Systemsprenger - Karlsruher Behörden ratlos wegen krimineller Kinder

"Keine Maßnahme greift"

Diebstähle, Einbrüche, Überfälle: Kriminelle Kinder in Karlsruhe - Behörden ratlos

Stand
Autor/in
Tobias Zapp
Tobias Zapp

Eine Gruppe krimineller Kinder beschäftigt seit einiger Zeit die Karlsruher Behörden. Auf ihr Konto gehen nicht nur Bagatelldelikte, sondern auch Beutezüge im großen Stil.

Die Liste der Fälle ist lang: zahlreiche Einbrüche, Diebstähle und Raubüberfälle. Sogar Autos wurden geklaut, mit denen die minderjährigen Täter durch Karlsruhe gefahren sind. Verantwortlich für diese Taten ist keine Verbrecherbande von Erwachsenen, sondern es sind einzelne Kinder.

Kinder zeigen hohe kriminelle Energie

Die Karlsruher Polizei ist den Tätern schon länger auf der Spur. Die meisten sind zwischen 12 und 13 Jahre alt. Wie groß die Gruppe ist, können die Ermittlerinnen und Ermittler nicht wirklich sagen. Sie sind scheinbar nicht organisiert, agieren oft spontan und in unterschiedlichen Konstellationen. Die Kinder haben eine unterschiedliche Herkunft, kommen aus den verschiedensten sozialen Schichten, so die Polizei. Was sie gemeinsam haben: eine extrem hohe kriminelle Energie.

Keine von Erwachsenen geführte Gruppe

Woher die kriminelle Energie kommt, kann die Karlsruher Polizei schwer einschätzen. Die Kinder hätten nichts mit den Banden zu tun, die vor einigen Jahren in der Region unterwegs waren. Damals wurden Minderjährige von Erwachsenen aus Frankreich für Diebstähle über die Grenze geschickt. Das sei diesmal nicht der Fall, so die Polizei. Die Karlsruher Kindergruppe agiere selbstständig.

"Das ist ein Extremfall. So etwas haben wir hier noch nicht erlebt."

Das nötige Wissen für ihre Straftaten haben sich die Kinder offenbar im Internet angeeignet. Wann immer sich eine Gelegenheit bietet, schlagen sie zu. Ihre Beute findet sich später oft irgendwo weggeworfen wieder. Den nötigen Kick liefert offenbar nur die nächste Straftat.

Kinder müssen keine Strafe fürchten

Für die Polizei in Karlsruhe ist der Umgang mit kriminellen Kindern schwierig. Strafrechtlich kann man sie erst ab einem Alter von 14 Jahren belangen. Dass wissen die Betroffenen offenbar auch und nutzen es aus, so die Polizei. Trotzdem wird versucht, mit verschiedenen Maßnahmen auf die Kinder einzuwirken. Hier kommt die Stadt Karlsruhe ins Spiel.

"Keine Maßnahme greift. Aktuell bleibt uns nur abzuwarten, bis die Täter 14 sind."

Karlsruher Behörden sind ratlos

Sozialbürgermeister Martin Lenz (SPD) ist gut mit dem Fall vertraut. Die Stadt hat schon mit allen möglichen Mitteln versucht auf die Kinder einzuwirken, bislang vergeblich. Lenz spricht von sogenannten Systemsprengern. Diese Kinder lassen sich trotz unzähliger Gespräche nicht von ihrem Handeln abbringen, so der Sozialbürgermeister. Der letzte Schritt wäre die Unterbringung der Kinder in einer geschlossenen Jugendeinrichtung. Die wollen die Karlsruher "Problemfälle" aber nicht aufnehmen.

Das lässt auch Bürgermeister Martin Lenz ratlos zurück. Die Stadt will sich jetzt genauer mit den Fällen auseinander setzen und in einer nicht-öffentlichen Sitzung darüber beraten. Klar sei, so Bürgermeister Lenz, dass man weiterhin versuchen werde, die Kinder in einer Jugendeinrichtung unterzubringen.

Kinder müssen mit Konsequenzen für die Zukunft rechnen

Zumindest in Zukunft könnte das Verhalten der Kinder aber Konsequenzen haben. Wer einen Führerschein oder einen Ausbildungsplatz will, der muss auch die charakterlichen Eigenschaften dafür mitbringen. Die Liste an Verfehlungen der Karlsruher Kinderdiebe hingegen ist lang. Das wird ihnen irgendwann mehr Probleme bereiten, als sie sich aktuell vorstellen können, so die Polizei.

Und sollten sie auch mit 14 Jahren weiter kriminell bleiben, dann erwarten die Kinder deutlich härtere Strafen als üblich. Denn ihre Vorgeschichte bleibt.

Mehr zum Thema Kinder in Karlsruhe

Stutensee

Zwei Jugendliche erzählen Weg aus der Kriminalität: Jugendeinrichtung Schloss Stutensee bei Karlsruhe

2023 ist die Jugendkriminalität laut Bundeskriminalamt um etwa zehn Prozent gestiegen. Was dagegen hilft, erzählen junge Straftäter aus der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee bei Karlsruhe.

Karksruhe

Zu wenig Geld und Personal Jugendhilfe in Karlsruhe vor dem Kollaps?

Kriminelle Jugendliche bringen die Behörden ans Limit. Wo die Probleme liegen, zeigt die Jugendhilfeeinrichtung Schloss Stutensee bei Karlsruhe.

SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR Fernsehen BW

Stutensee

Serie über Jugendhilfe Schloss Stutensee bei Karlsruhe: Chance für straffällige Jugendliche

Auf Schloss Stutensee gibt es eine geschlossene Abteilung für straffällige Jugendliche, die sonst ins Gefängnis müssten. Wer Glück hat, bekommt hier die Chance, sein Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken.

Landesschau Baden-Württemberg SWR Fernsehen BW

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.