Der Winter ist auf dem Rückzug und der Frühling steht vor der Tür. Für insgesamt 193 Schildkröten in einer Karlsruher Tierarztpraxis bedeutet das, langsam aus dem Winterschlaf zu erwachen und ihr gekühltes "Schildkrötenhotel" zu verlassen.
SWR-Reporterin Laura Bisch hat die Schildkröten für die Landesschau Baden-Württemberg besucht:
Karlsruhe: Schildkröten überwintern im Kühlschrank
In dem Raum, in dem die Schildkröten ihre Winterstarre verbringen, krächzen fröhlich mehrere Graupapageien in Käfigen. In zwei begehbaren Kühlräumen, an denen ein Schild mit der Aufschrift "Schildkrötenhotel" prangt, schlummern die insgesamt 193 Wintergäste. Gemütlich auf Moos gebettet in Kisten, bei drei bis sieben Grad. Ideal, um sich im Winter auszuruhen und neue Kräfte zu sammeln. Denn die Schildkröten brauchen die niedrigen Temperaturen, um sich zu regenerieren.
"Die Schildkröten haben auch kein Hungergefühl oder Durstgefühl, weil der Körper runterfährt. Es ist einfach mal entspannend", erklärt Larissa Schmidt. Sie ist medizinische Fachangestellte in der Tierarztpraxis und betreut die Tiere täglich. Wie lange die Tiere im Kühlschrank bleiben, ist unterschiedlich.
Winterstarre der Schildkröten ist unterschiedlich lang
Der Weg ins Schildkrötenhotel beginnt im Herbst oder Winter. Dann werden die Tiere umgesiedelt. Der Zeitpunkt dafür unterscheidet sich von Schildkröte zu Schildkröte. Entsprechend unterschiedlich ist auch die Dauer der Winterstarre.
Die 193 Dauergäste sind ganz verschieden. Große, kleine, junge und ältere Schildkröten sind im Schildkrötenhotel zu Gast. Langsam werden sie nach der Winterstarre wieder an wärmere Temperaturen gewöhnt. Dabei brauchen Cassiopeia, Horst, Emma, Erwin, Brigitte, Rocky und wie sie alle sonst noch heißen, etwas Zeit. "Sieben bis zehn Tage sollten sie in der Raumtemperatur sein und dann gehen sie langsam wieder in die Wärme", erklärt Larissa Schmidt.
Auswintern nennen die Experten den Prozess, wenn die Schildkröten nach ihrer Winterstarre langsam wach werden dürfen. Dazu gehört auch ausführliche Körperpflege, die die Panzertiere nach ihrer meist mehrmonatigen Winterstarre in Form von Sitzbädern genießen dürfen. "Alle zwei Tage werden die gebadet, dass der Stoffwechsel angeregt wird und die dann wieder ins Frühlingsleben eintauchen können", erklärt Nina Kirchhof. Sie ist auch eine Mitarbeiterin der Tierarztpraxis.
Wenn sie wieder fit und munter sind, werden die Schildkröten von ihren Besitzerinnen und Besitzern abgeholt. Eine ist Claudia Hauptstock aus Eggenstein-Leopoldshafen im Kreis Karlsruhe. Sie holt ihren Schützling Matty mit einer Transportbox ab und freut sich, ihn wieder mit nach Hause nehmen zu dürfen. "Der lässt sich schön kraulen, der ist richtig schmusig. Ich bin happy, dass ich ihn wieder habe."