Karlsruher Polizei warnt vor Schockanrufen und ähnlichen Straftaten (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand)

Zahlen steigen drastisch

Von Schockanruf bis Enkeltrick - Karlsruher Polizei registriert immer mehr Betrug am Telefon

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AUTOR/IN
Carla Benkö
Felix Wnuck

Trickbetrüger geben sich am Telefon als Polizisten aus und bringen Menschen um Geld oder um Wertanlagen. Die Zahl der Fälle nimmt dramatisch zu. Die Karlsruher Polizei warnt und informiert.

Es werden täglich mehr. Im ersten Halbjahr 2022 wurden bei der Karlsruher Polizei bereits 913 dieser betrügerischen Anrufe registriert. Die Zahl ist bereits jetzt über die der beiden Vorjahre gestiegen. Darin sind allerdings nur gemeldete Anrufe erfasst. Es wird von einer weitaus höheren Dunkelziffer ausgegangen.

Die Masche ist fast immer die Gleiche

Die Täter rufen unter der 110 oder der Nummer der örtlichen Polizeistelle an und täuschen Unfälle oder Notfälle naher Angehöriger vor. In anderen Fällen warnen Betrüger vor bevorstehenden Einbrüchen oder Falschgeldskandalen. Das Geld der Betroffenen soll zur sicheren Verwahrung oder zur Echtheitsprüfung an sie abgeben werden. Falsche Polizeibeamte holen das Geld direkt an der Haustür ab.

"Die Polizei holt niemals Wertsachen bei Ihnen ab. Die Polizei ruft nicht mit der 110 an."

Täter arbeiten mit professionellen Methoden

Die Täterkreise sind nach den Erkenntnissen der Polizei hochkriminell und operieren aus professionellen Callcentern im Ausland. Die Opfer werden durch das Vortäuschen von Ausnahmesituationen massiv unter Druck gesetzt und durch ständiges Nachfragen in der Leitung gehalten. Vor allem ältere Menschen trauen sich aus Respekt vor der Polizei oft nicht, aufzulegen. Betroffenen wird im Gespräch meist eine technische Überprüfung, eine sogenannte Verifikation des Anrufes, vorgespielt. In anderen Fällen wird auf Namen offizieller Polizeibeamter verwiesen, um den Anruf als echt zu verifizieren.

"Furcht, Angst, Schock frisst Hirn. Das heißt die Leute, wie wir alle, wenn wir in einer solchen Situation sind, bekommen einen Tunnelblick."

Betroffene tragen oft langfristige Schäden davon. Viele verlieren ihr ganzes Vermögen an die Betrüger. Aber auch, wenn kein Geld abgegeben wurde, haben Opfer oft lange an den Folgen der Anrufe zu knabbern.

Die Polizei informiert in der Karlsruher Innenstadt mit einem Präventionsstand über Telefonkriminalität (Foto: SWR)
Die Polizei informiert in der Karlsruher Innenstadt mit einem Präventionsstand über Telefonkriminalität

Polizei wendet sich an Angehörige und Banken

Um besonders gefährdete Gruppen in der Gesellschaft vor Trickbetrügern zu schützen, leistet die Polizei viel Präventionsarbeit und gibt Tipps. Banken und Taxifahrer werden zum Beispiel für die Thematik sensibilisiert, um im Notfall im letzten Moment einschreiten zu können. Das Polizeipräsidium Karlsruhe bittet vor allem Angehörige, nahestehenden Senioren und Seniorinnen in ihrem Umfeld über die Thematik aufzuklären.

Wer einen fragwürdigen Anruf bekommt sollte sich laut Polizei nicht unter Druck setzen lassen und auflegen, sobald etwas merkwürdig zu sein scheint. Man sollte niemals über persönliche finanzielle Verhältnisse am Telefon sprechen. Und die Polizei empfiehlt, sich mit Angehörigen oder der Polizei über verdächtige Telefonanrufe auszutauschen.

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