Ein Keramikwerk des Künstlers Markus Lüpertz an einer U-Bahn Haltestelle in Karlsruhe. (Foto: SWR, Mirka Tiede)

Bahnverkehr umgeleitet

Kunstwerk vollendet: Lüpertz "Genesis" in der Karlsruher U-Bahn enthüllt

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Rebekka Plies
Ein Bild von Rebekka Plies (Foto: SWR, Patricia Neligan)
Mirka Tiede
SWR-Reporterin steht in einem Großraumbüro (Foto: SWR)

In der Nacht auf Freitag wurde das Kunstprojekt "Genesis" in der Karlsruher U-Bahn enthüllt. 14 Keramikreliefs des Künstlers Markus Lüpertz zeigen die Schöpfungsgeschichte.

Das mehrteilige Kunstwerk in der Karlsruher U-Bahn ist seit dem frühen Freitagmorgen für alle sichtbar. Die feierliche Enthüllung in der Nacht fand unter Anwesenheit von zahlreichen Gästen statt. Sechs Jahre lang soll die Untergrund-Kunst nun an sieben Haltestellen anstatt von Werbeplakaten zu sehen sein.

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Jedes Keramikwerk des Künstlers Markus Lüpertz wiegt bis zu 1,5 Tonnen und zeigt neben der frei interpretierten biblischen Schöpfungsgeschichte die vier Elemente Wasser, Erde, Luft und Feuer. Die 14 Reliefbilder haben je eine Größe von acht Quadratmetern und bestehen aus jeweils zehn einzelnen Tafeln.

Vernissage vor geladenen Gästen

Im März waren die letzten Keramiktafeln des 82-jährigen Künstlers im Karlsruher Untergrund angebracht worden. Deutlich später als ursprünglich vorgesehen. Die Kosten für das große Kunstprojekt von einer Million Euro wurden durch Spenden und Sponsoren aufgebracht.

"Die U-Bahn ist eine Röhre und bereit für eine Fahrt durch die Unterwelt, eine schöpferische Reise vom Dunkel ins Licht."

Vor geladenen Gästen wurde das Gesamtkunstwerk in Anwesenheit des Künstlers in der Nacht auf Freitag feierlich enthüllt. Um Mitternacht fuhr eine nach dem Werk gestaltete Bahn die 14 Keramikreliefs ab. Auch Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) sah das gesamte Werk mit allen Reliefs zum ersten Mal: "Von den 14 habe ich drei oder vier schon gesehen, insofern gibt es noch manche Überraschungen für mich heute", so der Oberbürgermeister gegenüber dem SWR auf der Vernissage.

Mentrup zeigte sich zuversichtlich, dass das Projekt ein Imagegewinn für Karlsruhe darstellen könnte. Es sei eine Qualität geschaffen worden, die kunstinteressierte Menschen nach Karlsruhe ziehen könnte.

Auch der Künstler selbst drückte seinen Stolz aus: "Das Kunstwerk wird mich überleben und ich will natürlich mit einem guten Kunstwerk in die Ewigkeit eingehen - und nicht mit einem Witz", so Lüpertz auf der Vernissage.

 

Unterirdischer Bahnverkehr für Vernissage gesperrt

Für die Enthüllung vor geladenen Gästen wurde der Bahnverkehr laut der Karlsruher Verkehrsbetriebe im gesamten U-Bahn-Bereich ab 22 Uhr eingestellt und oberirdisch umgeleitet. Seit vier Uhr am Freitagmorgen, mit der Wiederaufnahme des regulären Fahrplans, sind die Werke dann für die Öffentlichkeit rund um die Uhr an 365 Tagen zugänglich.

Kirchenvertreter freuen sich auf biblisches Kunstwerk

Auch Kirchenvertreter in Baden-Württemberg haben die Kunstwerke von Markus Lüpertz in der Karlsruher U-Bahn gewürdigt. In der Karlsruher Stadtkirche fand am Freitagabend ein Festakt zur Eröffnung statt.

"Die Genesis von Markus Lüpertz ist eine Kunst, die uns alle angeht."

Die Kunstwerke im Karlsruher Untergrund forderten dazu auf, "uns als Teil einer Umwelt zu verstehen, für die wir alle Verantwortung tragen". Es gehe auch um ein Nachdenken über die eigenen Wurzeln.

Umsetzung stellte Künstler vor Herausforderung

Ursprünglich hätten die Keramikreliefs in der Karlsruher Keramikmanufaktur Majolika entstehen sollen. Im Herbst 2020 hatte der für das Projekt zuständige Verein "Karlsruhe Kunst erfahren" die Zusammenarbeit allerdings beendet, nachdem die Manufaktur binnen eines Jahres nur eine Tafel hatte fertigen können.

Künstler Markus Lüpertz "thront" auf einer Leiter über einer seiner Keramiktafeln, die er für die Karlsruher Kombilösung produziert. (Foto: Karlsruhe Kunst Erfahren)
Künstler Markus Lüpertz "thront" auf einer Leiter über einer seiner Keramiktafeln.

Die 14 Keramiken wurden dann in Zell am Harmersbach (Ortenaukreis) hergestellt, doch auch dort liefen die Brennvorgänge nicht reibungslos. Es kam immer wieder zu Verzögerungen, sodass das Kunstwerk erst deutlich nach der Eröffnung der Kombilösung fertiggestellt werden konnte.

Kunstprojekt wurde gegen Widerstände durchgesetzt

An dem Kunstprojekt hatte es im Vorfeld vielfache Kritik gegeben. Einer der Vorwürfe: Eine Privatinitiative mit wohlhabenden Spendern solle nicht darüber entscheiden können, welche Kunst im öffentlichen Raum gezeigt wird.

Außerdem hatte es Einwände wegen der christlichen Bezüge der Werke gegeben. Im Sommer 2017 hatte der Gemeinderat dem Projekt nach langer Diskussion zugestimmt.

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