fehlen: Smartphone und Kopfhörer. Vor allem Hörbücher und Podcasts will sie beim Laufen hören. Und Englisch lernen. Insgesamt acht Helfer, die sich abwechseln, begleiten Jola mit dem Wohnmobil, darunter ihre Ehemann, einige Freundinnen und ihr Lauftrainer.

Im Wohnmobil werde sie die Nächte verbringen und auch kochen. Essen dürfe sie im Prinzip alles, meint die Sportlerin. Sie müsse vor allem darauf achten, genügend Kalorien zu sich zu nehmen, da sie vom Typ her jemand sei, der eher zu wenig esse.

Extremsportlerin Jola Ketterer (Foto: SWR)

Spenden sollen in Frauenprojekte fließen

Läuft alles nach Plan, wird Jola Ketterer Mitte Juni die Stadt New York erreichen. Und bis dahin so viel Geld wie möglich gesammelt haben – Spenden für Institutionen wie den Zonta-Club, die sich für die Stärkung von Frauen und den niederschwelligen Zugang zu gesundheitsfördernder Bewegung einsetzen. Infos dazu gibt es auf ihren Social-Media-Kanälen Instagram, Facebook und Tiktok unter "Jola.rennt."

Und danach? Ein Extremlauf wie dieser bleibe sicher ein einmaliges Erlebnis, stellt Jola Ketterer klar. Doch seit einem Lauf auf Mallorca habe sie Spaß an Inselumrundungen bekommen. Und, meint sie verschmitzt, es gebe ja noch viele schöne Inseln auf dieser Welt.

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